Donnerstag, 25. August 2011

Zurück ins Leben


„Wer rastet, der rostet“ – diese alte Volksweisheit gilt auch für das häusliche Getier. Dieses seit ein paar Jahrhunderten abgestellte edle Roß eines zwischenzeitlich verstorbenen Adeligen aus dem lothringischen Raume mußte etliche Bewegungstherapien über sich ergehen lassen, um wenigstens für einen leichten Ausritt auf freier Weide gewappnet zu sein. Hier und da verfällt es jedoch noch immer in eine Art Schockstarre, aus der man es nur durch geschicktes Locken mit Zuckerstückchen zu lösen vermag.

Dienstag, 23. August 2011

Fettfleckentfernung

Weiche Butter, sahnig-lecker,
streicht sich mit beschwingter Hand
auf die Brötchen frisch vom Bäcker,
die ich derart schmackhaft fand.

Doch nun fliegt (ganz ohne Flügel)
gute Butter auf das Kleid
meiner Liebsten – kaum vorm Spiegel
gellend sie beginnt den Streit.

Seh von Tassen mich umflogen,
die sie auf mich warf mit Schwung.
Noch ein Treffer – ungelogen! –
bringt mich auf der Stelle um!

Schicksal, segne die Tenside,
laß sie wirken tief und rein.
Laß beim Kochen meine Liebe
aber ja nicht laufen ein!

Dienstag, 16. August 2011

Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 10: Советская группа ТККГ


In Zeiten, da die Misere nichtarbeitender Bevölkerungsschichten aus Gründen politischer Korrektheit nicht mehr ihrer Asozialität und Faulheit bei gleichzeitigem übermäßigen Anspruchsdenken zurückgeführt werden darf, sondern dem Wirken irgendwelcher Kleinstparteien angelastet wird, darf natürlich auch das dazu passende pädagogisch wertlose Hörspiel nicht fehlen. Und wo wären Gutmenschentum bei gleichzeitiger Verachtung gesellschaftlicher Randgruppen besser aufgehoben als beim Kinderklassiker TKKG? Die lustige kommunistische Viererbande namens советская группа ТККГ (sovjetskaja gruppa TKKG), bestehend aus Karl eins, Karl zwei, Fritz und Rosi, die sich aber Tod den Kapitalisten, Kapitalistentod, Kommunismuserfinder und Gutmenschin nennen, lebt in einem unbestimmten Zeitraum zwischen Märzrevolution und Weimarer Republik und erlebt allerhand Abenteuer zwischen Fabrikschornsteinen, Adelsempfängen und Exil. Ob es nun darum geht, die Freiheit schlechtzureden, Religionen mieszumachen oder einfach nur Umerziehungslager gutzuheißen – TKKG sind immer tatkräftig dabei und haben stets einen kessen Spruch aus dem „Kapital“ auf den Lippen, das sich auch wegen seiner Ausmaße hervorragend als Totschlagargument im Wortsinne eignet, wenn der Gegner sich einmal wieder nicht durch Reden überzeugen läßt. Folgende Titel sollen bereits vorbereitet worden sein:

  • Es geschah in einer Januarnacht
  • Klassenkampf auf der Hexenburg
  • Wer stoppt den Weihnachtsglauben?
  • Kapitalist mit der „Goldenen Hand“
  • Gefangen im Proletariat
  • Fabrikhalle ohne Hintertür
  • Freiheit für gequälte Arbeiter

Dienstag, 9. August 2011

Übärholverbot


Der Brot-und-Spiele-Pöbel im Alten Rom war es satt: Immer wieder liefen bei Hetzjagden die Bären an den zum Tode Verurteilten vorbei und gaben ihnen somit Gelegenheit, sich zu verteidigen. Das Resultat waren beschädigtes Bärenmaterial und freigesprochene Verdammte, die sich erfolgreich selbst verteidigen konnten. Das im Jahre 301 unter Diokletian neben dem Höchstpreisedikt eingeführte Überholverbot für Bären in Arenen wurde jedoch schon 410 unter Honorius wieder obsolet, da sämtliche blutigen Spiele verboten wurden.

Donnerstag, 4. August 2011

Wider den Bildungsmangel!

Vermikulärer Analphabetismus sowie Dyskalkulie haben in der Wurmwelt erschreckende Ausmaße angenommen; ein Problem, dessen sich die Biologen zur unzureichend angenommen haben. Daher greifen die Wümer zur Selbsthilfe und üben sich im Bilden von Zahlen (oben) oder von Buchstaben (Mitte). Erste Erfolge von Würmern, die bereits in der Lage sind, einfache Verbotsschilder zu lesen, zeigen, daß der Arbeit Lohn sich mit Sicherheit einstellen wird.

Montag, 1. August 2011

Alte Tragödien und neue Todesfälle

„Gebraucht sind die Gedankensachen schon alle, seit die Welt be­steht“ wußte der von Vielen fälschlicherweise lediglich als Karikaturist und Hu­morist bezeichnete Wilhelm Busch zu formulie­ren. So finde ich einen Ideen­klau im Zitate­bande des Duden dokumentiert. So finde ich un­ter dem Stich­worte „Wunsch“ einen Ausspruch George Bernard Shaws (das war der, der die Schreibung „ghoti“ für „fish“ ersann, um die skandalöse engli­sche Rechtschrei­bung anzu­pran­gern) und einen aus der Feder Oscar Wildes (der das englische Original des bei mir im Bücherregal vor sich hin staubenden Romanes „Le por­trait de Dorian Gray“ verfaßte), die beide mit kleinen For­mu­lierungsunter­schie­­den verlauten ließen, daß es nur zwei Tragö­dien gäbe: Nicht zu be­kommen, was man möchte und ebendies doch zu bekommen. Da beide etwa zur gleichen Zeit lebten (zumindest bis 1900, da starb Wilde), ist natürlich fraglich, wer bei wem ab­kupferte; Shaw zu­min­dest hatte mehr Zeit dazu gehabt. Ich fand in demsel­ben Bande übrigens unter dem Stichworte „Tod“ und „Todesstrafe“ eine zusammen­gepreßte, tote Essigfliege zwischen den Seiten eingequetscht, die mit ih­rem Hautgout ihr Teil zum Thema beitrug.