Samstag, 24. Juli 2010

Szenen einer Ehe. Teil 3:

Clivia

Ich träumt’, die Kunigunde
hätte mich geküßt
und ich aus diesem Grunde
leider sterben müßt’.

Ich wachte auf mit Schrecken,
beendet war der Traum.
Ich wollte mich verstecken,
so ging ich aus dem Raum.

Ich ging zum Fenster, spannte
die Arm wie Flügel aus;
doch Kunigunde rannte
mir nach, zur Tür hinaus.

Am Fenster sie mich sah,
sogleich schrie sie sehr grell.
In Tränen sprach ich: „Clivia!“
Still wurd’ sie ganz schnell.

Bis heute weiß sie nicht,
was dieses Wort bedeutet,
und Tränen zieren mein Gesicht,
wenn „Clivia“ sich häutet.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Rechtschreibung anno 2222

vîă vârĕn reformă vî äkstĕ im valdĕ
veătlôzĕs tsoük kâm daŋk uns auf dî haldĕ
kain hâ virt mêă dênĕn unt tôt zai das ïot
unt gêgĕn das kû plântĕn vîă ain komplot
das vê ïetst in kainĕm deă bűcă mêă štêt,
vîă tsaigtĕn oüc auç vî es ônĕ iks gêt
estset mus nûn gêĕn unt auç üpsilon
maïuskĕln zint läŋstĕns geštorbĕn šôn
vîă zetstĕn dêă bűcă nivô tîf herap
unt šubstĕn dî intăpuŋktsïôn in îă grâp
egâl ist ästêtik egâl ist kultûă
iêdă zol rictik ïetst šraibĕn nûă
mœgĕn dî vaisĕn auç klâgĕnt noç drœnĕn
vîă visĕn man virt zic an alĕs gevœnĕn

Montag, 19. Juli 2010

Die kleinen Dinge des Lebens…

Jeder richtet seine Augen auf den Karnevalszug, nur das Kind hinten links läßt sich von einem davonhüpfenden Frosche ablenken.

Freitag, 16. Juli 2010

In der Straßenbahn

Der Ort der Handlung ist eine Straßenbahn in einer Großstadt. Sämtliche Plätze sind besetzt, das Augenmerk richtet sich jedoch nur auf zwei: Der erste wird von einem Manne mittleren Alters besetzt, welchem anzusehen ist, daß er auf sein Äußeres sehr viel Wert legt, obgleich er damit sein Älterwerden nicht verhindern kann: Erste graue Strähnen sind in seinem leicht schütteren, braunen Haare zu erkennen. Bekleidet ist der Mann mit anthrazitgrauem Hute, gleichfarbigem Mantel und Hose und schwarzen Straßenschuhen. Am Mantel sind ein weißer Hemdkragen zu entdecken sowie eine schwarze Krawatte. Auf seinem Schoße ruht ein schwarzer Aktenkoffer.
Der zweite Platz wird von einem jungen Manne, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, wahrscheinlich Student, eingenommen. Seine Haare sind, recht mißlungen, rot gefärbt; ein blonder Ansatz läßt sich erkennen. Ferner trägt der Hochschüler eine zerrissene blaue Jeanshose, ein rot-schwarz-kariertes Hemd und grüne Schuhe. Außerdem steht ein kleiner schwarzer Rucksack zwischen seinen Beinen.
Die Straßenbahn hält. Eine ältere Dame steigt ein; sie ist vielleicht siebzig Jahre alt, hat weiße Haare und ist mit einem hellgrauen Mantel, einer altrosa Bluse und einem gleichfarbigen Rocke und beigefarbenen Schuhen bekleidet. In der rechten Hand hält sie eine altmodische cremefarbene Handtasche.

Herr Setzen Sie sich doch, gnädige Frau!
Ältere Dame Danke, sehr freundlich von Ihnen!
Herr Nichts zu danken, man hat schließlich Erziehung!
Student Aber – bleiben Sie doch sitzen, mein Herr! Ich werde meinen Platz räumen!
Ältere Dame Wirklich sehr zuvorkommend von Ihnen, junger Mann!
Herr Einen Moment, bitte! Wenn ich mich recht entsinne, habe ich Ihnen zuerst einen Platz angeboten. Ich darf Sie also bitten, von meinem Angebote sofort Gebrauch zu machen.
Ältere Dame Aber ...
Herr Ich bestehe darauf! Setzen Sie sich auf meinen Platz! Ich bin doch wahrhaftig nicht so gebrechlich, daß ich nicht mehr stehen kann! Ha – das wäre doch gelacht! Ich und altersschwach!
Student Aber das hat doch niemand behauptet!
Herr Sie haben es nur nicht gesagt! Aber ich sehe es Ihnen doch an, was Sie denken: Ich sei ein wackeliges Klappergestell, ein potentieller Pflegefall!
Ältere Dame Übertreiben Sie nicht ein wenig?
Herr Übertreiben? Ich weiß doch genau, wenn mich jemand verspotten will! Aber ich lasse mich doch nicht von so einem dahergelaufenen Lümmel beleidigen!
Student In welcher Weise sollte ich Sie denn beleidigt haben?
Herr Dies legte ich Ihnen doch soeben dar: Sie haben mich mit verwerflichen Gedanken diffamiert!
Student Woher wollen Sie denn wissen, was ich gedacht habe? Sind Sie etwa Hellseher?
Herr Wollen Sie mir nun auch noch vorwerfen, ich sei töricht – dement gar? Es wird ja immer schöner! Da fährt man ahnungslos in der Straßenbahn und wird aufs Empfindlichste gekränkt – sind Sie etwa auch einer von denen, die mir meine hart erarbeitete Rente nicht gönnen? Soll ich in zehn Jahren etwa am Hungertuche nagen?
Student Was faselt der?
Ältere Dame Also, etwas ist wirklich dran an dem, was er sagt...
Student Aber ich habe Ihnen doch bloß meinen Platz angeboten, damit er sitzen bleiben kann. Ich muß ohnehin an der nächsten Haltestelle aussteigen. Was ist daran Beleidigendes?
Herr Ha, so denken Sie also! Dachte ich es mir doch gleich: Gebt dem senilen Greisenvolke das, was ich selbst nicht mehr brauche – materieller Abfall ist gerade gut genug für menschlichen Abfall! Schöne Ethik ist das! Da überkommt einen ja der Ekel!
Ältere Dame So sehe ich das allerdings auch! Es ist doch ungleich leichter, etwas wegzugeben, was ich nicht mehr benötige, als etwas, was mir vielleicht lieb und teuer ist und wofür ich hart arbeiten mußte!
Student Ein Sitzplatz in einer Straßenbahn?
Herr Pah! Damit fängt es doch an! Das steigert sich doch. Letztlich werdet ihr uns die Butter auf dem Brot nicht mehr gönnen – ach was, nicht einmal das Brot mehr, elendes Egoistenpack!
Ältere Dame Das stimmt allerdings! Die da oben erhöhen ihre Diäten in zweistelliger Höhe, und wir Rentner müssen uns jede Nachkommastelle hinter einer lachhaften Null einzeln erkämpfen! Wie soll das bloß noch enden? Müssen wir dann von Brosamen der Wohltätigkeitsvereine leben? Da muß man sich ja wie ein Aussätziger vorkommen!
Student Aber was hat das denn alles mit einem Sitzplatz in der Straßenbahn zu tun?
Herr Was geht Sie das an? Das verstehen Sie ohnehin nicht! Sie sollten sich vielmehr bei mir entschuldigen!
Student Aber wofür denn, zum Donnerwetter?
Ältere Dame Werden Sie doch nicht gleich schroff, junger Mann! Es ist doch wohl eine Selbstverständlichkeit, daß man sich für seine Kränkungen entschuldigt!
Student Wenn ich wüßte, was ich zu entschuldigen hätte ...
Herr Ich sage es ja immer: Keinerlei Schuldbewußtsein hat die Jugend von heute mehr! Damals, als ich noch jung war, hätte es das nicht gegeben! Damals hätte man...
Student Wen interessiert das denn?
Herr Unterstellen Sie mir jetzt auch noch, daß ich sinnloses Zeug rede? Es treibt einem fürwahr die Zornesröte in das Gesicht, wenn man Ihre Beleidigungen, die Sie in dieser kurzen Zeit...
Student Aber ich habe Sie doch nicht beleidigt! Es ging doch nur darum, daß ich der Dame meinen Platz anbot...
Herr ... und Sie mir Altersschwäche, Schwachsinn und Unbedarftheit vorwarfen!
Student Mit keinem Wort! Aus heiterem Himmel klagten Sie mich an, Sie beleidigt zu haben, obwohl ich nichts über oder gegen Sie geäußert habe!
Herr Ein Lügner bin ich also auch noch! Das setzt allem noch die Krone auf! Warten Sie, wenn ich...
Student Endlich! Meine Haltestelle! Muß ich mir das dämliche Gefasel von dem nicht mehr länger anhören!

Die Straßenbahn hält, und der Student steigt eiligen Schrittes aus.

Herr
Da flüchtet er, der Feigling! Das ist die moderne Erziehung, ich sage es ja immer! Hoffentlich begegne ich diesem Kerl nicht noch einmal! Ich glaube, wenn es hier nicht so voll wäre, wäre er am Ende gar noch handgreiflich geworden – man weiß ja nie bei solchen Strolchen!
Ältere Dame Ja, es ist schwierig, in dieser Zeit alt zu werden! Man ist nirgends sicher, und die Jugend hat keinerlei Respekt mehr vor dem Alter. Erst neulich habe ich in der Zeitung gelesen, daß so ein paar Rabauken älteren Damen die Handtaschen geraubt haben – am hellichten Tag und mitten in der Stadt! Ich glaube, ich muß Ihnen danken, daß Sie diesen Grobian vertrieben haben!

Donnerstag, 15. Juli 2010

Nie ist es allen recht getan…

Hemd Harald I. versucht zwar gemeinsam mit Gattin Bluse Belinda III. ein gerechtes Regiment zu führen, jedoch ist seine Preispolitik wiederholt in die Kritik geraten.

Dienstag, 13. Juli 2010

Edgar-Wallace-Filme, die nie gedreht wurden. Fünfter Teil:


Ein unheimliche Mordserie erschüttert die britische Hauptstadt: Erst erhalten hochrangige Persönlichkeiten Fotografien ihrer selbst, die sie mit vom Blitzlicht geröteten Augen zeigen, um kurz darauf ermordet zu werden. Wer ist der offenbar irre Mörder? Und vor allem: Was ist sein Motiv? Fragen, die sich auch Scotland Yards bester Mann, Inspektor Hickup (Joachim Fuchsberger), stellt, bzw. die ihm von Sir John (Siegfried Schürenberg) gestellt werden. Da kommt die Hilfe der Berufsfotografin Anne Agfa (Barbara Rütting) gerade recht! Durch sie kommt der Inspektor auf die Spur eines seltsamen Kollegen Annes: Der höchst eigenwillige und jähzornige Jacob Idle (Klaus Kinski), der angesichts mißlungener Farbfotografien mit „Kaninchenaugen“ der Fotografierten Wutausbrüche bekommt und wüste Drohungen ausstößt. Ist er etwa der verrückte Mörder? Leider stellt sich diese Spur als falsch heraus, denn kurz darauf wird Idle ebenfalls ermordet – mit einer präparierten Kamera. Muß nun auch Anne um ihr Leben fürchten? Inspektor Hickup glaubt, mit ihrer Hilfe den Mörder in eine Falle locken zu können, doch da hat er nicht mit der Intelligenz seines Gegners gerechnet…

Montag, 12. Juli 2010

Zusammenhangslose Aufzählung verschiedener den Sommer betreffender Aspekte

Der Sommer kommt mit seinen Tücken:
schwere Hitze, stechend’ Mücken.
Die Sonne brennt die Haut uns rot –
hier unten schafft Ozon uns Not.
Statt drinnen schläft man gern im Frei’n –
doch ist man draußen nicht allein!
Wie eingangs oben schon erwähnt,
die Mücke jetzt nach Blut sich sehnt.
Auch sieh man zu, daß man nicht schlitter
in ein Sommernachtsgewitter!
Sonst wacht man auf im Morgenrot,
die Seele lebt, das Fleisch ist tot...

Ein Gutes gibts zur Sommerszeit
zur Mittagsstund im Süden weit:
Es ruht der Mensch, die Arbeit auch –
die Siesta ist ein feiner Brauch!
Touristen stöhnen in der Hitze,
der Heimische reißt drüber Witze.

Freitag, 9. Juli 2010

Über die Dummheit der Spinnen

In den Winkeln, in den Ecken,
wo sie sich so gern verstecken,
wo sie still ihr Dasein fristen
wo sie, wenn sie’s besser wüßten,
statt zu spinnen, statt zu weben
sinnvoll geudeten ihr Leben.
Doch weil sie stupide sind,
wie ein unverständig Kind,
spinnen sie, wo sie grad wohnen,
Fäden dünn aus dem Abdomen,
bis im fert’gen Netz sie hingen,
daß Beutetiere sich verfingen.
Aber ach! in jenen Ecken
will niemand je das Netz entdecken,
will kein Kerbtier sich verfangen
und zum Sterben darin hangen.
So müssen sie mit leerem Magen
einen neuen Anfang wagen.
Doch wird man sonst durch Schaden klug:
Den Spinnen ist’s noch nicht genug.
Sie ziehen weiter, ziehen fort
zum nächsten wohlverborgnen Ort
und harren weiter ohne Zagen –
erfolglos und mit leerem Magen.
Und eine Frage streift die Sinne:
Wovon lebt denn nun die Spinne?

Dienstag, 6. Juli 2010

Szenen einer Ehe. Teil 2:

Xanthippe

Ein Klingel hör ich schallen
in frühster Morgenstund;
wie still wars in den Hallen
auf kaltem, stein’gem Grund.

Ich stehe auf, bin fahl,
totenstill vor Frust.
Der Dusche Wasserstrahl
soll wecken Lebenslust.

Wie sieht zu dieser Stunde
die Welt so anders aus!
Schon kommt die Kunigunde –
welch Anblick, welch ein Graus!

Und eh ich mich erhoben,
den Kopf voll Schmerz und Weh,
hör Kunigund ich loben
sich selber in die Höh.

Wir rauschts mir in den Ohren!
Ich forme meine Lippe;
ich hab all Angst verloren
und sage laut: „Xanthippe!“

Montag, 5. Juli 2010

Romantik im Alltag

Bei romantischem Sonnenscheine erhält sogar ein solch prosaischer Vorgang wie die Zahnreinigung eine poetisch-verträumte Note.

Freitag, 2. Juli 2010

Luftbildfotografie für Flugängstliche

Der ehemalige Leiter der Landesbildstelle in Rheinland-Pfalz war ein passionierter Anhänger von Luftbildern, so daß er öfter auch selbst mit einem Helikopter durch heimische Lüfte flog und die Gegend fotografisch von oben festhielt. Eine preiswerte Alternative hierzu ist das Fotografieren eigener Haustiere aus der Herrchenperspektive. Allenfalls eine Leiter muß hierzu erklommen werden.

Donnerstag, 1. Juli 2010

Das gibt es nicht nur im Möbelhaus…

Daß dieser Bon auch eine Teilnahme an einer Stuhlprobe des Trierer Gesundheitsamtes beinhaltete, wurde aus unerklärlichen Gründen verschwiegen.