Die Redewendung „Schwerter zu Pflugscharen“ dürfte nahezu jedem bibelfesten Christen und gottlosen Friedensbewegten aus der Ex-DDR geläufig sein. Weitaus weniger unters Volk gebracht hingegen wurde der Spruch „Mittelalterliche Stadtmauern zu Spinnenasylen“, und nur im luxemburgischen Städtchen Vianden scheint er beherzigt worden zu sein.
Donnerstag, 15. Dezember 2011
Dienstag, 13. Dezember 2011
Ein Schicksal im Saarland
Erwin Backes (72) weiß auch zweieinhalb Jahrzehnte nach der Schließung der Völklinger Hütte (138) nicht mehr, wo er seine letzte Automatenflasche mit Limonade hingestellt hat. Seine Frau Hiltrud (70) hält ihm heute noch vor, wofür man die drei Groschen (30 Pf) Pfand alles hätte verwenden können und wie viel dieser Betrag heute wert wäre.
Donnerstag, 8. Dezember 2011
Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 12: TKKgirl!
Endlich gibt es in der rauhen Hörspielwelt, die nur für Jungen oder Männer oder junge Männer erschaffen zu sein scheint, eine Serie, die völlig auf pubertierende Mädchen oder solche, die es werden wollen, zugeschnitten ist. Die Rede ist von „TKKgirl!“ aus dem Hause „Östrogena“. TKK, das ist einmal die fünfzehnjährige Rußlanddeutsche Tatjana Djurenova, die immer ein wenig trampelig mit ihren algengrünen Haaren und ihren Gummistiefeln aussieht – aber in Sachen Pferdestallausmisten macht ihr niemand etwas vor! Und jeden, der behauptet, das Leben wäre kein Ponyhof, verjagt sie eigenhändig mit der Mistgabel vom Ponyhof „Ponyhof“, wo sie ihr Taschengeld aufbessert. Nach der Schule möchte sie dort als Stallmagd-Azubine anfangen. Zweites Mitglied und erstes K der Bande ist die vierzehnjährige Françoise Eckler, die aber Kajal genannt wird, weil sie sich erstens gerne schminkt, zweitens sonst der Name TKK obsolet wäre und sie drittens aufgrund nicht vorhandener Französischkenntnisse auch gar nicht wüßte, wie sie ihren richtigen Namen aussprechen sollte. Drittes Mitglied schließlich ist die gleichfalls vierzehnjährige Kevinilla Korschenbroich, die im Gegensatz zu den anderen beiden statt einer Gesamtschule eine richtige Hauptschule besucht. Ihr Vater ist ein erfolgreicher Darsteller im Erwachsenenfilm und daher selten zu Hause. Dieses ungleiche Trio erlebt rund um eine ungenannte Beinahe-Millionenstadt namens Köln zahlreiche Abenteuer, wo es immer wieder um Liebeskummer, Eifersucht, neue Modetrends, Singsternchen-Castings und vielen anderen uninteressanten Weiberquatsch geht. Wenn man also als männlicher Vertreter der Gattung Mensch einmal wieder wissen möchte, warum man während der Pubertät die Mädchen doof fand, sollte man bedenkenlos in diese Serie hineinlauschen. Und auch der Nutzen für konsumverblödete jugendliche Menschenweibchen ist immens; läßt es sie doch ahnen, warum es Frauen wie Alice Schwarzer geben muß. Bislang wurden unter anderem folgende Geschichten vertont:
- Herpes im Schnee
- Gestank im Kuhstall
- Topmodels beim Handy-Casting
- Ausverkauf im Fitneß-Studio
- Tatort Promihochzeit
- Pickelalarm am Filmset
- Betrug im Schuhladen
- Giftiges Stretch-Top
- Skandal beim Popkonzert
- Die Handy-Kostenfalle
- Das Lippenstift-Komplott
Dienstag, 6. Dezember 2011
Familie Schmitt, Eremiten
Familie Schmitt, eine Familie von Einsiedlern, die in einem weitläufigen Waldgebiet diverse Höhlen bewohnt (natürlich jedes Mitglied einzeln), war häufiger erbost über Wanderer, die es wagten, ihre Einsamtkeit zu stören. Ganz besonders jedoch weckten Geländeradler ihren Zorn, so daß die Familie schließlich beschloß, die Zugänge zu ihrem Gebiet mit Baumstämmen zu verrammeln.
Donnerstag, 1. Dezember 2011
Carola von Abwasch-Flause und Carl Georg Friedrich Theobald von und zu Hohenrössern geben hochadelige Haushaltstips. Teil 3
Ihr Leben ist einmal wieder trübe und sinnlos? Im Vergleich zu Ihren Ahnen, die noch kühn in Schlachten ziehen durften und sich so den Namen machten, den Sie heute noch tragen, kommen Sie sich klein und wertlos vor? Erwerben Sie sich doch Ihren eigenen Titel! Sofern sie maturiert haben (was jedoch in Ihren Kreisen zum Standardrepertoire gehören sollte), nimmt wohl jede Universität Ihrer Wahl Ihr Immatrikulationsgesuch freudig entgegen. Geben Sie sich jedoch nicht mit solch albernen Abschlüssen wie Diplom oder bürgerlich-kleingeistigen Titeln wie Master oder gar Bachelor zufrieden; eine Dissertation sollte das Mindeste sein, was Ihren universitären Bildungsweg krönen sollte. Allerdings müssen Sie als Angehöriger des Hochadels darauf achten, nicht auf bildungsbürgerlichem Wege Ihren Doktortitel zu erwerben: Ein Adeliger arbeitet nicht, er läßt arbeiten! Erkenntnisse, die irgendein nichtadeliger Niemand aus dem Bürgertume aus seiner Wissenschaft gezogen hat, warten nur darauf, von Ihnen aufgenommen und solchermaßen geadelt zu werden. Nur kleingeistiges Bürgergelump wird darauf beharren, daß Sie Ihre Quellen offenlegen. Ein Adeliger weiß, wann er zu schweigen hat! Auch sehen Sie zu, daß Sie Ihre Arbeit nicht wie irgendeine bürgerliche Krämerseele auf einem, bestenfalls zwei Datenträgern speichern – divide et impera heißt die Devise! Jedes Kapitel, wenn nicht gar jeder Absatz aus Ihrem Geiste oder doch zumindest aus Ihrer Suchmaschine ist es wert, einen eigenen Datenträger damit zu belegen! Heerscharen von stationär gebundenen Rechnern, tragbaren Rechenknechten, ausgelagerten Festplatten, digitalen Silberlingen, diversen Speicherriegeln, -stiften und -karten sind die Untertanen des digital versierten Adeligen! Einem Bürgerlichen würde man nachsehen, verlöre er hier den Überblick, aber als Adeliger von Rang und Namen wird Ihnen das selbstredend nicht passieren. Sollten nach Ihrer erfolgreichen Dissertation dennoch kleingeistige Kritik bürgerlicher Provenienz aufkommen, schreiben Sie vorsichtshalber Ihre Biographie, die Sie dann aus Ihrem selbgewählten Exil veröffentlichen. Denn Ihren Adelstitel kann Ihnen niemand mehr nehmen, selbst wenn Sie Ihrer Lebensgeschichte Versatzstücke Ihrer Vorfahren hinzufügen.
Dienstag, 29. November 2011
Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 11: Pfui-Puh, das Muff-Gespenst
Nicht nur Kriminelles und Jugendliches will in Form von Hörspielen potentiellen Hörern nahegebracht werden, auch Gruselgeschichten finden immer aufs Neue begeisterte Anhänger, nicht zuletzt, weil man sich das Schreckliche nach bester Poe-Manier vorstellen muß, ohne es greifbar oder wenigstens vor Augen zu haben. So auch die wiederentdeckte Serie des Verlages „Ur-Opa“, der sich der Gespensterserie eines unter dem wenig einnehmenden Pseudonym Eberwutz Analander-Pups schreibenden und ansonsten unbekannten Schriftstellers angenommen hatte. In den Geschichten rund um „Pfui-Puh, das Muff-Gespenst“ geht um allerhand Abenteuer, die die Titelfigur gegen die Reinlichkeit der Menschen bestehen muß. Und das ist gar nicht immer so einfach! Tagsüber haust der Dreckspatz aus dem Jenseits in einem Korb voller Schmutzwäsche, womit schon viele seine Probleme beginnen: Schon oft kam es vor, daß der arme Geist mitsamt der Wäsche in der Maschine landete und sich zur Geisterstunde frisch gereinigt an der Wäscheleine wiederfand. Doch zum Glück hat Pfui-Puh seine kleinen Freunde, die Fleckenteufel, die ihm schon aus so mancher Zwickmühle befreien konnten. Rund vierzig Abenteuer veröffentlichte Ur-Opa in den Siebzigern, bis von Pädagogen erhebliche Bedenken geäußert wurden, weil der sich ewig im Drecke suhlende Geist kein geeignetes Vorbild für den Nachwuchs sei. Daher warten u. a. folgende Abenteuer bis heute auf ihre Wiederveröffentlichung auf digitalen Medien:
- Pfui-Puh und der rabenschwarze Fingernagel
- … und die Schreckensnacht im Waschsalon
- … und die schauerliche Verseifung
- … und das reinliche Phantom
- … und die große Schmutzschau
- … und der dreckige Punkt
- … fährt die Dreckschleuder
- … und die unheilvolle Grundreinigung
- … und die schmutzige Schauerschar
- … und die gereinigte Ahnfrau
- … und die tausend Geisterflecken
Samstag, 26. November 2011
Mitgedacht
Das Problem ist altbekannt: Kaum ist man in einer fremden Stadt, schon läßt einen der Orientierungssinn im Stiche. Erschwerend kommt hinzu, wenn man darüber hinaus auch noch in einem fremden Lande sich befindet, dessen Sprache man nicht spricht. Und am allerschwersten haben es die, die gar keine menschliche Sprache sprechen, wie etwa der gemeine Hausdrache. Hier hat die Stadt Metz, seit jeher ein beliebtes Ziel drakonischer Touristen, in vorbildlicher Weise vorgesorgt: Allerorten findet man hier, eingelassen in den Boden und damit die Tatsache berücksichtigend, daß Drachen meist gebückten Ganges sich fortbewegen, Hinweistafeln, wohin der Feuerspeier seine Schritte wenden muß, um die nächste touristische Attraktion zu gewahren.
Donnerstag, 24. November 2011
Tempora mutantur et divulgatio mutatur in illis
Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie ein heutiger Bedarfsweckungsfachwirt diese simple, aber vielleicht sogar wahre, zumindest aber der modernen Hausfrau der 20er Jahre verständliche Aussage mit dem Anglizismusquirl bearbeitet, um der modernen Hausfrau der 10er Jahre, die weder Haus- noch -frau sein möchte, den Fleckentferner anzupreisen.
Freitag, 18. November 2011
Edgar-Wallace-Filme, die nie gedreht wurden. Siebter Teil:
Aufregung in English Cooking Castle: Während einer von dort live gesendeten Kochsendung der Besitzerin des Castles, Lady Saucepan (Elisabeth Flickenschild), kommt der von ihr geladene Stargast, Sir Reginald Porridge (Siegfried Lowitz) auf geheimnisvolle Weise ums Leben. Das offizielle Untersuchungsergebnis von Kommissar Fluke Happenstance (Ulrich Beiger) lautet: Tod durch Ersticken an einem schwer zerkaubaren Würstchen, also Unfall. Sein Kollege, Kommissar Thomas Hunch (Viktor de Kowa), möchte dem jedoch keinen Glauben schenken, weiß er doch durch einen Informanten (Klaus Kinski), daß Porridge in der Sendung peinliche Geheimnisse aus dem Leben der Lady ausplaudern wollte – wovon diese jedoch nichts gewußt haben wollte. Hunchs Mißtrauen wider die offiziellen Ermittlungen wachsen um so mehr, als sein Informant tot aus der Themse gefischt wird, ein Würstchen in seinem Halse steckend. Unter falschem Namen mischt er sich unter die Fernsehleute in English Cooking Castle und schließt sogleich Freundschaft mit dem drolligen Requisiteur Ian Props (Eddi Arent). Verdacht hingegen schöpft er sogleich gegen den Regisseur von Lady Saucepans Sendung, Edward Paring-Knife, der von dem geplanten Eklat vor laufender Kamera wußte, sowie gegen die ehrgeizige jüngere Schwester der Lady, Madeleine Saucer (Mady Rahl), die ihrer Schwester Titel und Sendung neidet. Als jedoch Paring-Knife ebenfalls einem Würstchenattentat zum Opfer fällt und auf die Saucer ein Anschlag verübt wird, muß Hunch völlig umdenken…
Donnerstag, 17. November 2011
Elisabethenblätter
Im saarländischen Blieskastel verehrt man heute noch die heilige Elisabeth, die sich ganz ihrem Klostergärtchen widmete. Besonders stolz war sie auf ihren Ahornbaum, auf dem ihr eines Tages sogar eine Marienerscheinung zuteil geworden sein soll. Daraufhin begann sie, jedem Blatte ihres Baumes den Namen eines Heiligen oder Seliggesprochenen zu geben und diese dann im Herbste einzusammeln und zu archivieren. Leider war es ihr nicht alljährlich vergönnt, jedem Heiligen oder Seliggesprochenen ein Blatt zu widmen, da der Baum wuchs und Blätter an anderen Stellen heraussprossen. Als mathematisch Begabte blies Elisabeth aber nicht Trübsal, sondern begann, Statistiken über die Häufigkeit bestimmter Heiligenblätter zu führen. Nach ihrem Tode führten die Blieskasteler ihr Werk fort, bis dereinst der Ahornbaum seinerseits das Zeitliche segnen wird. Im Schaukasten wird jeden Herbst bekanntgegeben, wer sich zu den Top-Heiligen von Blieskastel zählen darf.
Donnerstag, 10. November 2011
Was Großmutter noch wußte…
Ein begrenztes großmütterliches Budget sowie ein kindlicher Weihnachtswunsch müssen nicht unbedingt unvereinbar miteinander sein: Mit ein wenig Ausdauer und viel Wolle lassen sich auch größere Vorhaben verwirklichen, die Kinderherzen höher schlagen lassen. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist das Stricklieselrad, das eine 87jährige Saarbrückerin ihrem Enkel in monatelanger Kleinarbeit gestrickt hat. Mit seinem farbenfrohen Auftritte ist dies Rad nicht nur weitaus individueller als das uniforme Drahteselgrau der üblichen Kaufräder aus Blech, Stahl oder Leichtmetall, sondern dient mit seine Farbenpracht auch noch der Verkehrssicherheit, denn solcherart koloriert bewegt sich der Nachwuchs sicher im Straßenverkehr, ohne übersehen zu werden.
Donnerstag, 3. November 2011
Knigge für die Tonne
Donnerstag, 27. Oktober 2011
Gefahren sportlicher Betätigung zu Wasser
Der Lippeverband weist mit Recht darauf hin, daß aufrecht betriebene Wassergymnastik ohne entsprechende Ausrüstung (Umschnall-Schwimmkissen u. dergl.) nicht nur albern aussieht, sondern auch figürlichen Ansprüchen nur unzureichend gerecht wird, da nicht vorschriftsmäßig sich im Wasser befindliche Gymnasten neben den sportlichen Bewegungen in senkrechter Lage auch noch für den Verbleib ihres Kopfes oberhalb der Wasserlinie Sorge tragen müssen.
Samstag, 15. Oktober 2011
Die Gefahr des Essens von zu eng verpackten Gummibärchen
Jeder Mensch, ob Mann, ob Frau,
ißt Gummibärchen grün und blau.
Doch störend ist der Farbstoff nicht –
erstickend geht uns aus das Licht:
Durch Gummibärn beengt verpackt,
wo einer an dem andren pappt.
Bevor nun anhebt großes Fluchen,
wolln wir lieber untersuchen,
welchen Aufbau sie denn haben:
Außen ist da Wachs aus Waben.
Doch drinnen ist – uns fehln die Worte –
Gummi von der schlimmsten Sorte;
denn es klebt nicht nur am andern –
auch von Zungen will’s nicht wandern:
Denn wenn man nimmt in Hast und Gier
nicht einen Bären, sondern vier,
kann es sein, daß sie verkleben
und uns nehmen unser Leben.
Packt man hilflos hinterher,
würget man sich noch viel mehr!
Elend geht man so zugrunde,
Gummipfropfen in dem Munde.
Darum:
Riesentüten? Welch ein Schund!
Gummibärn im Dreierbund!
ißt Gummibärchen grün und blau.
Doch störend ist der Farbstoff nicht –
erstickend geht uns aus das Licht:
Durch Gummibärn beengt verpackt,
wo einer an dem andren pappt.
Bevor nun anhebt großes Fluchen,
wolln wir lieber untersuchen,
welchen Aufbau sie denn haben:
Außen ist da Wachs aus Waben.
Doch drinnen ist – uns fehln die Worte –
Gummi von der schlimmsten Sorte;
denn es klebt nicht nur am andern –
auch von Zungen will’s nicht wandern:
Denn wenn man nimmt in Hast und Gier
nicht einen Bären, sondern vier,
kann es sein, daß sie verkleben
und uns nehmen unser Leben.
Packt man hilflos hinterher,
würget man sich noch viel mehr!
Elend geht man so zugrunde,
Gummipfropfen in dem Munde.
Darum:
Riesentüten? Welch ein Schund!
Gummibärn im Dreierbund!
Freitag, 7. Oktober 2011
Die Revolution im Automobilbau
Ein von Bündnis 90/Die Grünen vorgestelltes Automobilprojekt soll den Individualverkehr in Deutschland revolutionieren: Auf Basis eines gebrauchten Opel Corsa B zeigte uns die Ökopartei jüngst, wie in ihren Augen die Zukunft des Automobils aussehen muß: Platte Reifen entziehen der Umwelt keine wertvolle Atemluft, blinde Scheinwerfer verschwenden keinen wertvollen Strom, und die Fenster werden liebevoll zu Biotopen für Grünalgen, Flechten und Moos umgestaltet. Festgerostete Bremsen und ein standgeschädigter Motor sorgen überdies dafür, daß das Auto erst gar nicht losfährt und somit auch keinen Sprit verbraucht.
Dienstag, 4. Oktober 2011
Sie sind unter uns. Teil 1
In Filmen landen Außerirdische gerne in US-amerikanischen Großstädten, um von dort aus die gesamte menschliche Zivilisation ins Verderben zu schicken. Wirklich intelligentes Leben von außen jedoch wird sich hüten, sich ausgerechnet dem Menschen zu zeigen und somit am Ende noch sein eigenes gewaltsames Ableben zu provozieren. Wirkliche Ufolandeplätze liegen im Verborgenen, und nur dem geübten Betrachter ist es möglich, sie als solche zu erkennen. Ein schönes Beispiel hierfür sind die Steinfetische einer Expeditionstruppe eines Planeten, der um den Stern Merak (Sternbild des Großen Bären) kreist. Scheinbar achtlos und wenig kunstfertig auf Baumstümpfen plaziert, wissen die Meraki ihre wahre Größe und Intelligenz vor uns zu verbergen.
Donnerstag, 29. September 2011
Donnerstag, 22. September 2011
Szenen einer Ehe. Teil 8
Parapono
„Warum hast du mich verlassen?
Warum hast du das getan?“
Kunigunde kanns nicht lassen,
mich zu quäln in ihrem Wahn.
Mit Gewalt, das weiß sie schon,
bekommt sie nichts zurück.
Auch mit beißendem Humor und Hohn
versuchte sie es ohne Glück.
So hat sie eine neue Masche:
Sie probiert die Mitleidstour!
Statt schimpfend mich zu nennen „Flasche!“
entfleuchen Klagen ihrem Munde nur.
„Ja, ich habe dich verlassen
und habs aus gutem Grund getan:
Sah ich doch alle schon erblassen,
die dich einst aus der Nähe sahn.“
„Warum hast du mich verlassen?
Warum hast du das getan?“
Kunigunde kanns nicht lassen,
mich zu quäln in ihrem Wahn.
Mit Gewalt, das weiß sie schon,
bekommt sie nichts zurück.
Auch mit beißendem Humor und Hohn
versuchte sie es ohne Glück.
So hat sie eine neue Masche:
Sie probiert die Mitleidstour!
Statt schimpfend mich zu nennen „Flasche!“
entfleuchen Klagen ihrem Munde nur.
„Ja, ich habe dich verlassen
und habs aus gutem Grund getan:
Sah ich doch alle schon erblassen,
die dich einst aus der Nähe sahn.“
Donnerstag, 15. September 2011
Unbekannte Heilige. Teil 1
Fast vergessen ist der Heilige Decapitatus, dessen Andenken die katholische Kirche am heutigen Tage feiert. Geboren wurde er im Jahre 275 pünktlich zur Ermordung des römischen Kaisers Aurelian und starb pünktlich zu seiner eigenen Ermordung im Jahre 305. Der Bischof von Iuvavum erreichte er in der alternativen Wundbehandlung eine gewisse Berühmtheit, indem er Verletzten Salz in ihre Wunden streute. Daher wurde er nach seiner Heiligsprechung im Jahre 998 durch Papst Gregor V. vor allem von Kranken mit offenen Wunden angerufen, daß er ihnen um Himmels willen fernbleiben sollte. Er wurde der Legende nach im Laufe der diokletianischen Christenverfolgung am 15. September 305 geköpft, weil er sich weigerte, einen heidnischen Soldaten der kaiserlichen Armee mit geweihräuchertem Wundsalz zu behandeln und statt dessen einfaches Kaliumnitrat aus dem Pökelfaß nahm. Wo seine sterblichen Überreste genau bestattet wurden, ist nicht bekannt, jedoch sollen sich Reliquien dieses Heiligen im Salzburger Dom befinden, wo er bis heute eine gewisse Verehrung erfährt.
Donnerstag, 8. September 2011
Edgar-Wallace-Filme, die nie gedreht wurden. Sechster Teil:
Unheimliche Dinge geschehen rund um Laughing Manor in der Nähe von London: Die junge Maggie Needle (Uschi Glas), die dort bald eine Stelle antreten soll, wird von einem Unbekannten (Klaus Kinski) am Telefon ausgelacht, weil sie angeblich nicht genügend Humor für diesen Job hätte. Ihre Freundin und Mitbewohnerin Lizzy Borden (Karin Dor) ist jedoch anderer Meinung und erschlägt den Unhold bei einem heimlichen Treffen im Hyde Park mit einer Axt. Doch damit ist das Ungemach für Maggie noch lange nicht beendet! Denn schon bald muß sie feststellen, daß ihre neue Arbeitgeberin, Lady Laughing Stock (Lil Dagover) offenbar geistesgestört ist: Ständig läuft sie mit rot angemalter Nase und einer grünen Halbglatzenperücke im Schloß herum und läßt das hohle Gelächter ihres Lachsackes erklingen. Bisweilen verschwindet sie sogar über Nacht spurlos. Maggie und der Sohn der verwitweten Lady, Lord Alvin, wollen der verrückten Alten auf die Spur kommen und landen unversehens in der Welt des Zirkus, wo sich offenbar eine lange vermißte Schwester der Lady als Artistin verdingt. Sie durfte damals als jüngere Schwester zum Zirkus, während die ältere den Landsitz der Laughing Stocks erben mußte. Kein Wunder also, daß die Lady ihre Schwester abgrundtief haßt. Als erste Mordanschläge auf Haroldine Pinter (Elisabeth Flickenschildt), besagte Schwester und Artistin, verübt werden, ist für Alvin und Maggie klar, daß Lady Laughing Stock dahinter stecken muß. Doch dann wird sie von ihrem Hausarzt Dr. Quack (Fritz Rasp) in die Irrenanstalt überwiesen, derweil die Mordanschläge nicht abreißen. Nachdem Maggie und Alvin auch noch die Hilfe von Lizzy und dem Scotland-Yard-Polizisten Vic Dorn (Joachim Fuchsberger) in Anspruch nehmen, wird sowohl auf Seiten der Ermittler wie auch der Verdächtigen die Lage immer unübersichtlicher, zumal auch noch Dr. Quack und der Butler der Lady, James Hives (Eddi Arent), ihre Hilfe anbieten und dem ermittelnden Quartett mehr als einmal ins Handwerk pfuschen. Doch da hat Vic Dorn einen rettenden Einfall, und es kommt zum spannenden Finale unterm Zirkuszelt…
Donnerstag, 1. September 2011
Donnerstag, 25. August 2011
Zurück ins Leben
„Wer rastet, der rostet“ – diese alte Volksweisheit gilt auch für das häusliche Getier. Dieses seit ein paar Jahrhunderten abgestellte edle Roß eines zwischenzeitlich verstorbenen Adeligen aus dem lothringischen Raume mußte etliche Bewegungstherapien über sich ergehen lassen, um wenigstens für einen leichten Ausritt auf freier Weide gewappnet zu sein. Hier und da verfällt es jedoch noch immer in eine Art Schockstarre, aus der man es nur durch geschicktes Locken mit Zuckerstückchen zu lösen vermag.
Dienstag, 23. August 2011
Fettfleckentfernung
Weiche Butter, sahnig-lecker,
streicht sich mit beschwingter Hand
auf die Brötchen frisch vom Bäcker,
die ich derart schmackhaft fand.
Doch nun fliegt (ganz ohne Flügel)
gute Butter auf das Kleid
meiner Liebsten – kaum vorm Spiegel
gellend sie beginnt den Streit.
Seh von Tassen mich umflogen,
die sie auf mich warf mit Schwung.
Noch ein Treffer – ungelogen! –
bringt mich auf der Stelle um!
Schicksal, segne die Tenside,
laß sie wirken tief und rein.
Laß beim Kochen meine Liebe
aber ja nicht laufen ein!
streicht sich mit beschwingter Hand
auf die Brötchen frisch vom Bäcker,
die ich derart schmackhaft fand.
Doch nun fliegt (ganz ohne Flügel)
gute Butter auf das Kleid
meiner Liebsten – kaum vorm Spiegel
gellend sie beginnt den Streit.
Seh von Tassen mich umflogen,
die sie auf mich warf mit Schwung.
Noch ein Treffer – ungelogen! –
bringt mich auf der Stelle um!
Schicksal, segne die Tenside,
laß sie wirken tief und rein.
Laß beim Kochen meine Liebe
aber ja nicht laufen ein!
Dienstag, 16. August 2011
Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 10: Советская группа ТККГ
In Zeiten, da die Misere nichtarbeitender Bevölkerungsschichten aus Gründen politischer Korrektheit nicht mehr ihrer Asozialität und Faulheit bei gleichzeitigem übermäßigen Anspruchsdenken zurückgeführt werden darf, sondern dem Wirken irgendwelcher Kleinstparteien angelastet wird, darf natürlich auch das dazu passende pädagogisch wertlose Hörspiel nicht fehlen. Und wo wären Gutmenschentum bei gleichzeitiger Verachtung gesellschaftlicher Randgruppen besser aufgehoben als beim Kinderklassiker TKKG? Die lustige kommunistische Viererbande namens советская группа ТККГ (sovjetskaja gruppa TKKG), bestehend aus Karl eins, Karl zwei, Fritz und Rosi, die sich aber Tod den Kapitalisten, Kapitalistentod, Kommunismuserfinder und Gutmenschin nennen, lebt in einem unbestimmten Zeitraum zwischen Märzrevolution und Weimarer Republik und erlebt allerhand Abenteuer zwischen Fabrikschornsteinen, Adelsempfängen und Exil. Ob es nun darum geht, die Freiheit schlechtzureden, Religionen mieszumachen oder einfach nur Umerziehungslager gutzuheißen – TKKG sind immer tatkräftig dabei und haben stets einen kessen Spruch aus dem „Kapital“ auf den Lippen, das sich auch wegen seiner Ausmaße hervorragend als Totschlagargument im Wortsinne eignet, wenn der Gegner sich einmal wieder nicht durch Reden überzeugen läßt. Folgende Titel sollen bereits vorbereitet worden sein:
- Es geschah in einer Januarnacht
- Klassenkampf auf der Hexenburg
- Wer stoppt den Weihnachtsglauben?
- Kapitalist mit der „Goldenen Hand“
- Gefangen im Proletariat
- Fabrikhalle ohne Hintertür
- Freiheit für gequälte Arbeiter
Dienstag, 9. August 2011
Übärholverbot
Der Brot-und-Spiele-Pöbel im Alten Rom war es satt: Immer wieder liefen bei Hetzjagden die Bären an den zum Tode Verurteilten vorbei und gaben ihnen somit Gelegenheit, sich zu verteidigen. Das Resultat waren beschädigtes Bärenmaterial und freigesprochene Verdammte, die sich erfolgreich selbst verteidigen konnten. Das im Jahre 301 unter Diokletian neben dem Höchstpreisedikt eingeführte Überholverbot für Bären in Arenen wurde jedoch schon 410 unter Honorius wieder obsolet, da sämtliche blutigen Spiele verboten wurden.
Donnerstag, 4. August 2011
Wider den Bildungsmangel!
Vermikulärer Analphabetismus sowie Dyskalkulie haben in der Wurmwelt erschreckende Ausmaße angenommen; ein Problem, dessen sich die Biologen zur unzureichend angenommen haben. Daher greifen die Wümer zur Selbsthilfe und üben sich im Bilden von Zahlen (oben) oder von Buchstaben (Mitte). Erste Erfolge von Würmern, die bereits in der Lage sind, einfache Verbotsschilder zu lesen, zeigen, daß der Arbeit Lohn sich mit Sicherheit einstellen wird.
Montag, 1. August 2011
Alte Tragödien und neue Todesfälle
„Gebraucht sind die Gedankensachen schon alle, seit die Welt besteht“ wußte der von Vielen fälschlicherweise lediglich als Karikaturist und Humorist bezeichnete Wilhelm Busch zu formulieren. So finde ich einen Ideenklau im Zitatebande des Duden dokumentiert. So finde ich unter dem Stichworte „Wunsch“ einen Ausspruch George Bernard Shaws (das war der, der die Schreibung „ghoti“ für „fish“ ersann, um die skandalöse englische Rechtschreibung anzuprangern) und einen aus der Feder Oscar Wildes (der das englische Original des bei mir im Bücherregal vor sich hin staubenden Romanes „Le portrait de Dorian Gray“ verfaßte), die beide mit kleinen Formulierungsunterschieden verlauten ließen, daß es nur zwei Tragödien gäbe: Nicht zu bekommen, was man möchte und ebendies doch zu bekommen. Da beide etwa zur gleichen Zeit lebten (zumindest bis 1900, da starb Wilde), ist natürlich fraglich, wer bei wem abkupferte; Shaw zumindest hatte mehr Zeit dazu gehabt. Ich fand in demselben Bande übrigens unter dem Stichworte „Tod“ und „Todesstrafe“ eine zusammengepreßte, tote Essigfliege zwischen den Seiten eingequetscht, die mit ihrem Hautgout ihr Teil zum Thema beitrug.
Dienstag, 26. Juli 2011
Carola von Abwasch-Flause und Carl Georg Friedrich Theobald von und zu Hohenrössern geben hochadelige Haushaltstips. Teil 2
Ihr kostbares Tafelsilber ist angelaufen und unansehnlich geworden? Verpassen Sie ihm doch einfach einen neuen „Anstrich“ mit Rhodium! Es sieht genauso aus, ist aber noch viel wertvoller als beispielsweise Platin, das Gold des kleinen Mannes. Es schmilzt erst bei Temperaturen von weit über 1900 °C, s0 daß es durchaus ab und zu einen tüchtigen Waschgang in der Spülmaschine verträgt oder man zur Not auch ein zünftiges Fondue oder einen Grillabend an offenem Feuer damit bestreiten kann. Hinsichtlich seiner Reaktionsträgheit weist es eine enge innere Verwandtschaft mit dem Hochadel auf, was diesem Metalle zusätzliche Sympathien in unseren Kreisen zufliegen lassen dürfte. Zudem ist es sehr abwechslungsreich mit seinen 33 Isotopen und 20 Kernisomeren, so daß man, wenn man möchte, jedes Einzelstück eines Besteckes mit einem individuellen Rhodium-Überzuge versehen könnte. Doch Vorsicht! Je nach Isotopenwahl zerfällt Rhodium entweder unter Elektroneneinfang oder Positronenaussendung binnen eines halben Dezenniums zu Ruthenium, das neben Palladium das Leichtgewicht der Edelmetalle ist. Im Zweifelsfalle hilft hier der Hammertest: Verbiegt sich das fragliche Eßinstrument lediglich, so handelt es sich immer noch um Rhodium; zerspringt es hingegen, handelt es sich um das spröde Ruthenium. Die nun wertlos gewordenen Stücke sollten sie bei ca. 2300 °C einschmelzen (Vorsicht, heiß!), in Klötzchenform gießen und an notleidende Kinder nichtadeliger Herkunft verschenken.
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Samstag, 23. Juli 2011
Auf welche Ideen Deutschlehrer ihre Schüler mit unbedachten Äußerungen bringen
Waschmaschinenbedienungsanleitung
Ich gehör zur Waschmaschine
und sag dir, wie man sie bediene:
Erst, soweit noch nicht geschehen,
mußt du dir sie gut besehen:
Mitten vorn das Bullenauge,
oben dann das Fach für Lauge;
gleich daneben ohne Zahl
Knöpfe für die Waschgangswahl.
Doch drücke nie auf „Start“ voll Wucht,
sonst rate ich zu schneller Flucht:
Aus Waschmaschinen ungeschlossen
hat sich schon manche Flut ergossen!
(Frage also vor Gebrauch:
Zahlt es die Versich’rung auch?)
Ist dies geklärt, dann ist ein Muß
der Waschmaschine Stromanschluß.
Doch warne ich vor Feuchtigkeit,
die im Keller stark verbreit’!
Das Wasser soll aus Schläuchen fließen,
und nicht von außen sich ergießen!
Auch Tenside sind vonnöten,
um die Flecken abzutöten!
Nützlich, aber ohne Zwang
ist zum Schluß der Schleudergang!
Sieh, wie sich die Wäsche windet,
wenn Mechanik hart sich schindet.
Fertig schon nach zehn Minuten,
kannst zum Trockner du dich sputen.
Ich gehör zur Waschmaschine
und sag dir, wie man sie bediene:
Erst, soweit noch nicht geschehen,
mußt du dir sie gut besehen:
Mitten vorn das Bullenauge,
oben dann das Fach für Lauge;
gleich daneben ohne Zahl
Knöpfe für die Waschgangswahl.
Doch drücke nie auf „Start“ voll Wucht,
sonst rate ich zu schneller Flucht:
Aus Waschmaschinen ungeschlossen
hat sich schon manche Flut ergossen!
(Frage also vor Gebrauch:
Zahlt es die Versich’rung auch?)
Ist dies geklärt, dann ist ein Muß
der Waschmaschine Stromanschluß.
Doch warne ich vor Feuchtigkeit,
die im Keller stark verbreit’!
Das Wasser soll aus Schläuchen fließen,
und nicht von außen sich ergießen!
Auch Tenside sind vonnöten,
um die Flecken abzutöten!
Nützlich, aber ohne Zwang
ist zum Schluß der Schleudergang!
Sieh, wie sich die Wäsche windet,
wenn Mechanik hart sich schindet.
Fertig schon nach zehn Minuten,
kannst zum Trockner du dich sputen.
Dienstag, 19. Juli 2011
Carpe diëm!
Wartezeit am Bahnhofe kann auch sinnvoll vergeudet werden; stellt der erwartete Zug sich einmal mehr viel später als vorgesehen ein, kann eine komplette Mani- oder Pediküre unnütze Romanleserei ersetzen, und beim nächsten Vorstellungstermin kommt man somit zwar zu spät, aber wenigstens mit gepflegtem Äußeren!
Freitag, 15. Juli 2011
Szenen einer Ehe. Teil 7
Regresso
„Kunigund macht warm von unt.“
So lautet es bei Bauern.
Ich jedoch seh ohne Grund
die Exfrau auf mich lauern.
Seit der Scheidung vor zwei Jahren
droht Terror sie per Telefon.
Eines ihrer Worte waren:
„Warte, Wicht, dich krieg ich schon!“
So schleiche ich durch alle Gassen
erst, wenn alles nächtlich grau.
Ständig sehe ich sie fassen
nach meinem Leben zielgenau!
Doch was hab ich grad erblickt:
Meine Ex, mit Schirm dazu!
Auch sie beim Treffen erst erschrickt –
doch nun kommt sie auf mich zu!
Mit dem Schirm haut sie mich wund –
er ist schon ganz verbogen!
Kunigund macht warm von unt?
Mich macht sie kalt von oben!
„Kunigund macht warm von unt.“
So lautet es bei Bauern.
Ich jedoch seh ohne Grund
die Exfrau auf mich lauern.
Seit der Scheidung vor zwei Jahren
droht Terror sie per Telefon.
Eines ihrer Worte waren:
„Warte, Wicht, dich krieg ich schon!“
So schleiche ich durch alle Gassen
erst, wenn alles nächtlich grau.
Ständig sehe ich sie fassen
nach meinem Leben zielgenau!
Doch was hab ich grad erblickt:
Meine Ex, mit Schirm dazu!
Auch sie beim Treffen erst erschrickt –
doch nun kommt sie auf mich zu!
Mit dem Schirm haut sie mich wund –
er ist schon ganz verbogen!
Kunigund macht warm von unt?
Mich macht sie kalt von oben!
Dienstag, 12. Juli 2011
Carola von Abwasch-Flause und Carl Georg Friedrich Theobald von und zu Hohenrössern geben hochadelige Haushaltstips. Teil 1
Kein Brot mehr im Hause? Nehmen Sie doch einfach Kuchen! Schon vor Urzeiten, als der Adel noch den Pöbel regierte und nicht umgekehrt, war dies der Geheimtip am französischen Hofe. Doch wie dankte es das gemeine Volk, als Marie Antoinette das den niederen Ständen kundtat? Anstatt sich ans Kuchenbacken zu begeben, baute es lieber Guilloutinen, die lediglich den schieren Appetit auf Blutrunst befriedigte. Sei es; sehr zu empfehlen in Zeiten der Brotknappheit ist eine Käsesahnetorte mit Leberwurst oder ein Schwarzwälder Kirsch mit Salami. Im österreichischen Landadel hat auch die Sachertorte in Verbindung mit geselchten Forellen Verbreitung gefunden. Nicht zu raten hingegen ist zu gedecktem Apfelkuchen mit Konfitüren jeglicher Art, da diese Kombination aufgrund ihres Wohlgeschmackes zu vermehrtem Verzehr verleitet, und als Adeliger von Welt ißt man schließlich nicht um der Sättigung willen!
Donnerstag, 7. Juli 2011
Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 9: Die Telegraphen-Tiger
Manchmal ereilt sogar Jugendliche ein Geistesblitz: Wie war das eigentlich, als es noch keine Mobiltelefone gab, man Telefone vielmehr ankurbeln mußte, Facebook noch der örtliche Pranger auf dem Marktplatze war? Womit beschäftigte sich die Generation unserer Groß-, wenn nicht gar Urgroßeltern Jahrzehnte vor dem Ei-Pott, als mp3-Dateien noch unkomprimiert auf riesigen schwarzen rotierenden Vinyl- oder Schellack-Scheiben lagerten? Und nicht jeder konnte es sich leisten, keinen Bauernhof zu haben, wo man es sich nicht leisten konnte, dem süßen Nichtstun zu frönen! Womit beschäftigte sich also die dekadente Bourgeoisie des frühen zwanzigsten Jahrhunderts? Schließlich war nicht immer Krieg! Was also sorgte für Zerstreuung? Bücher waren gewiß auch hier und da in Mode, waren jedoch der gleichzeitgen Erbauung durch Näh-, Stick- oder Strickarbeiten hinderlich. Und die Zeit mußte sinnvoll genutzt werden, schließlich war bald doch wieder Krieg, und die damalige Lebenserwartung lag auch noch weit unter der heutigen.
Wie wohl nur wenigen nach dem Lesen dieses Beitrages bekannt sein wird, gab es bereits damals Hörspiele, die jedoch leider in den seltensten Fällen erhalten blieben. Meistens wurden sie vermittels eines Blechdosentelefons vor Publikum improvisiert und sind daher für immer verloren. Jedoch tauchten überraschend im Archiv des Hörspielverlages Ur-Opa etliche Folgen der verschollen geglaubten Jugendserie „Die Telegraphen-Tiger“ wieder auf und sollen nach entsprechender Überarbeitung bald auch den Weg in gut sortierte Kaufhäuser finden. Wer sich hinter dem Pseudonym des Verfassers, Manfred Mantikor, verbirgt, ist nicht klar, offensichtlich ist aber, daß diese Serie vor allem zur geistig-moralischen Erbauung des Publikums dienen sollte. Vier Kinder aus Köln (oder wie es damals hieß: Cöln) erleben ein Abenteuer nach dem anderen, die sie jedoch durch den geschickten Einsatz ihrer mobilen Telegraphen stets zu einem guten Ende bringen
Bei diesen vier Kindern handelt es sich einmal um Stephan Seitz, genannt Brösel, weil sein Vater eine Zuckerbäckerei hat. Von diesem hat er auch seine Leidenschaft für das Telegraphieren, denn Vater Seitz hat eine eigene kleine Telegraphenstation, wo er Bestellungen beim Müller aufgibt, aber auch Wünsche seiner Kunden entgegennimmt. Frau Seitz ist vor etlichen Jahren bei der Explosion des Backofens ums Leben gekommen.
Matthias Blöder, genannt Mattes, ist so etwas wie der Anführer der vier. Er interessiert sich vor allem für Kriegslehre und Kolonialkunde. Jedoch begeistert auch er sich für das Telegraphieren und hat sich vorgenommen, einmal ein Gerät zu entwickeln, mit dem man bis nach Deutsch-Südwestafrika telegraphieren kann!
Maximilian Müller, genannt Kartoffel, weil er der ungeschlagene Meister des Sackhüpfens ist, ist die Sportskanone der vier Freunde. Egal ob Speerwerfen, Tonfranzosenschießen oder stundenlanges Im-Kreis-Marschieren: Mit der Kondition dieses Teufelskerls könnte es höchstens ein preußischer Gardeoffizier aufnehmen! Er ist überdies Catharinas Bruder.
Catharina Müller, genannt Pottwal, weil sie immer so tranig ist, ist das einzige weibliche Mitglied der Bande und soll durch ihr stetes Fehlverhalten andere Mädchen von dergleichen abhalten: Egal ob es um die Weigerung geht, alleine den Abwasch zu übernehmen, um Dazwischenreden, wenn Männer sich unterhalten oder um spätes Ausgehen ohne männliche Begleitung: Die junge Dame ist ein nie versiegender Quell der Peinlichkeiten für ihren Bruder und den Rest ihrer Familie.
Überdies noch eine wichtige Rolle spielen Vater Seitz, genannt Senex, der den Kindern immer in technischen Dingen hilft, sofern es sich ums Telegraphieren handelt, und Karol Jablonsky, ein Nachkomme polnischer Einwanderer, dem die Telegraphen-Tiger einst aus einer mißlichen Lage halfen.
Unter den wiederaufgefundenen Folgen sind folgende Titel, ob weitere Folgen, hängt von den Funden im Ur-Opa-Archiv ab:
Wie wohl nur wenigen nach dem Lesen dieses Beitrages bekannt sein wird, gab es bereits damals Hörspiele, die jedoch leider in den seltensten Fällen erhalten blieben. Meistens wurden sie vermittels eines Blechdosentelefons vor Publikum improvisiert und sind daher für immer verloren. Jedoch tauchten überraschend im Archiv des Hörspielverlages Ur-Opa etliche Folgen der verschollen geglaubten Jugendserie „Die Telegraphen-Tiger“ wieder auf und sollen nach entsprechender Überarbeitung bald auch den Weg in gut sortierte Kaufhäuser finden. Wer sich hinter dem Pseudonym des Verfassers, Manfred Mantikor, verbirgt, ist nicht klar, offensichtlich ist aber, daß diese Serie vor allem zur geistig-moralischen Erbauung des Publikums dienen sollte. Vier Kinder aus Köln (oder wie es damals hieß: Cöln) erleben ein Abenteuer nach dem anderen, die sie jedoch durch den geschickten Einsatz ihrer mobilen Telegraphen stets zu einem guten Ende bringen
Bei diesen vier Kindern handelt es sich einmal um Stephan Seitz, genannt Brösel, weil sein Vater eine Zuckerbäckerei hat. Von diesem hat er auch seine Leidenschaft für das Telegraphieren, denn Vater Seitz hat eine eigene kleine Telegraphenstation, wo er Bestellungen beim Müller aufgibt, aber auch Wünsche seiner Kunden entgegennimmt. Frau Seitz ist vor etlichen Jahren bei der Explosion des Backofens ums Leben gekommen.
Matthias Blöder, genannt Mattes, ist so etwas wie der Anführer der vier. Er interessiert sich vor allem für Kriegslehre und Kolonialkunde. Jedoch begeistert auch er sich für das Telegraphieren und hat sich vorgenommen, einmal ein Gerät zu entwickeln, mit dem man bis nach Deutsch-Südwestafrika telegraphieren kann!
Maximilian Müller, genannt Kartoffel, weil er der ungeschlagene Meister des Sackhüpfens ist, ist die Sportskanone der vier Freunde. Egal ob Speerwerfen, Tonfranzosenschießen oder stundenlanges Im-Kreis-Marschieren: Mit der Kondition dieses Teufelskerls könnte es höchstens ein preußischer Gardeoffizier aufnehmen! Er ist überdies Catharinas Bruder.
Catharina Müller, genannt Pottwal, weil sie immer so tranig ist, ist das einzige weibliche Mitglied der Bande und soll durch ihr stetes Fehlverhalten andere Mädchen von dergleichen abhalten: Egal ob es um die Weigerung geht, alleine den Abwasch zu übernehmen, um Dazwischenreden, wenn Männer sich unterhalten oder um spätes Ausgehen ohne männliche Begleitung: Die junge Dame ist ein nie versiegender Quell der Peinlichkeiten für ihren Bruder und den Rest ihrer Familie.
Überdies noch eine wichtige Rolle spielen Vater Seitz, genannt Senex, der den Kindern immer in technischen Dingen hilft, sofern es sich ums Telegraphieren handelt, und Karol Jablonsky, ein Nachkomme polnischer Einwanderer, dem die Telegraphen-Tiger einst aus einer mißlichen Lage halfen.
Unter den wiederaufgefundenen Folgen sind folgende Titel, ob weitere Folgen, hängt von den Funden im Ur-Opa-Archiv ab:
- Jugendterror im Badesee
- Katzendiebe aus Fernost
- Das Ding mit den Essensmarken
- Blitzkrieg mit den Kutschenmardern
- Der Nachtschattenfeldzug
Sonntag, 3. Juli 2011
Hier stünde normalerweise eine aussagekräftige Überschrift
Ich bevorzuge die Nacht zum Arbeiten. Dies hat vielerlei praktische Gründe, denn wenn man einen gescheiten Gedanken zu einem ebenso gescheiten Ende bringen möchte, so bietet die Nacht hierzu die nötige Ruhe. Nicht umsonst heißt es „stille Nacht, heilige Nacht“! Verkehrslärm ist so gut wie keiner mehr vorhanden, kein lästiges Kerbgetier schwirrt um einen herum ... nun, das muß ich wohl zurücknehmen, Motten und Stechmücken bilden natürlich die Ausnahmen – ziemlich unangenehme Ausnahmen, versteht sich. Das Fernsehen, das von mir ohnehin zumeist gemieden wird, disqualifiziert sich mit seinem seichten Nacht-/Nacktprogramm als Unterhaltung selbst, und Bücher, zumal spannende, wollen von mir meist in einem Durchgange zu Ende gelesen werden, was mit blutrot unterlaufenen Augen morgens um vier oder fünf Uhr seinen Ausklang findet.
Zudem unterbindet Nachtarbeit mittels Schlafunterdrückung solch dämliche Träume, wie mir erst neulich wieder einer über die Hirnrinde geisterte: Ich fuhr mit einer Bergaufbahn in Österreich aufwärts. Wobei Bergaufbahn eigentlich ein blödes Wort ist, das es wohl auch gar nicht gibt. Ich ziehe hiermit meinen Neologismus zurück und benutze das bereits vorhandene Wort Bergbahn, denn wenn eine Bahn bergauf fährt, muß sie ja irgendwann auch wieder bergab fahren. Genau das tat meine Traumbahn jedoch nicht; vielmehr fuhren wir immer höher, bis die Kirchturmspitzen der Bergdörfer schon im Wortsinne umwölkt waren. Ich entsinne mich auch noch meines Ausbruches von Panik, denn ich habe fürchterliche Höhenangst, und die Bahntrasse war einspurig und ähnelte in ihrem Aufbaue einer Sprungschanze beim Skispringen. Zu allem Ungemache gesellte sich auch noch ein rauher Bergwind hinzu, so daß ich es vorzog aufzuwachen. Somit werde ich wohl nie erfahren, wohin die Reise denn ging – vielleicht zur Himmelspforte? Es wäre mir aber ein sehr unangenehmer Gedanke zu wissen und am Ende gar verkünden zu müssen, daß der Himmel ausgerechnet über Österreich läge. Nicht daß ich etwas gegen dieses Land oder seine Bewohner vorzubringen hätte, aber ein klein wenig lokalpatriotisch bin ich doch schon und zöge es vor, den Himmel über meiner Heimat zu wissen.
Für Österreich dagegen sprechen die hübsch gestalteten Euro-Münzen, von deren Vielfalt an Motiven wir Deutschen uns ruhig eine Scheibe hätten abschneiden können, statt Blattwerk mit einer sichtlich verschämt hervorlugenden Eichel auf Metall zu bannen. Unsäglich auch diese Mistforke mit der Quadriga obendrauf, die wohl für Deutschlands Einheit stehen soll, aber einfach nur ein furchtbares Bauwerk, lange Zeit schamhaft verhüllt, in Berlin ist. Hätten wir nicht Goethe, Bach oder meinetwegen auch Käte Strobel portraitieren können? Nein, dort prangt unsere fürchterliche fette Henne, deren Zuschnitt unverkennbar in der Kohl-Ära liegt.
„Das eingesetzte Geliermittel Agar-Agar ist rein pflanzlich.“ Dieser Satz auf meiner Lakritztüte, die ich gerade vor mir liegen habe und zu leeren gedenke, bringt mich auf vielerlei Gedanken meinen Chemieunterricht betreffend. Meine Chemielehrerin war ein herrliches Eifelanergewächs, was sich vor allem in aufreibenden Situationen äußerte: „Wat macht ihr mir füren Sauerei mitte methanolische KOH?! Wat steht ihr all hier vorn rum? Geht nach hinten, und zieht euch euer Schutzbrillen an! Un wenn die Weiber da hinten endlich mal aufhören würden zu gacksen, könnte ma heut och ma anfangen!“ Aus unerfindlichen Gründen wählte ich später Chemie als Leistungskurs, was sich spätestens zu dem Zeitpunkte, als ich mich aufgrund falscher Riechtechnik am Ether aus eigener Herstellung selbst berauschte und zu Boden schickte, als Fehlentscheidung entpuppte.
Eine Fehlentscheidung hinsichtlich einer Telefonnummer ist auch recht unangenehm, zumal für den Angerufenen. Meist kommen solche Telefonate auch just in recht prekären Situationen, etwa beim Spülen, während des Milchüberkochen- bzw. Wasserlassens oder gar beim Duschen. Eiliges Herumrennen in der Wohnung in Fensternähe ohne Bekleidung mag vielleicht spannende Nachbarn beglücken, eine infolge eines Fehlrufes zugezogene Lungenentzündung jedoch wollte ich nicht auf meinem Gewissen haben. Wenn Falschwähler wenigstens den Schneid hätten, kurz zu sagen, daß sie sich verwählt hätte, doch nein, blitzschnell liegt der Hörer auf der Gabel und wird zwecks erneuten Terrors wieder emporgehoben. „Rrring! Rrring!“ ertönt es dann am anderen Ende der Leitung. Menschen mit einer Türklingel, die in ähnlicher Manier sich äußert, laufen hier gar Gefahr, nackend die Tür zu öffnen und für alle Zeit in der Nachbarschaft wie ein Aussätziger behandelt zu werden! Ich entsinne mich, daß ich einmal in einem solchen Zustande ganz in Gedanken einem Versicherungsmakler die Tür öffnete. Entsetzte Blicke trafen mich, und nach einem kurzen, aber doch zu langen Augenblicke des Innehaltens schlug ich die Tür wieder zu, um mir etwas überzustreifen. Ich bekam übrigens keinerlei Angebote von der Versicherung.
Aber die meisten Telefone haben heute ohnehin einstellbare, höchst unterschiedliche Klingeltöne, die ganz bestimmt nicht mit der Türklingel verwechselt werden können, und eine Türklingel, die durch ein einfaches „Dingdong!“ Eintritt begehrende Menschen ankündigt, leistet ebenso ihr Scherflein im Sinne der Verwechslungsgefahrsbannung. Dieses Wort hätte Mark Twain sicher gefallen, um es als abschreckendes Beispiel der Komplexität deutscher Sprache anzuführen. Der braucht aber gar nicht zu mosern, denn so kompliziert unsere Sprache ist, so primitiv scheinen amerikanische Telefone zu sein: Selbst wenn sie neusten Baujahres sind, geben sie noch ihr altmodisches „Rrring! Rrring!“ von sich, was nicht auf hochgradige Diffizilität der Fernsprecher schließen läßt. Das weiß ich von amerikanischen Filmen und Serien. Vielleicht ist das aber auch nur eine Festlegung der Synchronstudios, eine DIN zur Synchronisation ausländischer Telefone. Die Türklingeln der Filme und Serien hingegen geben in der synchronisierten Fassung immer nur „Dingdong!“ von sich. Das ist vielleicht auch zur auch intellektuellen Entlastung des deutschen Publikums (bzw. deutschsprachigen, denn Schweizer, Österreicher, Luxemburger, Liechtensteiner, Belgier und Namibianer dürfen selbstverständlich auch zusehen), damit es nicht etwa durcheinanderkommt, wenn jemand nach einem „Rrring! Rrring!“ an die Tür geht; auch wenn es solche Klingeltöne, wie oben beschrieben, gibt. Doch im Fernsehen hat alles seine Ordnung. Daher sind Menschen auch weniger verwirrt, wenn sie ebenso wie die Leute auf dem Bildschirme ein „Rrring! Rrring!“ Telefon und eine „Dingdong!“-Türglocke haben. Besitzt jemand kein Telefon, besteht keinerlei Verwechslungsgefahr im praktischen Leben, nur etwas Unmut breitet sich aus, wenn jemand mit einer „Rrring! Rrring!“-Türglocke jemanden im Fernsehen nach eben diesem Geräusche den Telefonhörer abheben sieht. Am wenigsten gefährdet in dieser Hinsicht sind Leute, die nicht einmal im Besitze einer Tür sind, was einerseits natürlich bedauerlich ist, da sie somit wohl auch nicht eine Wohnung ihr Eigen nennen können, aber andererseits können sie durch die Flimmerkiste auch nicht auch noch verwirrt werden.
So, jetzt habe ich ausführlich über Telefon- und Haustürklingeltöne referiert, Vorschläge zur Neugestaltung deutscher Euro-Münzen unterbreitet, ein wenig von meiner Jugend erzählt – das ist doch nicht gerade wenig. Da möge man es mir verzeihen, wenn mein Kopf jetzt ebenso leer ist wie die vorhin erwähnte Tüte voller Lakritze und mir partout keine vernünftige Überschrift – die ich mir bisweilen zuletzt ausdenke – einfallen will.
Zudem unterbindet Nachtarbeit mittels Schlafunterdrückung solch dämliche Träume, wie mir erst neulich wieder einer über die Hirnrinde geisterte: Ich fuhr mit einer Bergaufbahn in Österreich aufwärts. Wobei Bergaufbahn eigentlich ein blödes Wort ist, das es wohl auch gar nicht gibt. Ich ziehe hiermit meinen Neologismus zurück und benutze das bereits vorhandene Wort Bergbahn, denn wenn eine Bahn bergauf fährt, muß sie ja irgendwann auch wieder bergab fahren. Genau das tat meine Traumbahn jedoch nicht; vielmehr fuhren wir immer höher, bis die Kirchturmspitzen der Bergdörfer schon im Wortsinne umwölkt waren. Ich entsinne mich auch noch meines Ausbruches von Panik, denn ich habe fürchterliche Höhenangst, und die Bahntrasse war einspurig und ähnelte in ihrem Aufbaue einer Sprungschanze beim Skispringen. Zu allem Ungemache gesellte sich auch noch ein rauher Bergwind hinzu, so daß ich es vorzog aufzuwachen. Somit werde ich wohl nie erfahren, wohin die Reise denn ging – vielleicht zur Himmelspforte? Es wäre mir aber ein sehr unangenehmer Gedanke zu wissen und am Ende gar verkünden zu müssen, daß der Himmel ausgerechnet über Österreich läge. Nicht daß ich etwas gegen dieses Land oder seine Bewohner vorzubringen hätte, aber ein klein wenig lokalpatriotisch bin ich doch schon und zöge es vor, den Himmel über meiner Heimat zu wissen.
Für Österreich dagegen sprechen die hübsch gestalteten Euro-Münzen, von deren Vielfalt an Motiven wir Deutschen uns ruhig eine Scheibe hätten abschneiden können, statt Blattwerk mit einer sichtlich verschämt hervorlugenden Eichel auf Metall zu bannen. Unsäglich auch diese Mistforke mit der Quadriga obendrauf, die wohl für Deutschlands Einheit stehen soll, aber einfach nur ein furchtbares Bauwerk, lange Zeit schamhaft verhüllt, in Berlin ist. Hätten wir nicht Goethe, Bach oder meinetwegen auch Käte Strobel portraitieren können? Nein, dort prangt unsere fürchterliche fette Henne, deren Zuschnitt unverkennbar in der Kohl-Ära liegt.
„Das eingesetzte Geliermittel Agar-Agar ist rein pflanzlich.“ Dieser Satz auf meiner Lakritztüte, die ich gerade vor mir liegen habe und zu leeren gedenke, bringt mich auf vielerlei Gedanken meinen Chemieunterricht betreffend. Meine Chemielehrerin war ein herrliches Eifelanergewächs, was sich vor allem in aufreibenden Situationen äußerte: „Wat macht ihr mir füren Sauerei mitte methanolische KOH?! Wat steht ihr all hier vorn rum? Geht nach hinten, und zieht euch euer Schutzbrillen an! Un wenn die Weiber da hinten endlich mal aufhören würden zu gacksen, könnte ma heut och ma anfangen!“ Aus unerfindlichen Gründen wählte ich später Chemie als Leistungskurs, was sich spätestens zu dem Zeitpunkte, als ich mich aufgrund falscher Riechtechnik am Ether aus eigener Herstellung selbst berauschte und zu Boden schickte, als Fehlentscheidung entpuppte.
Eine Fehlentscheidung hinsichtlich einer Telefonnummer ist auch recht unangenehm, zumal für den Angerufenen. Meist kommen solche Telefonate auch just in recht prekären Situationen, etwa beim Spülen, während des Milchüberkochen- bzw. Wasserlassens oder gar beim Duschen. Eiliges Herumrennen in der Wohnung in Fensternähe ohne Bekleidung mag vielleicht spannende Nachbarn beglücken, eine infolge eines Fehlrufes zugezogene Lungenentzündung jedoch wollte ich nicht auf meinem Gewissen haben. Wenn Falschwähler wenigstens den Schneid hätten, kurz zu sagen, daß sie sich verwählt hätte, doch nein, blitzschnell liegt der Hörer auf der Gabel und wird zwecks erneuten Terrors wieder emporgehoben. „Rrring! Rrring!“ ertönt es dann am anderen Ende der Leitung. Menschen mit einer Türklingel, die in ähnlicher Manier sich äußert, laufen hier gar Gefahr, nackend die Tür zu öffnen und für alle Zeit in der Nachbarschaft wie ein Aussätziger behandelt zu werden! Ich entsinne mich, daß ich einmal in einem solchen Zustande ganz in Gedanken einem Versicherungsmakler die Tür öffnete. Entsetzte Blicke trafen mich, und nach einem kurzen, aber doch zu langen Augenblicke des Innehaltens schlug ich die Tür wieder zu, um mir etwas überzustreifen. Ich bekam übrigens keinerlei Angebote von der Versicherung.
Aber die meisten Telefone haben heute ohnehin einstellbare, höchst unterschiedliche Klingeltöne, die ganz bestimmt nicht mit der Türklingel verwechselt werden können, und eine Türklingel, die durch ein einfaches „Dingdong!“ Eintritt begehrende Menschen ankündigt, leistet ebenso ihr Scherflein im Sinne der Verwechslungsgefahrsbannung. Dieses Wort hätte Mark Twain sicher gefallen, um es als abschreckendes Beispiel der Komplexität deutscher Sprache anzuführen. Der braucht aber gar nicht zu mosern, denn so kompliziert unsere Sprache ist, so primitiv scheinen amerikanische Telefone zu sein: Selbst wenn sie neusten Baujahres sind, geben sie noch ihr altmodisches „Rrring! Rrring!“ von sich, was nicht auf hochgradige Diffizilität der Fernsprecher schließen läßt. Das weiß ich von amerikanischen Filmen und Serien. Vielleicht ist das aber auch nur eine Festlegung der Synchronstudios, eine DIN zur Synchronisation ausländischer Telefone. Die Türklingeln der Filme und Serien hingegen geben in der synchronisierten Fassung immer nur „Dingdong!“ von sich. Das ist vielleicht auch zur auch intellektuellen Entlastung des deutschen Publikums (bzw. deutschsprachigen, denn Schweizer, Österreicher, Luxemburger, Liechtensteiner, Belgier und Namibianer dürfen selbstverständlich auch zusehen), damit es nicht etwa durcheinanderkommt, wenn jemand nach einem „Rrring! Rrring!“ an die Tür geht; auch wenn es solche Klingeltöne, wie oben beschrieben, gibt. Doch im Fernsehen hat alles seine Ordnung. Daher sind Menschen auch weniger verwirrt, wenn sie ebenso wie die Leute auf dem Bildschirme ein „Rrring! Rrring!“ Telefon und eine „Dingdong!“-Türglocke haben. Besitzt jemand kein Telefon, besteht keinerlei Verwechslungsgefahr im praktischen Leben, nur etwas Unmut breitet sich aus, wenn jemand mit einer „Rrring! Rrring!“-Türglocke jemanden im Fernsehen nach eben diesem Geräusche den Telefonhörer abheben sieht. Am wenigsten gefährdet in dieser Hinsicht sind Leute, die nicht einmal im Besitze einer Tür sind, was einerseits natürlich bedauerlich ist, da sie somit wohl auch nicht eine Wohnung ihr Eigen nennen können, aber andererseits können sie durch die Flimmerkiste auch nicht auch noch verwirrt werden.
So, jetzt habe ich ausführlich über Telefon- und Haustürklingeltöne referiert, Vorschläge zur Neugestaltung deutscher Euro-Münzen unterbreitet, ein wenig von meiner Jugend erzählt – das ist doch nicht gerade wenig. Da möge man es mir verzeihen, wenn mein Kopf jetzt ebenso leer ist wie die vorhin erwähnte Tüte voller Lakritze und mir partout keine vernünftige Überschrift – die ich mir bisweilen zuletzt ausdenke – einfallen will.
Dienstag, 28. Juni 2011
Arbeitsschutz und heiße Hexen
Die Hexe war es satt: Immer wieder krochen ohne ihre Erlaubnis Kinder in ihren Ofen und wurden somit schon lange, bevor sie auf den Tisch hätten kommen sollen, gebacken. Da es ihr auch an einer Gefriertruhe mangelte, wanderten diese „Unfälle“ in schöner Regelmäßigkeit auf den Komposthaufen, denn schließlich ist auch der Magen einer 980jährigen nicht unbegrenzt belastbar. Endlich kam die Hexe auf den rettenden Gedanken, ein Schild anzubringen, das aufmüpfige Kinder ausdrücklich anwies, die Hexe über ihren Ofengang zu informieren. Was die Hexe leider nicht bedacht hatte, war, daß Sprößlinge der frühneuzeitlichen Unterschicht gar nicht zu lesen imstande waren.
Samstag, 25. Juni 2011
Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht…
Tagelang schon irrten wir durch diese verfluchten Katakombengänge, die vor uns wohl seit über tausend Jahren niemand mehr betreten hatte. Ich verfluchte meinen unfähigen Kollegen: Warum hatte er zwei Taschenlampen mit nahezu leeren Batterien und Kerzen ohne die zum Anzünden notwendigen Streichhölzer eingepackt? Zudem wurde unser Proviant allmählich knapp. Ich liebäugelte schon damit, diesen unfähigen Mitarbeiter zu schlachten und zu verzehren, als ich plötzlich ein helles Licht am Ende des Ganges bemerkte. Sollte dies unsere Rettung sein…?
Dienstag, 21. Juni 2011
Auf de saarländ’sche Eisebahne
Ein Grund für die Ablehnung des Stuttgarter S21-Projektes ist unter anderem die Erinnerung an ein gleichnamiges Eisenbahnprojekt des Saarlandes, das nicht zuletzt an einer wenig ausgewogenen Personenbeförderungskapazität scheiterte. Heute ist der S(aarland)21-Zug nur noch als Museumsstück zu bewundern und muß vor aufgebrachten Schwaben mittels eines Zaunes geschützt werden.
Samstag, 11. Juni 2011
Dienstag, 7. Juni 2011
Leider habe ich meine teure alte Schreibmaschine nicht zur Hand, weshalb ich meine Notizen mit letzterer schreiben muß
Viele Fragen werden mich und meinen Leser im folgenden Texte verfolgen, viel Unbekanntes harrt noch seiner Entdeckung.
So gilt die erste Frage meinem Unterbewußtsein, das mich neulich träumen ließ, daß eine Dame von der Annahme eines von mir frequentierten Autohauses, die normalerweise lange Haare trägt, von jetzt auf gleich eine Glatze hatte. Mit derart fehlendem Haarschmucke begegnete ich ihr dann in dem Supermarkte, der dem betreffenden Autohause gegenüber sich befindet, und ich konnte natürlich nicht umhin, auf die Platte zu starren.
Hat es eigentlich nicht eine bestimmte Bedeutung, wenn man von dem Verluste der Haare träumt? Ich glaube, es waren Ängste um die Potenz, die einem im Traume der Haarpracht verlustig gehen lassen. Oder waren es doch die Zähne, die man in einem solchen Falle verliert? Ist auch nicht so wichtig, denn was mich eher interessiert, ist, was das denn zu bedeuten hat, wenn man von anderer Leute Alopezie träumt? Vermutet man dann heimlich, daß sie Potenzstörungen haben oder ihr Liebesleben auf irgendeine Weise gestört ist? Zudem kenne ich die Dame auch gar nicht näher, so daß mir ihre Liebschaften eigentlich wurst sein könnten.
Ich entsinne mich, daß ich zufällig, als ich mit diesem Traume geendet hatte, ich sogleich erwachte und mir sofort alles aufschrieb, woran ich mich noch erinnerte, so daß ich es an dieser Stelle wiedergeben konnte. Es ist mir nämlich schon häufig passiert, daß ich einen genialen Einfall hatte, worüber ich was mit welchen Worten schreiben könnte, ohne daß ich gerade etwas zum Schreiben in Reichweite gehabt hätte. Kurz darauf war alles vergessen, und nägelkauend saß ich am Rechner und wußte nichts mehr zu tippen. So hätte ich beispielsweise auch gerne etwas ausführlicher über meinen Traum geschrieben, worin Hannelore Kohl auf unserem dörfischen Spielplatze ihr Stelldichein als Schlagersängerin geben wollte. Ich weiß noch, daß ich meinem Sitznachbarn (wer das allerdings war, ist mir schon nicht mehr bewußt) zuraunte, daß ich gespannt wäre, wie die Dame heuer wohl aussähe, wo sie doch schon seit über einem Jahre tot wäre. Das ist aber alles, woran ich mich erinnern kann, ist es nicht zum Mäusemelken?
Ein kleines Notizbüchlein nebst einem Stifte täte also not, allein ich weiß jedoch um meine seltsame Angewohnheit, daß ich mich über meine eigenen amüsanten Einfälle totlachen kann, und es wäre mir doch ein wenig peinlich, wenn ich formulierend im Zuge säße und dabei kichernd mein Heftchen vollkritzelte. Wildfremde Menschen würden mich anstarren und dabei die schlimmsten Sachen von mir denken. Das könnte mir eigentlich ja egal sein, denn in Deutschland ist man meist noch so höflich, diese Gedanken nicht zu äußern und beschämt woanders hinzusehen, aber... Ich weiß jetzt hierzu nichts Gescheites zu artikulieren, dennoch glaube ich, daß es durchaus verständlich ist, daß ich nicht unbedingt das Gesprächsthema beim Abendbrote unbekannter Leute sein mag: „Da war noch so ein Perverser im Zuge, der hat dauernd so was Komisches geschrieben, ich glaube, auf Arabisch oder so, und der hat ständig so kauzig gegrinst – der ist bestimmt ein Terrorist oder Vergewaltiger!“ Nein, da vertraue ich doch lieber meinem Gedächtnisse, das früher oder später vielleicht doch noch mit der Sprache herausrückt, was ich denn eigentlich hätte schreiben wollen.
Aber leider, leider: Das Gedächtnis ist ein Sieb, und nur die gröbsten Gedanken behält es zurück. So weiß ich zwar heute noch, daß der pH-Wert der negative dekadische Logarithmus des Zahlenwertes der Hydroniumionenkonzentration ist, aber bisweilen bin ich nicht einmal mehr in der Lage mich zu entsinnen, wo ich meine Brille hingelegt habe. „Ja, ja, das Alter“, raunt es mir entgegen. So wird es wohl sein.
Doch jetzt genug davon, kommen wir zur nächsten Frage: Ich habe mich schon oft gewundert, was eigentlich geschieht, wenn man bei Wiederholungssendungen eingeblendete Telefonnummern anruft. Ob eine übelgelaunte Nörgeltante, deren Aufgabe primär die Raumpflege ist, den unaufmerksamen Zuschauer zurechtweist und übelst beschimpft? Das ist vielleicht noch eine billige Auflösung des Rätsels. Denn vielleicht gerät man auch an ein Endlosband, das einen über Stunden an den Apparat bannen soll, was die Telefongesellschaft hochgradig erfreuen dürfte. Professionellen Telefonzentren wird schließlich gerne vorgeworfen, sie zögen die Gespräche absichtlich in die Länge, um den Anrufer zu schröpfen. So würden umständliche Fragen formuliert, Computer stürzten ab, und Kollegen wären nicht erreichbar. Hektik verbreitet sich und schürt Unwohlsein an beiden Enden der Leitung.
Beim Stichworte Umständlichkeit fällt mir die nächste Frage ein: Wie kann man den Englischen (geschriebenen!) Satz „I love you, too“ am besten übersetzten? Ich sah einmal eine Agatha Christie-Verfilmung, worin dieser Satz vorkam. Er wurde mit „Ich liebe dich auch“ wiedergegeben. Das heißt, er war im Englischen auf dem „too“ betont. Wäre er auf „I“ oder „you“ betont gewesen, hätte man es mit „Auch ich liebe dich“ bzw. „Ich liebe auch dich“ übersetzen müssen. Man sieht, wir Deutschen können einfach durch das Verschieben eines einzigen Wortes verschiedene Nuancen eines Satzes wiedergeben, während der Englischsprechende das schon mit bestimmter Betonung sagen muß, um es derart auszudrücken, das Schriftbild gibt uns hier keinerlei Erkenntnis. Jetzt kommt mir gerade noch mein erstes Semester in den Sinn, als ich noch Anglistik studierte. Ich hatte einen Dozenten, der uns den Unterschied zwischen „Bill the bald“ (Beiname) und „Bill, the bald“ (Beschimpfung) zu erklären versuchte. Er hatte selbstverständlich auch eine Glatze.
Was bedeutete es eigentlich, wenn man sich kahle Menschen behaart träumte?
So gilt die erste Frage meinem Unterbewußtsein, das mich neulich träumen ließ, daß eine Dame von der Annahme eines von mir frequentierten Autohauses, die normalerweise lange Haare trägt, von jetzt auf gleich eine Glatze hatte. Mit derart fehlendem Haarschmucke begegnete ich ihr dann in dem Supermarkte, der dem betreffenden Autohause gegenüber sich befindet, und ich konnte natürlich nicht umhin, auf die Platte zu starren.
Hat es eigentlich nicht eine bestimmte Bedeutung, wenn man von dem Verluste der Haare träumt? Ich glaube, es waren Ängste um die Potenz, die einem im Traume der Haarpracht verlustig gehen lassen. Oder waren es doch die Zähne, die man in einem solchen Falle verliert? Ist auch nicht so wichtig, denn was mich eher interessiert, ist, was das denn zu bedeuten hat, wenn man von anderer Leute Alopezie träumt? Vermutet man dann heimlich, daß sie Potenzstörungen haben oder ihr Liebesleben auf irgendeine Weise gestört ist? Zudem kenne ich die Dame auch gar nicht näher, so daß mir ihre Liebschaften eigentlich wurst sein könnten.
Ich entsinne mich, daß ich zufällig, als ich mit diesem Traume geendet hatte, ich sogleich erwachte und mir sofort alles aufschrieb, woran ich mich noch erinnerte, so daß ich es an dieser Stelle wiedergeben konnte. Es ist mir nämlich schon häufig passiert, daß ich einen genialen Einfall hatte, worüber ich was mit welchen Worten schreiben könnte, ohne daß ich gerade etwas zum Schreiben in Reichweite gehabt hätte. Kurz darauf war alles vergessen, und nägelkauend saß ich am Rechner und wußte nichts mehr zu tippen. So hätte ich beispielsweise auch gerne etwas ausführlicher über meinen Traum geschrieben, worin Hannelore Kohl auf unserem dörfischen Spielplatze ihr Stelldichein als Schlagersängerin geben wollte. Ich weiß noch, daß ich meinem Sitznachbarn (wer das allerdings war, ist mir schon nicht mehr bewußt) zuraunte, daß ich gespannt wäre, wie die Dame heuer wohl aussähe, wo sie doch schon seit über einem Jahre tot wäre. Das ist aber alles, woran ich mich erinnern kann, ist es nicht zum Mäusemelken?
Ein kleines Notizbüchlein nebst einem Stifte täte also not, allein ich weiß jedoch um meine seltsame Angewohnheit, daß ich mich über meine eigenen amüsanten Einfälle totlachen kann, und es wäre mir doch ein wenig peinlich, wenn ich formulierend im Zuge säße und dabei kichernd mein Heftchen vollkritzelte. Wildfremde Menschen würden mich anstarren und dabei die schlimmsten Sachen von mir denken. Das könnte mir eigentlich ja egal sein, denn in Deutschland ist man meist noch so höflich, diese Gedanken nicht zu äußern und beschämt woanders hinzusehen, aber... Ich weiß jetzt hierzu nichts Gescheites zu artikulieren, dennoch glaube ich, daß es durchaus verständlich ist, daß ich nicht unbedingt das Gesprächsthema beim Abendbrote unbekannter Leute sein mag: „Da war noch so ein Perverser im Zuge, der hat dauernd so was Komisches geschrieben, ich glaube, auf Arabisch oder so, und der hat ständig so kauzig gegrinst – der ist bestimmt ein Terrorist oder Vergewaltiger!“ Nein, da vertraue ich doch lieber meinem Gedächtnisse, das früher oder später vielleicht doch noch mit der Sprache herausrückt, was ich denn eigentlich hätte schreiben wollen.
Aber leider, leider: Das Gedächtnis ist ein Sieb, und nur die gröbsten Gedanken behält es zurück. So weiß ich zwar heute noch, daß der pH-Wert der negative dekadische Logarithmus des Zahlenwertes der Hydroniumionenkonzentration ist, aber bisweilen bin ich nicht einmal mehr in der Lage mich zu entsinnen, wo ich meine Brille hingelegt habe. „Ja, ja, das Alter“, raunt es mir entgegen. So wird es wohl sein.
Doch jetzt genug davon, kommen wir zur nächsten Frage: Ich habe mich schon oft gewundert, was eigentlich geschieht, wenn man bei Wiederholungssendungen eingeblendete Telefonnummern anruft. Ob eine übelgelaunte Nörgeltante, deren Aufgabe primär die Raumpflege ist, den unaufmerksamen Zuschauer zurechtweist und übelst beschimpft? Das ist vielleicht noch eine billige Auflösung des Rätsels. Denn vielleicht gerät man auch an ein Endlosband, das einen über Stunden an den Apparat bannen soll, was die Telefongesellschaft hochgradig erfreuen dürfte. Professionellen Telefonzentren wird schließlich gerne vorgeworfen, sie zögen die Gespräche absichtlich in die Länge, um den Anrufer zu schröpfen. So würden umständliche Fragen formuliert, Computer stürzten ab, und Kollegen wären nicht erreichbar. Hektik verbreitet sich und schürt Unwohlsein an beiden Enden der Leitung.
Beim Stichworte Umständlichkeit fällt mir die nächste Frage ein: Wie kann man den Englischen (geschriebenen!) Satz „I love you, too“ am besten übersetzten? Ich sah einmal eine Agatha Christie-Verfilmung, worin dieser Satz vorkam. Er wurde mit „Ich liebe dich auch“ wiedergegeben. Das heißt, er war im Englischen auf dem „too“ betont. Wäre er auf „I“ oder „you“ betont gewesen, hätte man es mit „Auch ich liebe dich“ bzw. „Ich liebe auch dich“ übersetzen müssen. Man sieht, wir Deutschen können einfach durch das Verschieben eines einzigen Wortes verschiedene Nuancen eines Satzes wiedergeben, während der Englischsprechende das schon mit bestimmter Betonung sagen muß, um es derart auszudrücken, das Schriftbild gibt uns hier keinerlei Erkenntnis. Jetzt kommt mir gerade noch mein erstes Semester in den Sinn, als ich noch Anglistik studierte. Ich hatte einen Dozenten, der uns den Unterschied zwischen „Bill the bald“ (Beiname) und „Bill, the bald“ (Beschimpfung) zu erklären versuchte. Er hatte selbstverständlich auch eine Glatze.
Was bedeutete es eigentlich, wenn man sich kahle Menschen behaart träumte?
Donnerstag, 2. Juni 2011
Zauber der Nostalgie
Der Beruf des Straßenlaternenanzünders ist lange ausgestorben. Der des Straßenlaternenreinigers offensichtlich auch.
Dienstag, 31. Mai 2011
Päpstlicher als die Post
Der Grund dafür, daß die Post im Saarlande in Windeseile ankommt, ist nicht alleine die Winzigkeit desselben, sondern auch das ausgeklügelte Rohrpostsystem (hier am Beispiele Völklingens), das selbst große Pakete aufnehmen kann und die Einwohner zuverlässig und rasch mit Postalien versorgt. Heute wird dieses System ebenso zuverlässig zum Versand von E-Mails genutzt.
Donnerstag, 26. Mai 2011
Kleinstadtmund tut Wahrheit kund
Samstag, 21. Mai 2011
Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 8: Mitzi Štrulerfurc – Vier oide Funzn und a Leich’
Alte Damen, die im Stile der ewig strickenden Miss Marple der Polizei zeigen, wo der Hammer hängt, sind derzeit sehr in Mode, auch und vor allem im Hörspielbereiche. Auch das Traditionsunternehmen Mare Intimo will nicht dahinterstehen und legt mit seiner neuen Serie „Mitzi Štrulerfurc – Vier Funzn und a Leich’“ zum Debüt gleich drei Folgen in einer Kaffeeklatsch-Edition vor.
Mitzi Štrulerfurc ist eine rüstige pensionierte Finanzbeamtin aus der südlichen Steiermark von gefühlten 85 Jahren, aber körperlich und vor allem geistig immer noch sehr auf Draht. Befreundet ist die aus altem slowenischen Adel stammende Dame mit den verbliebenen Resten ihres jahrzehntealten Kaffeekränzchens, der ehemaligen Justizbeamtin Heidelore Hinterfotzner, der ebenso ehemaligen wie erfolgreichen Einzelhandelskauffrau Vroni von Lidl sowie der eher unfreiwillig ehemaligen Staatssekretärin Isabelle Plunzinger, die als einzige Sozialdemokratin unter lauter Konservativen ohnehin schon einen schweren Stand hat. Doch gemeinsam sind sie eine unschlagbare Gemeinschaft, wenn es darum geht, den verschlafenen Polizisten von Schaueregg zu zeigen, wie man gemeine Verbrecher fängt und dabei immer die Contenance wahrt und regelmäßige Kaffeerituale einhält.
Bislang veröffentlicht bzw. geplant sind folgende Episoden:
„Nicht nur, daß sie mir damals diese unmögliche Margaret Rutherford als Miss Marple aufs Auge gedrückt haben, jetzt gibts diese Schnepfe sogar noch in vierfacher Ausführung aus Österreich – das muß man sich mal vorstellen: Ö-STER-REICH! Wie gut daß ich tot und damit taub bin!“ – Agatha Christie, verstorbene Kriminalschriftstellerin
„Vier langweilige alte Frauen in einem langweiligen alten Provinznest? Da müssen doch viel mehr bekloppte Personen rein, die mit ihren Beziehungen nie klarkommen, also Eltern ins Heim stecken oder Kolleginnen bumsen oder so was. Und geht es da nur ums Essen?“ – Elizabeth George, Beziehungsgeschichtenschriftstellerin mit kriminalistischem Faible
„Eine sehr sympathische Serie, denn wo es ums Essen geht, bin ich gerne dabei. Und Österreich ist auch nicht weit von Tölz. Bekomme ich eine Gastrolle in einer Folge, wo es um Schweinsbraten geht?“ – Ottfried Fischer, die Töle von Bullz
„Vier ist eine sehr symmetrische Zahl. Aber diese Frauen haben überhaupt keinen Sinn für Methode. Sie essen und reden und reden und essen, n’est-ce pas? Und das dann auch noch mit irgendwelchen albernen Akzenten, hélas!“ – Hercule Poirot, akzentfrei sprechender pensionierter Polizist aus Belgien
Mitzi Štrulerfurc ist eine rüstige pensionierte Finanzbeamtin aus der südlichen Steiermark von gefühlten 85 Jahren, aber körperlich und vor allem geistig immer noch sehr auf Draht. Befreundet ist die aus altem slowenischen Adel stammende Dame mit den verbliebenen Resten ihres jahrzehntealten Kaffeekränzchens, der ehemaligen Justizbeamtin Heidelore Hinterfotzner, der ebenso ehemaligen wie erfolgreichen Einzelhandelskauffrau Vroni von Lidl sowie der eher unfreiwillig ehemaligen Staatssekretärin Isabelle Plunzinger, die als einzige Sozialdemokratin unter lauter Konservativen ohnehin schon einen schweren Stand hat. Doch gemeinsam sind sie eine unschlagbare Gemeinschaft, wenn es darum geht, den verschlafenen Polizisten von Schaueregg zu zeigen, wie man gemeine Verbrecher fängt und dabei immer die Contenance wahrt und regelmäßige Kaffeerituale einhält.
Bislang veröffentlicht bzw. geplant sind folgende Episoden:
- Kaffee des Wahnsinns
- Plätzchen des Grauens
- Strickliesel des Verderbens
- Krapfen der Heimsuchung
- Marillenlikör des Unheils
- Einspänner des Grusels
- Ribiselkonfitüre des Todes
- Topfenkuchen des Schreckens
- Faschiertes der Heimtücke
- Mozartkugeln der Verdammnis
- Sachertorte des Bösen
- Erdäpfel des Jammers
„Nicht nur, daß sie mir damals diese unmögliche Margaret Rutherford als Miss Marple aufs Auge gedrückt haben, jetzt gibts diese Schnepfe sogar noch in vierfacher Ausführung aus Österreich – das muß man sich mal vorstellen: Ö-STER-REICH! Wie gut daß ich tot und damit taub bin!“ – Agatha Christie, verstorbene Kriminalschriftstellerin
„Vier langweilige alte Frauen in einem langweiligen alten Provinznest? Da müssen doch viel mehr bekloppte Personen rein, die mit ihren Beziehungen nie klarkommen, also Eltern ins Heim stecken oder Kolleginnen bumsen oder so was. Und geht es da nur ums Essen?“ – Elizabeth George, Beziehungsgeschichtenschriftstellerin mit kriminalistischem Faible
„Eine sehr sympathische Serie, denn wo es ums Essen geht, bin ich gerne dabei. Und Österreich ist auch nicht weit von Tölz. Bekomme ich eine Gastrolle in einer Folge, wo es um Schweinsbraten geht?“ – Ottfried Fischer, die Töle von Bullz
„Vier ist eine sehr symmetrische Zahl. Aber diese Frauen haben überhaupt keinen Sinn für Methode. Sie essen und reden und reden und essen, n’est-ce pas? Und das dann auch noch mit irgendwelchen albernen Akzenten, hélas!“ – Hercule Poirot, akzentfrei sprechender pensionierter Polizist aus Belgien
Dienstag, 17. Mai 2011
Streber, Streiche, Strafarbeiten oder Penne, Pauker, Pausenbrote
Herzlich willkommen in der Welt der Alliterationen, wo Reklamefritzen häufiger unbefugt eindringen, um etwas aus ihr zu stehlen und es in ihrer Werbung unterzubringen. Wie?!? Es ist nicht bekannt, was eine Alliteration ist? Welch aliterarische Bildungslücke! Nun denn, greifen wir zum passenden Synonyme deutscher Sprachgefilde: Stabreim, will heißen, daß mehrere Worte oder Sätze oder Verse mit demselben Buchstaben oder zumindest mit demselben Laute anklingen, was häufig als schön empfunden wird und leichter ins Ohr und ins Gedächtnis dringt, was ja genau die Intention von Bedarfsweckungs- und Bedarfslenkungsspezialisten sein dürfte.
Wo ich gerade bei Synonymen bin: Ist es nicht furchtbar, daß just für dieses Fremdwort kein einziges deutsches Pendant existiert? Ich konsultierte gerade mein Fremdwörterbuch und zusätzlich den Thesaurus des Textverarbeitungsprogrammes, aber er möchte mir kein einziges einzelnes Wort, das synonym für Synonym verwendet werden könnte, nennen. Wohlgemerkt, ich spreche von Nomina, denn das kleine „synonym“ kann deutsch einfach mittels „bedeutungsgleich“ oder „sinnverwandt“ in meine Sprache übertragen werden. Nun denn, damit müssen wir wohl leben, daß die Renaissance-Hochnasen und die Humanisten in ihrem vergeistigten Latein- und Griechischwahne keinerlei Rücksicht auf ihre Muttersprache nahmen, als es um die Benennung sprachlicher Phänomene, Verzeihung, Erscheinungen ging.
Sprachliche Erscheinungen modernster Art liefert mir immer wieder das rechnereigene Textverarbeitungsprogramm, das noch von der vorvorletzten Generation ist. Auf jenem Stande ist selbstredend auch die Rechtschreibprüfung, was einerseits sich nervenschonend auswirkt bezüglich der Tatsache, daß nicht jedes „daß“ mir als falsch angekreidet wird und am Ende gar automatisch, Verzeihung, selbsttätig ein „dass“ eingesetzt wird; andererseits jedoch scheint dessen Wortschatz ungleich kleiner als der meine zu sein und gänzlich fantasielos. (Nur um mir das zu beweisen, hat das blöde Programm rasch das letzte Wort des letzten Satzes als falsch gekennzeichnet!) Nur bei den Vorschlägen für die richtige Schreibung eines angeblich falschen Wortes wird das Programm richtig kreativ: So schlug es mir für das Wort „Moldawien“, das es als inkorrekt anstrich, als richtige Schreibvariante „Mordwaffe“ vor. Betätigt man dann aus Jux bei der dazugehörigen Hauptstadt „Chișinău“ den Thesaurus, so landet die Anzeige gleich bei „chloroformieren“ – paßt ja irgendwie auch wieder zusammen.
Wie man sieht, sind Sprachen jedenfalls schwierig genug, um künstliche Intelligenz bei nahezu allen möglichen Gelegenheiten ihres Unverstandes zu überführen. Aber auch natürliche Intelligenz tappt hin und wieder im sprachlichen Bereiche ins Fettnäpfchen. Etwa wenn im Deutschen Sätze fallen wie: „In der Regel sind Frauen recht umgänglich.“ Oder: „Neulich beim Tierarzte saß mir gegenüber eine junge Frau mit zwei kleinen Möpsen.“ Der Franzose hingegen blickt beschämt zu Boden oder wendet sich angewidert ab, wenn man ihn in der Aufregung zart knospender Liebe auffordert: „Baise-moi!“ Zwar heißt „le baiser“ der Kuß, aber das gleichlautende Verb hierzu bezeichnet heutzutage eine Tätigkeit, die nur noch wenig mit der Feinfühligkeit eines Schmatzers auf die Wange gemein hat. Also flugs vorher im Wörterbuche nachschlagen und feststellen, daß dem Schwarme ein zärtliches „Embrasse-moi!“ zuzuhauchen ist.
Viele Deutsche zeitigen jedoch auch in ihrer eigenen Sprache mangelndes Gefühl bezüglich des treffenden Ausdruckes und bedienen sich dann irgendwelcher Fremdworte in der Hoffnung, das klänge besser, gebildeter oder moderner. So bewarb sich einst der Rundfunksender SWR 3 ohn’ Unterlaß mit dem närrischen Spruche „Mehr Hits, mehr Kicks“. Hat sich je auch nur einer in der Werbeabteilung dieses Senders darum bemüht, das zu übersetzen? „Mehr Schläge, mehr Tritte“ – der SWR eine aufrührerische Krawallstation? Die Moderatoren dort allesamt wegen Körperverletzung vorbestrafte Ex-Knastis? Nun denn, wer sich unbedingt der Lächerlichkeit preisgeben will, wird eben Sprecher eines solchen Sprachschludersenders.
Freilich sind auch gebildetere Kreise ohne Scheu willens und imstande, als Bildungsbürgergut getarnte, aber verfehlte Vokabeln auf uns loszulassen. So dürfte ein jeder besagter Gattung Angehörige wissen, daß das griechische Wort für Blume ἄνθος ist und λόγος das u. a. für die Kunde, eine Wissenschaft. Und dann verkaufen uns besagte Leute die ἀνθολογία – also eine Blumenkunde – als Gedichtssammlung, weil es schließlich kaum jemand, der kein Griechisch kann, bemerken wird. (Im Zusammenhange mit Griechisch fällt mir noch diese widerliche Darmkrebs-Werbung ein, die im Jahre 2002 ständig lief. Das heißt, der Kundenfänger war nicht für den Krebs, sondern für die Vorsorge wider diesen gedacht. Und just in jener Reklame sagt der Mann zu seiner darmbekrebsten Frau: „Ich muß mein Griechisch aufbessern!“ Nun denn: Frohes Tasten!) Solche Leute werden uns eines Tages italienisches Speiseeis mit dem verlockenden Namen „Vendetta“ in der Kühltheke präsentieren!
Ja, Rache ist süß, ebenso süß wie die Packung Schokoröllchen, die ich mir jetzt zuführen werde und die mein Körper, ein wahrer Zauberkünstler, binnen Stunden in Speckröllchen verwandeln wird.
Wo ich gerade bei Synonymen bin: Ist es nicht furchtbar, daß just für dieses Fremdwort kein einziges deutsches Pendant existiert? Ich konsultierte gerade mein Fremdwörterbuch und zusätzlich den Thesaurus des Textverarbeitungsprogrammes, aber er möchte mir kein einziges einzelnes Wort, das synonym für Synonym verwendet werden könnte, nennen. Wohlgemerkt, ich spreche von Nomina, denn das kleine „synonym“ kann deutsch einfach mittels „bedeutungsgleich“ oder „sinnverwandt“ in meine Sprache übertragen werden. Nun denn, damit müssen wir wohl leben, daß die Renaissance-Hochnasen und die Humanisten in ihrem vergeistigten Latein- und Griechischwahne keinerlei Rücksicht auf ihre Muttersprache nahmen, als es um die Benennung sprachlicher Phänomene, Verzeihung, Erscheinungen ging.
Sprachliche Erscheinungen modernster Art liefert mir immer wieder das rechnereigene Textverarbeitungsprogramm, das noch von der vorvorletzten Generation ist. Auf jenem Stande ist selbstredend auch die Rechtschreibprüfung, was einerseits sich nervenschonend auswirkt bezüglich der Tatsache, daß nicht jedes „daß“ mir als falsch angekreidet wird und am Ende gar automatisch, Verzeihung, selbsttätig ein „dass“ eingesetzt wird; andererseits jedoch scheint dessen Wortschatz ungleich kleiner als der meine zu sein und gänzlich fantasielos. (Nur um mir das zu beweisen, hat das blöde Programm rasch das letzte Wort des letzten Satzes als falsch gekennzeichnet!) Nur bei den Vorschlägen für die richtige Schreibung eines angeblich falschen Wortes wird das Programm richtig kreativ: So schlug es mir für das Wort „Moldawien“, das es als inkorrekt anstrich, als richtige Schreibvariante „Mordwaffe“ vor. Betätigt man dann aus Jux bei der dazugehörigen Hauptstadt „Chișinău“ den Thesaurus, so landet die Anzeige gleich bei „chloroformieren“ – paßt ja irgendwie auch wieder zusammen.
Wie man sieht, sind Sprachen jedenfalls schwierig genug, um künstliche Intelligenz bei nahezu allen möglichen Gelegenheiten ihres Unverstandes zu überführen. Aber auch natürliche Intelligenz tappt hin und wieder im sprachlichen Bereiche ins Fettnäpfchen. Etwa wenn im Deutschen Sätze fallen wie: „In der Regel sind Frauen recht umgänglich.“ Oder: „Neulich beim Tierarzte saß mir gegenüber eine junge Frau mit zwei kleinen Möpsen.“ Der Franzose hingegen blickt beschämt zu Boden oder wendet sich angewidert ab, wenn man ihn in der Aufregung zart knospender Liebe auffordert: „Baise-moi!“ Zwar heißt „le baiser“ der Kuß, aber das gleichlautende Verb hierzu bezeichnet heutzutage eine Tätigkeit, die nur noch wenig mit der Feinfühligkeit eines Schmatzers auf die Wange gemein hat. Also flugs vorher im Wörterbuche nachschlagen und feststellen, daß dem Schwarme ein zärtliches „Embrasse-moi!“ zuzuhauchen ist.
Viele Deutsche zeitigen jedoch auch in ihrer eigenen Sprache mangelndes Gefühl bezüglich des treffenden Ausdruckes und bedienen sich dann irgendwelcher Fremdworte in der Hoffnung, das klänge besser, gebildeter oder moderner. So bewarb sich einst der Rundfunksender SWR 3 ohn’ Unterlaß mit dem närrischen Spruche „Mehr Hits, mehr Kicks“. Hat sich je auch nur einer in der Werbeabteilung dieses Senders darum bemüht, das zu übersetzen? „Mehr Schläge, mehr Tritte“ – der SWR eine aufrührerische Krawallstation? Die Moderatoren dort allesamt wegen Körperverletzung vorbestrafte Ex-Knastis? Nun denn, wer sich unbedingt der Lächerlichkeit preisgeben will, wird eben Sprecher eines solchen Sprachschludersenders.
Freilich sind auch gebildetere Kreise ohne Scheu willens und imstande, als Bildungsbürgergut getarnte, aber verfehlte Vokabeln auf uns loszulassen. So dürfte ein jeder besagter Gattung Angehörige wissen, daß das griechische Wort für Blume ἄνθος ist und λόγος das u. a. für die Kunde, eine Wissenschaft. Und dann verkaufen uns besagte Leute die ἀνθολογία – also eine Blumenkunde – als Gedichtssammlung, weil es schließlich kaum jemand, der kein Griechisch kann, bemerken wird. (Im Zusammenhange mit Griechisch fällt mir noch diese widerliche Darmkrebs-Werbung ein, die im Jahre 2002 ständig lief. Das heißt, der Kundenfänger war nicht für den Krebs, sondern für die Vorsorge wider diesen gedacht. Und just in jener Reklame sagt der Mann zu seiner darmbekrebsten Frau: „Ich muß mein Griechisch aufbessern!“ Nun denn: Frohes Tasten!) Solche Leute werden uns eines Tages italienisches Speiseeis mit dem verlockenden Namen „Vendetta“ in der Kühltheke präsentieren!
Ja, Rache ist süß, ebenso süß wie die Packung Schokoröllchen, die ich mir jetzt zuführen werde und die mein Körper, ein wahrer Zauberkünstler, binnen Stunden in Speckröllchen verwandeln wird.
Montag, 9. Mai 2011
O tempora, o arbores!
Das Alter läßt nicht nur Menschen gebrechlich werden, auch Bäumen wird die Last ihrer Jahre zu viel, so daß sie der Stütze bedürfen.
Dienstag, 3. Mai 2011
Auf dem Wege zum Umweltschutze
Wo viele Menschen zusammenkommen, ist es leicht, den kürzesten Weg auf der Einbahnstraße zu nehmen und alles auf den Müll zu werfen. Geht man jedoch langsam und ist sich auch nicht zu schade, hier und da ein paar Stolperfallen zu überwinden und gar einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen, so werden wir endlich in Einklang mit Flora und Fauna leben können in der Gewißheit, daß der große Vogel über unser aller Heim, die Erde, wachen wird.
Donnerstag, 28. April 2011
Sie haben (Flaschen-) Post!
Dienstag, 26. April 2011
Leichtsinn gefährdet Frauenknochen
Oh, da vernahm ich doch gerade ein Gähnen! Langweile ich Dich etwa, werter Leser? Nur zu, ein Gähnen muß vor mir nicht unterdrückt werden, sonst bemerke ich meine allzu schwunglose Art gar nicht und schwafle immerzu so weiter – hier mein Einschlaftuch von „Gute Nacht“! Damit Nase und Mund sorgfältig verschließen, und bald schon liegst Du in süßestem Schlummer!
Das Ding fand übrigens meine Mutter, als sie meiner Großmutter beim Ausmisten ihrer Schränke half. Da war einiges Klimmen angesagt, und so etwas sollte man eine beinahe Achtzigjährige nicht mehr alleine tun lassen – Leichtsinn gefährdet Frauenknochen, und Starrsinn bedroht Seniorenknochen. (Die erste Feststellung traf ein Klatschblatt, die zweite reimte ich mir selbst zusammen.) Knochen weiblicher Senioren sind folglich gleich doppelt gefährdet!
Ebenfalls bei dieser Räumaktion kamen jahrzehntealte Bettücher der Firma „Evergood“ wieder zum Vorscheine, zwar wohl nicht mehr blütenfrisch, aber noch originalverpackt. O je, denkt sich die gute Hausfrau, wie mag man derlei Altertümchen bloß waschen? Kein Problem, die Firma gab selbst Anweisung hierzu: „Beim Waschen ist nicht viel zu beachten. Diese Bettwäsche ist aus reiner Baumwolle hergestellt, koch- und waschmaschinenfest.“ Darauf folgte ein Zeichen, das angab, daß bis 100 °C gewaschen werden dürfte. „Die Farben sind indanthrenecht. Lösen Sie Ihr gutes Waschmittel einfach auf – das ist die ganze Wasch,vorschrift‘! Sie werden Ihre Wäsche ohnehin tüchtig nachspülen und an frischer Luft trocknen.“ Diesen letzten Satz befand ich für das Zipfelchen auf dem i, also í.
Das Ding fand übrigens meine Mutter, als sie meiner Großmutter beim Ausmisten ihrer Schränke half. Da war einiges Klimmen angesagt, und so etwas sollte man eine beinahe Achtzigjährige nicht mehr alleine tun lassen – Leichtsinn gefährdet Frauenknochen, und Starrsinn bedroht Seniorenknochen. (Die erste Feststellung traf ein Klatschblatt, die zweite reimte ich mir selbst zusammen.) Knochen weiblicher Senioren sind folglich gleich doppelt gefährdet!
Ebenfalls bei dieser Räumaktion kamen jahrzehntealte Bettücher der Firma „Evergood“ wieder zum Vorscheine, zwar wohl nicht mehr blütenfrisch, aber noch originalverpackt. O je, denkt sich die gute Hausfrau, wie mag man derlei Altertümchen bloß waschen? Kein Problem, die Firma gab selbst Anweisung hierzu: „Beim Waschen ist nicht viel zu beachten. Diese Bettwäsche ist aus reiner Baumwolle hergestellt, koch- und waschmaschinenfest.“ Darauf folgte ein Zeichen, das angab, daß bis 100 °C gewaschen werden dürfte. „Die Farben sind indanthrenecht. Lösen Sie Ihr gutes Waschmittel einfach auf – das ist die ganze Wasch,vorschrift‘! Sie werden Ihre Wäsche ohnehin tüchtig nachspülen und an frischer Luft trocknen.“ Diesen letzten Satz befand ich für das Zipfelchen auf dem i, also í.
Samstag, 23. April 2011
Praktisch gedacht
Viele Fotografen kennen das Problem: Man hat eine Reihe hübscher Fotos geschossen und will sie nun ansprechend nebst dem Nippes eingerahmt aufstellen. Aber welchen Rahmen nehmen? Die Stadt Luxemburg hat sich dieses Problems angenommen und stellte hier und da praktische Rahmen zum Mitfotografieren auf.
Donnerstag, 21. April 2011
Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 7: Tom und Socke
Da hat man unter Ansammlung vieler Jahre die 1980er Jahre komplett durchlebt, und nun das: Stück für Stück wird in den Archiven gegraben und längst verloren Geglaubtes wieder zum Vorscheine gebracht, so auch diese wohl mit Fug und Recht vergessene Kultserie zum Schulfach „Textiles Gestalten“: Balthasar Neumann, genannt Tom Kohlrabi, weil Tarzan und Tim schon vergeben waren, besonderes Kennzeichen: ein blaues und ein blutunterlaufenes Auge, 16 Jahre alt und im Besitze eines frisierten 25er Mofas, wird zusammen mit seiner Freundin und ab der nicht mehr erschienenen zweiten Staffel Dauerverlobten Julia Biedermeyer, genannt Socke, weil sie nichts mehr haßt als Stricken, in einen fesselnden Fall nach dem anderen verstrickt. Angesiedelt ist diese Serie natürlich wie ihre kleine, aber populärere Schwester TKKG in einer nicht näher bekannten Millionenstadt (von der es in Deutschland schließlich massenhaft gibt) im norddeutschen Raum mit Zugang zur Nordsee. Natürlich spielte die Handlung in der damaligen Gegenwart, und so fallen längst vergessene aber ehedem immens populäre Schlagworte wie „Packman“, „C64“, „Bandsalat“ oder „Dosenravioli“ en masse. Aber in der Hauptsache ging es in sämtlichen Folgen doch nur um das Eine, nämlich manuelles textiles Gestalten, das Socke so haßt. Doch mit Toms Hilfe entwirrt sie auch die am geschicktesten verknoteten Fäden und kommt mit Nadel und Schere auf die Spur der Bösewichter. Zwölf Folgen wurden veröffentlicht, bevor die Hörspielfabrik „Stur-Opa“ den beiden Helden das Mikrofon abdrehte – ob wir sie jemals von CD werden erklingen hören?
- Hundesocken stinken leise
- Socken durch das Flusensieb
- Strickalarm am Sockenweg
- Die Fußball-Socke darf nicht stinken
- Socken um Mitternacht
- Überfall nach Sockenschuß
- Der Mann mit den tausend Paar Socken
- Aufruhr in der Sockenwelt
- Die Nacht am Sockengrab
- Der Feind in der Socke
- Die Socke des Schreckens
- Sockenräuber unter Palmen
Damalige Hörer, die noch ein paar Kassetten ihrer Hörspiele in die Neuzeit retten konnten, erinnern sich voller Begeisterung:
„Ich habe mein Ehrenwort gegeben – von mir erfährt niemand, wo diese Hörspiele herkamen!“ – Helmut Kohl, rheinland-pfälzischer Ministerpräsident a. D.
„Die hab ich echt alle, sogar die falsch betitelte Erstveröffentlichung von ,Der Mann mit den tausend Paar Strümpfen‘!“ – Bastian Pastewka, Jäger und Sammler
„Wir fanden das ziemlich gemein von Rolf Kuddelmuddeltschak, uns einfach aus dieser TKKG-Serie für Große rauszuschreiben, nur weil wir eigentlich total überflüssig waren. Es hätte doch gereicht, uns einfach keinen Text mehr zu geben wie in den neuen Folgen!“ – Niki Nowotny und Manou Lubowski, Hörspiel-Statisten
„Die drei Detektive. Fragezeichen, Fragezeichen, Fragezeichen…“ – Reinhilt Schneider, falscher Text
„Ich habe mein Ehrenwort gegeben – von mir erfährt niemand, wo diese Hörspiele herkamen!“ – Helmut Kohl, rheinland-pfälzischer Ministerpräsident a. D.
„Die hab ich echt alle, sogar die falsch betitelte Erstveröffentlichung von ,Der Mann mit den tausend Paar Strümpfen‘!“ – Bastian Pastewka, Jäger und Sammler
„Wir fanden das ziemlich gemein von Rolf Kuddelmuddeltschak, uns einfach aus dieser TKKG-Serie für Große rauszuschreiben, nur weil wir eigentlich total überflüssig waren. Es hätte doch gereicht, uns einfach keinen Text mehr zu geben wie in den neuen Folgen!“ – Niki Nowotny und Manou Lubowski, Hörspiel-Statisten
„Die drei Detektive. Fragezeichen, Fragezeichen, Fragezeichen…“ – Reinhilt Schneider, falscher Text
Dienstag, 19. April 2011
Angewandte Phytopsychologie
Donnerstag, 14. April 2011
Die Wissenschaft hat festgestellt…
Endlich ist es Wasserbiologen gelungen zu erforschen, wie Nixen sich ihrer Notdurft entledigen. Sie äpfeln nicht einfach ins Wasser wie Seepferdchen oder hinterlassen unschöne Dungfladen wie Seekühe, worüber sich schon Generationen von Rochen und Flundern beschwert haben, nein: Sie benutzen Nachttöpfe. Diese aufregende Feststellung konnten die Wissenschaftler treffen, nachdem in der Alzette bei Pfaffenthal/Luxemburg ein solches Notdurftinstrument gesichtet und sichergestellt werden konnte.
Dienstag, 12. April 2011
Wer zu spät kommt, hat weniger zu schreiben
Ich habe ungern kaufwütige Frauen als Begleitung dabei. Sie werden von nahezu jedem Mode-, Schuh- oder Parfümgeschäft wie Magneten angezogen, sehen sich stundenlang um und kaufen dann doch nichts. Na ja, ich will mal nicht zu strengen Tadel erteilen, denn ähnlich verfahre ich auch in Buchläden und Plattengeschäften. Schlimm finde ich weiterhin, wenn die weibliche Fraktion mich immer nach meiner Meinung fragt, wie ihr dies oder jenes stünde oder ob der Schuh zu der gerade aktuellen Haarfarbe und Frisur paßte. Man kann hier eigentlich nur falsch antworten, denn wenn ich ehrlich bin und sage, daß es lächerlich aussehe, ist die Dame beleidigt; sage ich aber, ja, das sähe ganz nett aus, bezichtigt sie mich der Lüge, damit wir nur schnell aus dem Laden kämen und ist ebenso beleidigt. So zerstreiten sich auch die innigst Liebenden. Aber über Frauen beim Einkaufen und deren männliche Eskorten ist schon so viel gelästert und geschrieben worden, daß ich das nicht weiter in die Länge ziehen will.
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