Dienstag, 29. März 2011

Elegia Mortis

Überdrüssig des Lebens, der tödlichen Sehnsucht verfallen,
dachte er angestrengt nach, wie er bereitet den Tod:
„So soll es sein: Ästhetisch in Würde und ohne Entstellung
soll im Bade es sein.“ Erst aber sorgt’ er dafür
(unsittlich sein wollt’ er nicht), daß bestens er ausstaffiert heimging:
Maßanzug, seidenes Hemd und die Krawatt’ aus Paris.
Doch beim Erblicken der randvollen Wanne kamen Bedenken:
„Sinke ich langsam bloß, wird es ein Ende mit Qual!“
Strom sollte hier nun Erleichterung schaffen: „Ein Fön unter Wasser
brachte schon manchen zu Fall!“ Zweifel aufs neu kamen bald:
„Isolationen, die Strom daran hindern, mich zu befördern
jenseits von hier – was hilft’s? Dieses muß erstmal erprobt
– Vorsicht ist besser als Nachsicht! – an meinen Haustieren werden!“
So war bald gefüllt reichlich mit Katzen und Hund
jegliche Stelle im Starkstromgewässer. Nun aber sah er:
„Kein einz’ger Platz ist mehr frei: Domestiziertes Getier
sperrt mir den Weg zur Erlösung. Bleibt noch als einziger Ausweg
schießendes Eisen allein!“ Doch der Revolver war leer...
Tobend, so fand ihn ein Einbrecher dann: „Dein Geld will ich haben...“
„Inständig bitt’ ich dich: Nimm auch mein Leben mir fort!“
Aber der Räuber war wenig erfreut: „Wie soll ich dir helfen?
Du hast die Ruhe – und ich? Ich werd’ des Mordes verklagt!“
Sprach es und ließ dann zurück den Möchtegerntoten im Zorne:
„Niemals werd’ geben ich auf! Eile herbei, süßer Tod!“
Während er’s ruft, verspürt er im Leibe stechende Schmerzen.
Freudig bemerkt er die Pein: „Ist nicht hier dies ein Infarkt?“
Lächelnd, so stürzt er, das Ziel ist erreicht nach langwier’gen Mühen.
Hoffen wir, daß er im Tod glücklicher wird, als er’s hier!

Dienstag, 22. März 2011

Verkaufsrenner, die nicht sein durften


Ewald Knolle, (beinahe) berühmter Tiersexforscher, ist noch immer erbost darüber, spricht man ihn auf die Weigerung seines Verlages an, sein Aufklärungsbuch „Deine Wanze, das unbekannte Wesen“ zu veröffentlichen. Jahrelange Kleinarbeit im Wortsinne steckten in dem Manuskript, das mit reichlich Bildern illustriert war, worauf Feuerwanzen in allerlei kompromittierenden Posen zu sehen waren.

Donnerstag, 17. März 2011

Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 5: Point Witloof


Die drei Freunde Tim Dice, Derek de Wilde und Jasper Stoeverlinckx betreiben in einem kleinen Küstenstädtchen an der belgischen Ostküste eine kleine Friture. Ihr Motto lautet: „Point Witloof, die Friture, die heißt wie das Gemüse“. Leider befindet sie sich auf der Spitze eines stillgelegten Leuchtturms, so daß sich nur selten Kundschaft dorthin verläuft. Daher haben die drei Jungs reichlich Zeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, beispielsweise dem Ausprobieren neuer Rezepte. Die Momente, die sie nach dem Genusse ihrer Speisen nicht im Krankenhause oder auf der Toilette verbringen, nutzen sie aber auch, um ihrer geheimen Tätigkeit als Jungdetektive nachzukommen. Leider sind sie nach nunmehr 30 Folgen immer noch nicht auf die Lösung ihres ersten Falles gestoßen, wer denn immer ihr Frittenfett ranzig werden läßt und warum ihre Pralinen in der Sonne an Form verlieren. Dennoch eine sehr empfehlenswerte Serie vor allem für Heranwachsende, denn die drei lösen ihre Probleme nicht mit Gewalt, sondern mit Gänseschmalz, und da sie überdies zu dumm sind, ihre Fälle selbst zu lösen, wird der Zuhörer zum Mitraten gezwungen und schläft nicht schon nach der Hälfte ein, wie das bei anderen Serien (z. B. die drei †††) beabsichtigt wird. Eine kleine Auswahl bisher erschienener Folgen:

  • Der Keller der 22 Fritten
  • Das rote Ketchup des Teufels
  • Die Schachtel der letzten Pralinen
  • Das Haus der vergammelten Schnitzel
  • Tief in den nördlichen Kohlfeldern
  • Im Bann des Totenchicorée
  • Die Kammer der armen Ritter
  • Das Geheimnis des Naschwerkdiebes
  • Der steinerne Kuchen
  • Die blutenden Filetspitzen
  • Der Duft der Auflaufform
  • Pralinen der Pest
  • Der Rezeptkünder (Doppelfolge)
Was sagen ausgewählte Hörer dieser Serie über selbige?

„Die Jungs haben nicht nur die Pfanne heiß, sondern auch ihre Friteuse!“ – Oliver Kalkofe, Fernseh-Fettmops und -Kritiker
„Hahaha, kennen sie den schon? Kommt ein Belgier in eine Frittenbude…“ – Mario Barth, Witze-Wiederverwerter
„Für gute Pommes frites ist eine ordentlich gewartete Friteuse alternativlos!“ – Angela Merkel, Bundesumweltministerin a. D.
„Wer behauptet, daß die ihre Lebensmittel färben, gehört verklagt!“ – Gerhard Schröder-Köpf, Journalistinnengatte

Samstag, 12. März 2011

Wenn man in Vorlesungen zu faul ist, sich alles aufzuschreiben. Teil 9:

Für in byzantinischer Geschichte nicht Bewanderte: Nikephoros II. Phokas war von 963 bis 969 byzantinischer Kaiser. Liutprand von Cremona war Diplomat in den Diensten Kaiser Ottos I. und später Bischof von Cremona. Er leitete eine Gesandtschaft, die u. a. eine „in Purpur geborene Prinzessin“ aus Byzanz als Braut für Ottos Sohn aushandeln sollte. Jedoch war diese Mission nicht von Erfolg gekrönt, und voll Bitterkeit darüber verfaßte Liutprand seine „Relatio de legatione Constantinopolitana“, worin er Nikephoros als ungepflegten, schweinsäugigen und durchweg unwürdigen und unfähigen Herrscher darstellt. Beim byzantinischen Historiker Leon Diakonos hingegen wird ein vollkommen anderes Bild des Kaisers gezeichnet.

Dienstag, 8. März 2011

Von der Traufe in den Regen

Karneval steht vor der Tür –
da kann er gerne bleiben!
Ins Haus laß ich ihn nicht zu mir.
Ich möcht ihn gern vertreiben!

Doch mein Gegner bleibt der Sieger,
kann länger hier nicht bleiben!
Ich besteige einen Flieger
und sag adieu zum tollen Treiben.

Nun sitz ich hier schon seit vier Tagen
am matschgen Sandstrand, und es regnet.
Hätte sollen vorher fragen,
womit Petrus mich hier segnet!

Donnerstag, 3. März 2011

Hart aber ungerecht

Die fünfköpfige Jury des umstrittenen frühneuzeitlichen öffentlichen Wettbewerbes „Kleinstaat sucht die Superhexe“ erwies sich in den meisten Fällen als weniger kopf- als vielmehr herzlos, und ihre Entscheidungen, die in den seltensten Fällen Hand und Fuß hatten, wurden oft in paganen Kreisen kritisiert.