Donnerstag, 1. Dezember 2011

Carola von Abwasch-Flause und Carl Georg Friedrich Theobald von und zu Hohenrössern geben hochadelige Haushaltstips. Teil 3

Ihr Leben ist einmal wieder trübe und sinnlos? Im Vergleich zu Ihren Ahnen, die noch kühn in Schlachten ziehen durften und sich so den Namen machten, den Sie heute noch tragen, kommen Sie sich klein und wertlos vor? Erwerben Sie sich doch Ihren eigenen Titel! Sofern sie maturiert haben (was jedoch in Ihren Kreisen zum Standardrepertoire gehören sollte), nimmt wohl jede Universität Ihrer Wahl Ihr Immatrikulationsgesuch freudig entgegen. Geben Sie sich jedoch nicht mit solch albernen Abschlüssen wie Diplom oder bürgerlich-kleingeistigen Titeln wie Master oder gar Bachelor zufrieden; eine Dissertation sollte das Mindeste sein, was Ihren universitären Bildungsweg krönen sollte. Allerdings müssen Sie als Angehöriger des Hochadels darauf achten, nicht auf bildungsbürgerlichem Wege Ihren Doktortitel zu erwerben: Ein Adeliger arbeitet nicht, er läßt arbeiten! Erkenntnisse, die irgendein nichtadeliger Niemand aus dem Bürgertume aus seiner Wissenschaft gezogen hat, warten nur darauf, von Ihnen aufgenommen und solchermaßen geadelt zu werden. Nur kleingeistiges Bürgergelump wird darauf beharren, daß Sie Ihre Quellen offenlegen. Ein Adeliger weiß, wann er zu schweigen hat! Auch sehen Sie zu, daß Sie Ihre Arbeit nicht wie irgendeine bürgerliche Krämerseele auf einem, bestenfalls zwei Datenträgern speichern – divide et impera heißt die Devise! Jedes Kapitel, wenn nicht gar jeder Absatz aus Ihrem Geiste oder doch zumindest aus Ihrer Suchmaschine ist es wert, einen eigenen Datenträger damit zu belegen! Heerscharen von stationär gebundenen Rechnern, tragbaren Rechenknechten, ausgelagerten Festplatten, digitalen Silberlingen, diversen Speicherriegeln, -stiften und -karten sind die Untertanen des digital versierten Adeligen! Einem Bürgerlichen würde man nachsehen, verlöre er hier den Überblick, aber als Adeliger von Rang und Namen wird Ihnen das selbstredend nicht passieren. Sollten nach Ihrer erfolgreichen Dissertation dennoch kleingeistige Kritik bürgerlicher Provenienz aufkommen, schreiben Sie vorsichtshalber Ihre Biographie, die Sie dann aus Ihrem selbgewählten Exil veröffentlichen. Denn Ihren Adelstitel kann Ihnen niemand mehr nehmen, selbst wenn Sie Ihrer Lebensgeschichte Versatzstücke Ihrer Vorfahren hinzufügen.

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