Dienstag, 22. April 2014

Wenn Loriot ein anderes christliches Fest besungen hätte…


Ostern

Es steigt der Nebel, Blitze blitzen,
schon bilden sich die ersten Pfützen.
Dem Pfarrer, voller Tatendrang,
war’s vor keinem Wetter bang.

So ging er aus, um zu besorgen
den Gaumenschmaus für übermorgen;
denn Ostern gibt’s nicht nur Oblaten:
Zu Tisch gehört der Lämmerbraten!

So ging Priester eben raus,
die Scheuerfrau putzt ’s Pfarrershaus.
Und als die Wohnung endlich blank,
sie müde auf das Sofa sank.

Doch ach! Wie groß war das Erschrecken
Als sie den Pastor tat entdecken:
Voller Dreck an Tuch und Tafte
er das Lamm nach Hause schaffte.

Der Stiefel ward am Bett geputzt
und dessen Decke arg verschmutzt.
In der Küch lag tot das Lamm.
Entfernen Sie das Blut per Schwamm!“

Sodann frug er auf barsche Weise:
„Wo bleibt denn meine Abendspeise?
Und bitte, sei’n sie doch so nett
und schneiden von dem Fleisch das Fett!“

Dies bracht’ das Faß zum Überlaufen:
Erst tat sie sich die Haare raufen
und griff sodann zum Fleischermesser
(frisch geschliffen schnitt es besser).

Nur frisch ans Werk! Des Pfarrers Seele
entschlüpfte durch ein Loch der Kehle,
welches seine Zugehfrau
aufgeschnitten punktgenau.

Und als er endlich ausgeblutet,
sich die Putze heftig sputet:
Rastlos, aber unbeklommen
wurd’ der Pfaffe ausgenommen.

Angesichts der nahen Feier
versteckte sie wie Ostereier
bis auf’s Herz die Innerei’n.
(Erst’res war bedenklich klein!)

Zwei Tage müssen noch vergehen,
dann kann er wiederauferstehen!
Der Hase hoppelt durch den Wald,
der Frühling naht! ’S ist Ostern bald!