Mittwoch, 30. Juni 2010

Zoo (Memoiren eines Affen)

Seit dreißig langen Jahren
sind wir hier im Zoo,
davor wir glücklich waren
fern im anderswo.

Schon dreißig Jahre gingen
langsam durch das Land,
seit uns die Jäger fingen
listig mit der Hand.

In Bäumen wir einst schwangen,
nun sind wir gewöhnt
an Holz- und Eisenstangen,
Fruchtfleisch uns entlöhnt.

So langsam gehn die Zeiten,
Tage, Monat, Jahr;
wir träumen von den Weiten,
wo die Heimat war.

Mit Staunen und mit Lachen
sehn Besucher drein,
wenn Luft der Sehnsucht machen
wir mit lautem Schrein.

Dienstag, 29. Juni 2010

Wie sollen wir später einkaufen, wenn wir keine Hexameter lesen können?

Eier und ein Kilo Mehl zu kaufen im Feinkostgeschäfte,
außerdem zwei Liter Milch und Flaschen der köstlichsten Säfte.
Speck und Salat in riesigen Mengen und Kekse für Feste;
reichen sie später zum Sekt, erfreuend die Freunde und Gäste.
Flocken von Hafer und auch die Würste fürs Brötchen am Morgen.
Sahne und Butter dazu – Hexameter helfen versorgen!

Montag, 28. Juni 2010

Schlechte Gewohnheiten nicht nur im Auslande

Es herrscht die Unsitte, daß gerne „vergessen“ wird, hoteleigene Handtücher, Bademäntel oder Waschlappen am Orte zu belassen. Eine viel beschämendere Unart ist indes, nicht für genügend Transportmöglichkeiten gesorgt zu haben.

Freitag, 25. Juni 2010

Über das Liebesleben der Pflastersteine

Es waren zwei Pflastersteine,
die hatten einander so lieb.
Sie waren getrennt und alleine,
das machte sie traurig und trüb.

Die Arbeiter kamen am Morgen,
verpflastert die Straße wurd neu.
Der erstere Stein war verstorben:
Man schlug ihn mit Hämmern entzwei.

Die restlichen Steine bald lagen
auf einem Transport-Lkw.
Welch Leid mußt der zweite Stein tragen,
sein Steinherz tat scheußlich ihm weh.

Er rollte sich bis an die Kante,
erblickte die schwindelnde Höh
und trübsinnig hier er entschwandte,
noch hauchend ein letztes „Adieu“.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Wenn man in Vorlesungen zu faul ist, sich alles aufzuschreiben. Teil 8:


Heiliges Huhn bei Audienz

Für in römischer Frühgeschichte nicht Bewanderte: Vor der Schlacht von Drepana (heute Trapani im Westen Siziliens) im Ersten Punischen Krieg (264–241 v. Chr.) wurden an Bord des Schlachtschiffes des Seniorkonsuls P. Claudius Pulcher die Heiligen Hühner „befragt“, indem man ihnen Futter hinwarf. Fraßen sie es, war dies ein gutes Vorzeichen. Leider verweigerten sie in diesem Falle die Nahrungsaufname, und Pulcher ließ die Hühner mit den Worten „ut biberent, quando esse nollent“ (sollen sie trinken, wenn sie nicht fressen wollen) über Bord werfen. Die Schlacht ging übrigens zuungunsten der Römer aus.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Szenen einer Ehe. Teil 1:

Kunigunde

Ich sah die Kunigunde,
die schief stand und nicht grad
und die aus diesem Grunde
gar scheußlich aussehn tat.

Sie hatt’ sich mir versprochen
mit einem Ring dazu.
Was hab ich bloß verbrochen,
daß sie mir läßt kein Ruh?

Nun sind wir Getraute
seit über einem Jahr.
Und wie ‘s mir damals graute,
so blieb es immerdar.

Und nachts auf unserm Zimmer
sie schnarcht bei Mondenschein,
und ich denk still mir immer:
,Wie gern wär ich allein!‘

Dienstag, 22. Juni 2010

Enten, teilweise nicht fotogen

Die linke Ente hätte auch etwas galanter auf ihren Unwillen hinsichtlich des Fotografiertwerdens hinweisen können.

Montag, 21. Juni 2010

Yoghurta

Es war der Joghurtmann nicht stark,
doch herrscht er über lange Jahr
glücklich übern Sahnequark,
wo er wohnhaft war.
Weiß war seine Heimat,
lecker und gesund,
und dieses Faktum sein tat
für seinen Tod der Grund:

Denn der arme Joghurtmann
nicht länger leben sollte;
ein Kindlein trat schon bald heran,
das Quark gern essen wollte.
Sein Wuchs war klein, blond war das Haar,
bezaubernd war das Kleid,
und engelsgleich die Stimme war:
„Welch Hunger hab ich heut!“

sprach das Kind, nahm sich den Quark
und aß ihn voll Genuß.
Den Joghurtmann, den traf es arg –
qualvoll war sein Schluß!
Unter ging sein Yoghurta,
im Sahnequark sein Reich.
Die Schuld von einem Kindlein ’s war,
daß nun er ist ’ne Leich!

Freitag, 18. Juni 2010

Böse Folgen eines Sturzes

Es ruft die Pflicht –
geschwind zu Pferde!
Doch laufen will mein Rößlein nicht –
schreiend fall ich auf die Erde!

Es ruft die Pflicht!
Doch rufen kann sie noch so sehr,
sie hören kann ich nicht:
Der Sturz verletzte mein Gehör!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Schreck am Morgen

Wenn morgens du vor ‘n Spiegel trittst
und vor dem großen Loch erschrickst,
das grausig auf dem Spiegel weilt,
während dir der Mut enteilt
dann denke nicht gleich ans Erschießen –
wie wär’s, erst mal den Mund zu schließen?

Mittwoch, 16. Juni 2010

Ovids Metamorphosen modernisiert. Teil 5:

SITIS VEXAT SED AGRICOLA MAGIS

Mit Sack und Pack und Kindern zwei
an einem Tümpel kam vorbei
vor langer Zeit in fernem Land
die Frau, die sich Latona nannt.
Die Reise ob des Durstes stockte,
doch hier ein kühles Wasser lockte.
So naht die Dame mit den Kindern,
um des Durstes Pein zu lindern.

Doch zwischen Durstige und Trank
drängte sich ein übler Zank;
denn finstre Bauern voller Wut
verwehrten ihnen feuchtes Gut:
„Liebe Frau, ihr sollt bedenken:
Wir müssen unser Vieh noch tränken!“
„Meine Herrn, nur einen Krug,
da bleibt den Kühen doch genug!“

„Liebe Frau, wärs das allein,
sollt es uns nichts Arges sein –
allein, ihr dürfet nichts hier räubern,
da unsre Fraun noch Wäsche säubern!“
„Ihr guten Herrn, so seht doch ein:
Auch dann wirds noch genügend sein!“

„Verehrte Dame, dies mitnichten,
lasset euch sodann berichten,
daß nach langen Arbeitstagen
wir uns auch zu baden wagen!“
„Aber Unrat und die Seifen
werden den Geschmack angreifen!
Soll ich etwa meinen Kindern
den Durst mit einer Lauge lindern?!“

„Nun, Madame, ihr seht wohl nicht,
was aus unsern Worten spricht:
Trinken könnt ihr, doch nicht hier,
dies Wasser ist zu gut dafür!“

Ein Klagen ließ die Mutter hören,
woran die Bauern sich nicht stören;
im Gegenteil: Sie gehn zum Ufer
und spotteten den durstgen Rufer:
„Weib, ihr wollt dies Wasser haben?
Nun denn, so sollt ihr euch dran laben!“
So sprachen sie voll Hohngelächter,
die elendigen Tümpelwächter,
und trampelnd wie die Elefanten
sie ins klare Wasser rannten.
Spritzend liefen sie umher,
wie wenns ‘ne Herde Kühe wär.

Der Mutter nun die Augen tränten,
derweil die Bauern sich nicht schämten:
Sie warfen sich nun auf den Grund
und spien wie Lamas aus dem Mund;
am Boden wühlten sie wie Schlangen,
und Schmutz und Schlamm troff von den Wangen.
Dann hüpften sie gar wie die Hasen,
und schafften viele luftge Blasen;
Sie sprangen aus dem Teich gleich Fröschen.
„So kommet euren Durst hier löschen“,
sprachen sie an sie gewandt,
die Bosheit just ein Ende fand.

Latona aber sprach voll Würde:
„Zur Strafe sei euch diese Bürde:
Quaken sollt ihr alle Tage,
Störche seien euch zur Plage,
Trockenheit sei euer Tod,
ihr Niedertracht in andern Not!“
Und als das letzte Wort verklang,
ertönt ein schauerlich Gesang
von Wesen, die mit krummen Rücken
niemands Liebreiz je entzücken.

So endeten hier Lykiens Bauern,
ohne irgendwen zu dauern;
wer durstgen Göttern Trank versagt,
der wird von ihnen schlimm geplagt.

Dienstag, 15. Juni 2010

Das beschmierte Löschblatt. Teil 2

Hier fragt ein freundlicher Schüler schriftlich bei seinem Banknachbarn nach, ob er sich wohl erdreisten dürfte, sein, also des Banknachbarn, Löschblatt zu beschmieren. Leider wartete der unfreundliche Banknachbar das Ende der Frage erst gar nicht ab und zog es vor, statt mit dem Stifte mit der Faust zu antworten, so daß die schriftliche Frage nicht zu Ende geführt werden konnte.

Montag, 14. Juni 2010

Das beschmierte Löschblatt. Teil 1

Hier fragt ein freundlicher Schüler schriftlich bei seinem Banknachbarn nach, ob er sich wohl erdreisten dürfte, sein, also des Banknachbarn, Löschblatt zu beschmieren. Schriftlich wie die Frage erfolgt die Antwort: Nein, er dürfte es nicht.

Sonntag, 13. Juni 2010

Von einer, die vorgab, das Putzen gelernt zu haben

Den Zugehfraun wird anvertraut,
das Haus zu putzen, ists versaut.
Bei Familie Kellermann
dies hatt Fräulein Wisch getan.

Diese war – obgleich schon sechzig –
wieselflink und äußerst rüstig:
Das Haus war schon nach einer Stunde
blitzeblank – und das vom Grunde.

Doch war das Thema ,Fräulein Wisch‘
bei Kellermanns schon bald vom Tisch;
denn Schutz vor Krankheit gibt es nicht:
Rheuma plagte sie und Gicht!

Mit schwerem Herz beschloß man dann:
’ne neue Putze muß jetzt ran!
Solches ließ sich nicht verhehlen –
doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Man horchte im Bekanntenkreis,
ob jemand eine Putzfrau weiß.
Schließlich fand sich ’ne Verwandte,
die sich Evi Zwerg benannte.

Aufs Putzen war die nicht versessen –
sie hätte nur gern Geld besessen!
Sie hielt sich für besonders keck
und verteilte nur den Dreck!

Nach einem Monat sah das Haus
wie ’n stabulum porcorum aus:
Der Staub schon an den Knien stand,
und Spinnen webten an der Wand.

In Kellermanns die Wut entbrannte:
„Niemals wieder ’ne Verwandte!“
Und die Moral der Prozedur:
Vetternwirtschaft schadet nur!

Samstag, 12. Juni 2010

Wenn man in Vorlesungen zu faul ist, sich alles aufzuschreiben. Teil 7:

Für in byzantinischer Geschichte nicht Bewanderte: Die Kaiserinwitwe Zoe heiratete Konstantin IX. Monomachos (1042–1055), der sich lieber seiner Mätresse zuwandte, derweil Zoe in ihren Gemächern Parfüms zusammenbraute.

Freitag, 11. Juni 2010

Wenn Tugenden aufeinanderprallen…

Foto: Otto Conrad
Hier treffen auf ebenso beeindruckende wie fatale Weise deutsche Tugenden wie Beharrlichkeit und Genauigkeit zutage: Die Herrschaften warten wie vorgeschrieben auf den Bus an der dazu vorgesehenen Stelle. Daß er bereits längst dort steht, bemerken die Leute zwar, sagen sich aber: „Der steht ja nicht genau an der Bushaltestelle, also wird der nicht für uns sein, also warten wir weiterhin!“ Der Busfahrer hingegen denkt: „Blödes Volk, was kann ich dafür, daß die Bremsen so schlecht sind! Ich warte jetzt hier, bis die Deppen einsteigen!“

Donnerstag, 10. Juni 2010

Edgar-Wallace-Filme, die nie gedreht wurden. Vierter Teil:

Scotland Yard steht vor einem neuen Rätsel: Innerhalb kürzester Zeit werden aus der Themse zwei tote Kriminelle gefischt, die nicht ertrunken sind. Aber auch andere Todesursachen lassen sich vorläufig nicht feststellen, bis Polizeiarzt Dr. Knife (Eddi Arent) durch Zufall entdeckt, daß die Toten durch ihre Ohren verbluteten – das muß das Werk des „Schwätzers“ sein, der schon so viele Frevler in den Tod geredet hat! Bislang wurde allgemein angenommen, er wäre nach Australien ausgewandert, aber Sir John (Siegfried Schürenberg) erhält von einem geheimnisvollen Informanten (Klaus Kinski) einen unwiderlegbaren Beweis, daß der Schwätzer sich wieder in London aufhält. Selbstverständlich setzt Sir John seinen besten Mann auf die Spur des Schwätzers, Chefinspektor Bluebear (Wolfgang Völz). Unterstützt wird dieser von dem Manne, der schon einmal kurz davor war, den Schwätzer hinter Gitter zu bringen: Kommissar i. R. Greyhound (Fritz Rasp), der Bluebear allerdings mehr Rätsel aufgibt, als er ihm hülfe. Eine erste Spur führt zum letzten bekannten Aufenthaltsort des Schwätzers, Babbling Mansion. Doch die schwerhörige alte Dame (Agnes Windeck) und der taubstumme Butler (Albert Bessler), die sie dort antreffen, sind nicht in der Lage, den Ermittlern irgendwelche Hinweise zu geben. Bluebear und Greyhound tappen im Dunkeln, bis der rätselhafte Informant ebenfalls tot mit blutenden Ohren aus der Themse geborgen wird…

Mittwoch, 9. Juni 2010

Wenn man zu viel Freizeit hat…

Viele Menschen haben sich zum Hobby erkoren, am Fenster zu sitzen und die Welt geschützt hinter Glas zu betrachten. Die Welt will natürlich wissen, was an dieser Glotzerei so besonders ist und probiert es auch einmal aus.

Dienstag, 8. Juni 2010

Worüber Werbefritzen brüten müssen

Kommunisten geben sich oft verbittert und verbiestert, rechthaberisch und humorlos. Ein sympathisches Maskottchen tut also Not, um den Ruf der Roten aufzupolieren und für die junge Generation den Kommunismus wieder attraktriver zu gestalten.

Montag, 7. Juni 2010

Haariger Zwangsjob

In einem Fall von Selbstjustiz zwang eine Hexe die Tochter eines Diebes, für sie zu arbeiten.

(fpv) Zu Beginn der kommenden Woche wird Richterin Annegret Rübenacker, 56, über einen in ihrer Karriere einzigartigen Fall verhandeln: Die Hexe Casimira Z., 839, wird angeklagt, Selbstjustiz verübt zu haben und die Tochter ihres ehemaligen Gärtners Egon J., 38, als Zwangsarbeiterin mißbraucht zu haben. Die 14jährige Gundula, genannt „Rapunzel“, wurde von Z. in einen abgelegenen Turm gesperrt und war, so der Anwalt der Familie J., Georg Leberer, 59, einem „Psychoterror ohnegleichen“ und „außerordentlichen körperlichen Strapazen“ ausgesetzt gewesen.
Bislang befindet sich das Mädchen noch in psychologischer Behandlung; bleibende seelische Schäden bei dem Opfer sind nach Meinung des behandelnden Psychiaters Friedhelm Klotz, 41, sehr wahrscheinlich: „Es ist nicht auszuschließen, daß meine Patientin in Zukunft hohe Gebäude und Menschen mit langen Haaren meiden wird.“
Die Hexe Z. fühlt sich zu Unrecht angeklagt und will Egon J. vor dem Richter sehen: „Ich habe den Mann jahrelang als Gärtner beschäftigt und weißgott nicht schlecht bezahlt. Der Dank dafür war, daß er sich ungeniert an meinen Gemüsebeeten bediente.“
Z., die im Laufe der Hexenverfolgungen im Mittelalter viele Verwandte und Angestellte verlor, zögerte nicht lange, als sie die Diebereien entdeckte und stellte J. vor die Wahl: entweder Polizei oder eine Abarbeitung der Schuld. „Daß nicht er selbst büßen wollte, sondern seine Tochter vorschickte, kann man mir doch nicht zum Vorwurf machen“, entrüstet sich Z. Ihr Anwalt Holger Täsch, 51, bestätigt diese Ansicht, räumt dennoch ein, daß seine Mandantin „wohl noch nicht darüber informiert war, daß Kinderarbeit mittlerweile in Deutschland verboten ist.“
Bizarr mutet die Arbeit Gundulas an: Sie saß im obersten Geschoß des Laborturmes der Z. und mußte ihrer Arbeitgeberin mit ihrer langen Haarpracht beim Besteigen des Dachgeschosses helfen, wenn der Fahrstuhl seinen Dienst versagte. Ansonsten half sie der Hexe bei der Entwicklung und Herstellung neuer Zaubertränke und mußte bisweilen auch einige von ihnen kosten.
„Wir prüfen zur Zeit, ob eine Anzeige wegen Körperverletzung Erfolg verspricht“, so Leberer. „Ein Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz liegt allemal vor, da die Heranwachsende 38,5 Stunden pro Woche beschäftigt wurde.“
Annegret Rübenacker werde sich die Entscheidung nicht leicht machen, betonte sie. Einer hat bereits entschieden: Gundula hat sich ihrer Haare entledigt.

Sonntag, 6. Juni 2010

Samstag, 5. Juni 2010

Ovids Metamorphosen modernisiert. Teil 4:

AGRICOLÆ IMPENSAM FACIUNT

Europa saß, erfüllt von Qualen,
vor des neuen Haushalts Zahlen:
„Sechse müssen aus den zehn
Euros an die Bauern gehn.
Täte mans nicht hier verschwenden,
könnte sinnvoll mans verwenden,
zum Beispiel für Sozialausgaben,
daß arme Leute sich dran laben.
Doch mit diesen Geldern hier
zahle Bauern ich dafür,
daß sie gar nichts produzieren
(außer den verrückten Stieren).
So kanns hier nicht weitergehn,
baldigst muß etwas geschehn!“

Des harten Sparens Kommissar
die ehrgeizig’ Latona war.
Es hallte ihre Kampfparole:
„Bauern weg zu unserm Wohle!“
Der Testfall fern in Lykien war,
Verhüllungschiffre „Hex und spar“:
Die Bauern hexte sie zu Fröschen:
„Das wird Milliardenkosten löschen!“

Europas Laune bald war heiter,
sanken doch die Kosten weiter.
Und als Europa landwirtsfrei
sprach sie: „Oh, wie ich mich freu!
Endlich fließen keine Gelder
mehr für öd- und brache Felder.
Latona, ich bin dankbar dir.
Schluß ist mit der Bauern Gier!“

Doch währte nicht sehr lang der Friede,
denn sparen konnt man nicht rigide:
Zwar fehlte nun der Bauern Gieren,
dafür mußt man importieren!
So kam es, daß der sechs aus zehn
Euros an das Ausland gehn!

Mittwoch, 2. Juni 2010

Den Wind zum Feinde

Ich blickte durchs Glas der Ferne,
wobei am Fenster ich stand,
betrachtend den Mond und die Sterne
und hell erleuchtetes Land.
Die Winde mein Tun bald entdeckten,
sie trieben mir Wolken hierher,
bis ganz sie den Himmel bedeckten,
auf daß ich hier sähe nichts mehr.

Die Freundin und ich, wir gingen
spazieren, doch nicht allzu lang:
Gar düstere Wolken verfingen
sich oben, voll nässendem Drang.
Eröffnet die himmlischen Schleusen,
vergessen zu Hause der Schirm,
endete hier unser Reisen,
um nicht noch im Dunklen zu irrn.

Ich malte gerade an Bildern,
wie stets, so auch diesmal im Frein;
da fiel etwas, flüssig und silbern –
und auf meine Kunstwerke drein!
Ich spürte mich unwillens lauschen
nach dem, der den Scherz mir gemacht.
Ich hörte es fast aus dem Rauschen:
Der Wind, wie er über mich lacht!

Dienstag, 1. Juni 2010

Eiszeit?

Eine neue Eiszeit wäre eine große Freude für Eisblumenhändler, denn dann müßten sie nicht mehr zurückgezogen auf Is- oder Grönland ihrer Beschäftigung nachgehen. Die „Ísblóm“ aus Island würde dann als „Flor Gèlid“ auch Katalonien beglücken. Daß herkömmliche Blumenhändler pleite gingen, ist natürlich wenig erfreulich, aber ein bißchen auch ausgleichende Gerechtigkeit.