Montag, 31. Mai 2010

Katzen singen Taiwan

Taiwan ist ein kleines Land, das gerne übersehen wird, so daß man achtlos daran vorübergeht. Daher hat der taiwanesische Verkehrsminister Um Lei Tung jetzt große Hinweisschilder an den Grenzen anbringen lassen, um potentielle Touristen ins Land zu locken.

Freitag, 21. Mai 2010

Fast ein Romananfang oder: (Fast) ein Tag ohne Brille (glückliches Ende eingeschlossen)

„Klingeling! Ring!“ Unbarmherzig riß der Wecker mich aus dem Schlafe. Erst ein kurzes Blinzeln meiner Augen, dann warf ich die Decke mit Schwung zur Seite und war schon im Begriffe aufzustehen. Geschwind setzte ich mich auf und stellte die Füße auf den Boden – knack! Ein scheußliches Geräusch splitternden Glases beleidigte meinte Ohren. Entsetzt blickte ich zu Boden und konnte aufgrund meiner Kurzsichtigkeit nur erahnen, was geschehen war: Ich hatte meine Brille zertrampelt. Gottseidank hatte ich aus einer romantischen Gefühlsregung heraus meine alte aufbewahrt!

Donnerstag, 20. Mai 2010

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Stünden die Zeiger nicht auf der falschen Zeit, so wäre dies ein Kunstwerk höchster Güte mit enigmatischem Symbolcharakter. „O seht nur“, riefen die Betrachter verzückt aus, „düstere Wolken ziehen heran, und es ist fünf vor zwölf!“ Aber nein, die blöde Uhr mußte ja unbedingt auf zwanzig vor zwei stehen!

Mittwoch, 19. Mai 2010

Gärtners Alptraum

Tags bei Arbeit voller Wonne,
doch furchtbar, was des Nachts er träumt:
Dann sieht in seiner Biotonne
Müh und Werk der Blumenfreund.

Fort! heißts da für die Geranien,
der Sonnenblumen Köpfe tief,
tot die Blumen fern aus Spanien,
braun verfärbt die Mutter Stief.

Kahl der Baum, der einst voll Kirschen,
Rosen landen auf dem Müll,
und des Gärtners Zähneknirschen
hört man drohend in der Still.

Montag, 17. Mai 2010

Wenn Gemälde sich unbeobachtet fühlen…

Angesichts der schlechten, stickigen Luft im Louvre ist es kein Wunder, daß das unergründliche Lächeln der Mona Lisa sich dann und wann in eine Fratze verwandelt, wenn sie mal wieder angewidert die Luft anhält.

Sonntag, 16. Mai 2010

Ovids Metamorphosen modernisiert. Teil 3:

NEMO PERFECTVS

Pygmalion im ganzen Land
ein jeder mit der Kunst verband:
Ob Marmorbilder, Zieramphoren –
an Schönheit war sein Herz verloren.

So wollte es auch keiner glücken,
seinen Liebreiz zu entzücken,
da er blickte höchst genau
auf jeden Makel einer Frau:
Adlernase, schief und lang,
Speckgesicht mit Aknedrang,
Beingestalt in Form des X,
trübes Aug geschielten Blicks,
schwarzer Zahn, geschupptes Haar –
keine ganz vollendet war.

„Gibts auf Erden hier nicht eine,
schaff ich mir sie ganz alleine!“
sprach er schließlich desperat,
drauf er gleich zum Marmor trat
und meißelte sich die Figur,
der Schönheit innewohnte nur.

Nach langen, harten Werkestagen
das Bild er konnt zur Venus tragen,
wo er sich zuerst verbücket,
dann um eine Wandlung bittet:
„Venus, schönste Göttin du,
nutze deine Kraft dazu
– ich bitte dich mit Ehrfurchtsschaudern –
von Marmor dies in Fleisch zu zaubern!“

Gütig durch solch Wort gestimmt,
von Venus ein Bejahen klingt.
So konnt des Schönheitssinns Mäzen
mit Gattin gleich ’gen Zypern gehn.
Doch hört man – ob Pygmalions Mängeln –
von der Dame stetes Quengeln:

„Deine Nas ist krumm und schief,
Falten hast du, viel und tief.
Ein gelber Schleier ziert die Zähne.
(Mir grausets, wenn ichs bloß erwähne!)
Sehnig ist dein Hals und lang,
zum Nägelkauen zeigst du Zwang.
Entschwunden ist im Lauf der Jahre
gänzlich deine Pracht der Haare.“

Erzürnt durch solch verruchtes Zetern
end’t der Weg nach wen’gen Metern.
Die beiden machten kehrt die Wende
und eiln zu Venus’ Schloß behende.

Beendet war der eitlen Sein,
indem sie wieder ward zu Stein.
„Und die Moral“, Pygmalion spricht:
„Die Schönheit einzig reichet nicht!“

Samstag, 15. Mai 2010

Dreifacher Dank

Ein großes Dankeschön, lieber Gott, dafür, daß ich meinen letzten Skiurlaub heil überstanden habe – abgesehen von einem kleinen Schlüsselbeinbruch... Ein mittleres Dankeschön dafür, daß beim letzten Hochwasser nur mein Hobbykeller mitsamt der Eisenbahnanlage überflutet wurde. Und schließlich noch ein ganz kleines Dankeschön dafür, daß meine Schwiegermutter ihre Lungenentzündung heil überstanden hat.

Freitag, 14. Mai 2010

Die Leiden des modernen F.

Was nützet mir Philosophie
oder gar Theologie!
Juristerei und Medizin –
nutzlos sind sie meinem Mühn:
Ich stehe vor verschloßnem Tor,
weil die Schlüssel ich verlor.
Mag heißen ich Professor gar
(dies schon seit dem zehnten Jahr),
herauf jedoch und quer und krumm
rutsch suchend ich am Grund herum,
blick nach Schlüsseln wütend brennend,
bislang jedoch nicht finden könnend.
Ja, schau nur höhnend, Mondenschein,
auf meine Schwernis, meine Pein!
So such ich noch nach Mitternacht,
wenn alles schläft; bloß ich, der wacht.
Oh, daß außer Kippen und Papier
die Schlüssel bloß erschienen mir!

Donnerstag, 13. Mai 2010

Erste Hilfe


Das Schild hat sich beim Schaukeln übernommen und ist ohnmächtig geworden. Ein hilfsbereiter Mensch brachte es zur Vermeidung von Schlimmerem in die stabile Seitenlage.

Mittwoch, 12. Mai 2010

Haalt Är Stad proper!


In den Diensten städtischer Hygiene zu stehen, ist noch lange kein Grund, die Klappe so weit aufzureißen!

Dienstag, 11. Mai 2010

Pürierstäbe können Leben retten!

Kennt eigentlich außer mir noch jemand das Gefühl, daß es ungemein in den Fin­gern kribbelt, wenn man sich irgend etwas Neues kauft, ein Haushaltsge­rät etwa, und sich fieberhaft überlegt, zu welchem Zwecke man es augenblicklich gebrau­chen könnte? Ein Staubsauger ist – angesichts Staub anziehender und wahrschein­lich auch noch heimlich selbst produzierender Wohnungen und Zim­mer – noch recht unpro­blematisch, denn Schmutz gibt es immer. Und solange das Gerät noch neu ist, blitzt und blinkt auch die Wohnung in staubfreiem Glanze.

Bohrmaschinen, Heißkleber und Pürierstäbe sind allerdings schon ungünsti­gere Anschaffungen, da Bohrlöcher ebenso schwierig zum Verschwin­den gebracht wer­den können wie Heißverklebtes getrennt und Pürier­tes wieder zusammenge­fügt werden kann.

Doch Schelm, der ich bin: Für ganz desperate Fälle kommt mir gerade ein Gesell­schaftsspiel in den Sinn, worin ein Pürierstab eine zentrale Rolle spielt. In meiner Zivildienstzeit arbeitete ich nämlich in einem Altenheime. Und im Alter verliert man nicht nur die Haare und oft genug leider auch Würde und Verstand, sondern desgleichen die Zähne, so daß das Essen der betroffenen Per­son quasi vorgekaut werden muß. Einmal kam ich selbst in den Genuß einer pü­rierten Bratwurst, und ich stellte fest: Mit der Form verliert vieles Essen auch seinen typischen Geschmack.

Dies gilt es nun auszunutzen: Man lade sich eine Clique guter Freunde ein, be­reite ein festlich Nacht­mahl zu, zerkleinere das Ganze mit dem Pürierstabe und veranstalte sodann mit den Besuchern ein lustiges Spei­senraten. Man kann aber, wenn man entweder säumig, sparsam oder gar sadistisch veranlagt ist, überdies Reste und Abfälle mahlen. Man stelle sich jemandes dummes Gesicht vor, der gerade erfahren hat, daß das hochgelobte angebliche Trüffelparfait in Wahrheit eine An­samm­lung ge­schred­derter Kartoffelschalen war. Gänzlich garstige Personen kön­nen selbstverständlich auch Kerbtiere oder Ähnlicherlei untermischen. So schafft ein neuer Pürierstab aller­hand Kurzweil.

Möchte man jedoch seinen Mitmenschen mit Sicherheit auf die Nerven fal­len, so schaffe man sich eine Videokamera an: Jedes noch so unwichtige Ereig­nis aus naher oder ferner Verwandtschaft (Taufe, Kommunion, Firmung, Hochzeit, Priester­weihe, Beichte, letzte Ölung, Beerdigung) sowie diverse Ur­laube werden auf Zelluloid – oder wie das Zeugs auch immer heißen mag – gebannt. Zudem besteht heutzutage auch die Möglichkeit, den ganzen Kram digital zu speichern, was aber auch nicht viel besser ist, denn es ist schließ­lich nichts Schmeichelhaf­tes, was ich über Amateur­regisseure zu schreiben habe:

„Das ist doch eine schöne Erinnerung, wenn man sich das in ein paar Jah­ren wie­der ansieht!“ erschallt der Gesangverein der Hobbyfilmer in gräßli­cher Disso­nanz, eine ungezählte Schar falscher Töne und unwahrer Worte von sich gebend; denn was soll bitte „schön“ daran sein, wenn man nur scheußliche, verwackelte, unter­belichtete Bilder ohne saubere und logi­sche Schnitte oder seine Ungeschicklich­keit immer und immer wieder unter dem gehässigen Gelächter seiner Mitmenschen vorgeführt bekommt? Schließ­lich landet die Kamera in einer fin­steren Truhe, denn man stellt fest, daß ein Filmabend mit Selbstgedrehtem, und damit meine ich jetzt keine Rauchwaren, noch öder ist als ein Diaabend.

Reizvoller hingegen ist das Betrachten alter Fotografien. Zwar ist eigent­lich das Erste, was dabei auffällt, daß die fotografierte Person doch arg an Pfunden an ungünstigen Stellen zugelegt hat und, um mit Heinz Erhardt zu sprechen, im Laufe der Haare die Stirn mit dem Verstande wuchs. Aber es warten auch immer wie­der Überraschungen auf den aufmerksamen Be­trachter, so daß einem biswei­len nach Jahren Dinge auffallen, die vorher unbehelligt in den dunk­len Ta­schen des Mantels der Geschichte Unter­schlupf fanden. Auch ich darf mich brü­sten, mit einer solchen Pretiose aufwar­ten zu können: Auf einer Klassenfahrt in die Toskana foto­grafierte ich von demselben Standpunkte aus verschiedene Ec­ken eines Amphi­theaters. Als es mir einmal gefiel, meine Wohnung zu verzieren – dreieinhalb Meter hohe Wände ließen mir viel Gestaltungsfläche –‚ wühlte ich auch meine alten Bil­der durch und entdeckte, daß ich die oben erwähnten Aufnahmen zu einer Art Panorama zu­sam­mensetzen konnte. Eine feine Sache, denn jedes­mal wenn ich Besuch hatte und uns der Gesprächsstoff ausging, konnte ich auf die Bildergruppe verweisen. Damit waren wenigstens die näch­sten fünf Minuten gerettet. Hat man schon einmal gehört, daß man Video­filme auf diese Art zusammen­kleben und gelangweilten Gästen präsentie­ren könnte? Zudem ist das Fernsehen ein Mörder des Gespräches, und ewiges Hin- und Herspulen, wenn Schlüsselszenen verpaßt wurden oder gar Unmutsäußerungen des Vorführers bei un­bedarften Kommentaren der Zuschauer sind Gift für jede Geselligkeit. Nein, mit einer Kamera gewinnt man keine Freunde!

Wenn also schon angespartes Geld für ein überflüssiges Kleinod aus der Tech­nik­welt das Porte-Monnaie zum Platzen zu bringen droht, sollte man sich ein mp3-Abspielgerät zulegen, das man dann mit Hörbüchern füllt (für den Fall, daß man zu faul zum Lesen oder desselben unkundig ist) oder mit Hörspielen. Nostalgiker greifen hier zu den alten Folgen zum Beispiel der drei Laberleichen oder von Super-Tim und den nutzlosen Drei, als Tim noch Tarzan hieß und Tarzans Papa den Papa von Tarzans Freundin spielte. Natürlich muß vorher ein fähiger Kassettenrekorder an den heimischen PC angeschlossen werden und die alten Schätze aus der Rumpelkammer vom Eisenoxidband ins Binäre überführt werden. Das dauert zwar seine Zeit, aber vor jedem Vergnügen sollte erst einmal ein gerüttelt Maß an Arbeit stehen.

Als das mp3-Prinzip noch nicht so ausgereift und verbreitet war und die Firma Sony noch nicht verbockt und verbiestert die Welt mit ihrer Lizenz- und Kopierschutztechnik schurigelte, leistete ich mir einmal den Luxus, ein Mini-Disc-Aufnahmegerät zuzulegen, denn ich hielt dieses System für überzeugend und praktisch: Diese putzi­gen kleinen, gern in buntes Plastik gehüllten Scheiben konnten sehr viel Gedöns aufzeichnen, und die Ab­spielgeräte waren teilweise kleiner als Zigarettenschachteln. Nur die Ein­gabe der Musiktitel war eine furchtbar fummelige Ange­legenheit. Fortan hörte man mich nächtelang meine CD-Sammlung durchwühlen und -hö­ren, um mir genehme Titel von zwanzig ver­schiedenen Silberlingen (abschrecken­des Beispiel für ein doofes Synonym für CD) zusammenzustellen. Zumal wenn man im Besitze vieler Singles war, lohnte sich derlei rasch. Oder man nannte eine Unzahl Kompilationen sein Ei­gen, worauf sich jedoch allerlei Firlefanz befindet, so daß man hier eigen­mächtig die Spreu vom Weizen zu tren­nen befähigt war und belangloses Zeug auf nicht mehr gehörten Scheiben verrot­ten lassen konnte.

Nun, da ich meine CD-Sammlung und Fäulnis erwähnte, stelle ich fest, daß sich in meinen Regalen in der Tat allerlei gewesenes, nun verwesendes Leben verewigt hat. Tra­gisch, daß vielen talentierten Musikanten zu Lebzeiten der große Er­folg oder wenigstens eine künstlerisch wertvolle Karriere versagt blieb und sie erst post­um einer größeren Hörerschaft musikalisches Vergnügen berei­ten dürfen. Um so mehr freut eine solche Laufbahn natürlich die Hinterbliebe­nen und die Plattenfir­men.

Eva Cassidy ist so ein Beispiel; sie weilte schon fünf Jahre nicht mehr unter den Lebenden, als ihre erste Single auf den Markt kam, eine wun­derschöne Ver­sion von „Fields of Gold“, im Originale von Sting. Mela­nie Thornton, zuvor von Frank Fa­rian bei „La Bouche“ eingesetzt, wurde ein abstürzendes Flugzeug bei ihrer Promotion für ihr erstes Soloalbum „Ready to Fly“ (sic!) zum Verhängnis. (Hier möchte ich anmer­ken, daß ich es für eine Ge­schmacklosigkeit halte, daß die Plat­tenfirma unter die Fotografie der Sängerin auf einer Single ein „koffeinhal­tig“ setzte. So genau will der Zuhörer auch nicht über die Zersetzungspro­zesse seiner toten Idole informiert werden!) Desgleichen stürzte Sängerin Aali­yah, die allzu vertrauensselig ein über­ladenes Luftfahrzeug mit bekifftem Flugzeugführer erklommen hatte, mit eben diesem ab. Mehr als ein halbes Jahr spä­ter erstand die Entschlafene auf der Kinoleinwand wieder auf und spielte selbstredend eine Untote. „Im nin‘alu“, tönt mir Ofra Haza aus ihrem küh­len, feuchten Grabe entgegen. Doch halt! Das ist einmal wieder zu eurozen­trisch gedacht, denn besagte Dame war Israelin und wird vielmehr in einem hei­ßen, trockenen Grabe liegen. Schon vor längerer Zeit ist Mama Cass von den Ma­mas & Papas verstorben, wahrscheinlich der einzige Popstar, dem man nachsagt, sich zu Tode gefuttert zu haben.

Hoppla! Ich nehme das zuvor Ge­schriebene zurück, denn mir fällt gerade noch ein, daß der Schlagzeuger (glaube ich zu­min­dest) der Rocktruppe „To­to“ sich vermittels selbstange­bauten Salates, den er allzu reichlich mit Schnecken­giften bedacht hatte, ins Jenseits beförderte. Ich ver­mute, das todbringende Zeugs war neu ge­kauft, und auch die­ser Mensch verspürte dieses Kribbeln in den Fingern, das ihn dazu anhielt, das Gift auf der Stelle und etwas großzügi­ger als nötig anzuwen­den. Hätte er dagegen einen Pürierstab erwor­ben, wäre dieses Trauerspiel unterblieben, und es wären zweierlei Lecke­reien auf dem Ti­sche gelandet.

Anmerkung für fromme Katholiken: In diesem Texte sind fünf Sakramente ver­steckt!

Sonntag, 9. Mai 2010

Erbaulich und beweiskräftig


Der Campanile des Florentiner Domes ist zwar ein meisterliches Bauwerk, aber die Lieben und Bösen daheim müssen auch harte Beweise für das herrliche Urlaubswetter vorgelegt bekommen. Da dies das letzte Foto des letzten Filmes war, kann man dieses Bild durchaus als zweckmäßigen Kompromiß bezeichnen.

Samstag, 8. Mai 2010

Ovids Metamorphosen modernisiert. Teil 2:

LEONES IN TEMPORE MAGIS

Von Pyramus war lang bekannt,
daß reizend er die Thisbe fand;
auch umgekehrt die Liebe galt,
was deren Eltern merkten bald.
Des Nachwuchs’ Minne sie nicht litten,
da sie hefigst warn zerstritten:
Des Nachbars Blumen weckten Neid,
die Gartenzwerge schließlich Streit.
So kämpfte man per Jus seit Jahren,
wo jene aufzustellen waren.

Doch half der Zufall beiden nach,
denn der beiden Schlafgemach
war nur getrennt durch eine Wand,
die störend bloß im Wege stand.
Jedoch – was merkt die Liebe nicht? –
die Mauer war nicht gänzlich dicht!
Indessen gingen durch die Risse
Worte nur, gehauchte Küsse.

So wollten dann nach langen Tagen
den lang erdachten Plan sie wagen:
Zu treffen sich dort drauß im Dunkeln
bei Mondenschein und Sternenfunkeln.
„Gegen neun verlaß ichs Haus,
geh zu den Maulbeerbäumen raus
und wart auf dich am großen Stein“,
sprach Thisbe, und so sollt es sein.

Nach Pyramus sah man sie spähn,
doch kam er nicht – bald schlug es zehn.
Einsam war sie noch um elf,
solo wartet sie um zwölf.
„O Pyramus, Geliebter mein,
warum kannst du nicht pünktlich sein?“
Da hört von fern sie ein Geräusch:
„Na warte, Freund, dir zeig ichs gleich!“
Doch kam der Lärm nicht von dem Mann –
Löwen traten grimm heran…

Um eins der Pyramus entwischt –
er fand den Haustürschlüssel nicht.
Aber am versprochnen Ort
sah er, daß die Thisbe fort.
Er fand bloß einen Fetzen Stoff,
der von frischem Blute troff.
„O des Finstern böse Macht!
Ins Unglück zwei stürzt eine Nacht!
Ob meiner rannte ins Verderben
die Thisbe, mußte deshalb sterben.
Hier kann es kein Verzeihen geben,
so kann ich länger nicht mehr leben!“

Den Dolch nahm hierauf er zur Hand
zu tilgen die verschuldte Schand.
Doch noch vor dem ersten Stechen
hört er Thisbes Stimme sprechen:
„O Pyramus, Geliebter mein,
halte mit dem Selbstmord ein!
Des Schleiers blutig-rote Spur
stammt von einem Schafe nur!
Löwen haben mich gejagt,
so hab ichs Rendezvous vertagt!“
Der Pyramus zuerst noch stutzt,
sogleich jedoch sagt er verdutzt:
„O Thisbe, du Geliebte mein,
nächstens werd ich pünktlich sein!“

Freitag, 7. Mai 2010

Ein zweifelhafter oder zumindest eindeutig zweideutiger Prospekt

Zwei Fragen drängen sich dem Betrachter auf, erstens: Säumen die Anführungszeichen nicht das falsche Wort? Zweitens: Darf man Marco im Winter auch als Betteinlage benutzen?

Donnerstag, 6. Mai 2010

Edgar-Wallace-Filme, die nie gedreht wurden. Dritter Teil:


Im Hausmüll von Dustbin Castle werden die zerstückelten Leichen zahlreicher Umweltaktivisten gefunden – stets in der gelben Tonne. Wie fanden sie den Tod und warum landeten sie ausgerechnet im Abfallbehälter dieses hochherrschaftlichen Anwesens? Sir John (Siegfried Schürenberg) ist außer sich: Sein bester Mann, Kommissar Harold Deepbury (Klaus Kinski) fällt just, als er kurz vor der Aufklärung seines Falles steht, einem Mordanschlag zum Opfer, so daß dessen Freund und Kollege Henry Dragonfly (Heinz Drache) die Ermittlungen alleine weiterführen muß, wobei sich ihm allerdings ungeahnte Hindernisse in den Weg stellen: Da wäre zunächst schon der Besitzer von Dustbin Castle, der skrupellose Dusty Abbort, dreizehnter Earl of Mud (Pinkas Braun), der die ganze Welt in eine Mülldeponie verwandeln will. Auch nicht viel hilfreicher ist der Onkel des Earls, Lord James (Walter Rilla), der nur allzu zurückhaltend ist, um unverdächtig zu sein. Und was hat Dustys Mutter (Lil Dagover) mit den Morden zu tun? Welche Rolle spielt ihr Neffe, Abborts Cousin und zugleich der Familienanwalt, Sir Francis Edre (Hans Clarin), dessen Sekretär Mark Foolspy (Harry Wüstenhagen) sich immer an den unmöglichsten Orten herumdrückt? Wieso wird plötzlich die harmlose Fischverkäuferin Anne Smell (Elisabeth Flickenschild), die so gerne während ihrer Arbeit singt, mit dem Tode bedroht? Und welches Geheimnis versucht ihre Nichte Sarah Darkman (Sabina Sesselmann) hinter ihren stets übellaunigen Gesichtszügen zu verbergen? Eine harte Nuß für Scotland Yard!

Filme, die nie gedreht wurden und deren Anspielungen heute sowieso kein Mensch mehr verstünde

Mittwoch, 5. Mai 2010

Kleiner Tip für Schlankheitswahnsinnige


Eine schlanke Linie ist nicht nur eine Frage der Figur und der Kleidung, es kommt auch darauf an, wer neben einem steht; das gilt für Menschen ebenso wie für Schornsteine.

Dienstag, 4. Mai 2010

Wenn man in Vorlesungen zu faul ist, sich alles aufzuschreiben. Teil 3:

Wenn Mutter Natur mal wieder schlampt

Es ist April. Später April. Auf dem Boden liegen Blätter. Blätter des vergangenen Herbstes. Man sollte wirklich meinen, Mutter Natur hätte genug Zeit gehabt, sie verwesen zu lassen; aber nein, da wird geschlampt. Und geplagte Spaziergänger müssen es ausbaden!

Montag, 3. Mai 2010

Wie man am billigsten schwarz fährt

Ich bin vor ein paar Tagen schwarz gefahren. Stundenlang. Von Trier bis nach Köln im Intercity. Mit Fahrtrichtungswechsel in Koblenz. Kontrollen entging ich durch konsequentes Einschließen in der Toilette. Bei Andernach aber bin ich endlich wieder raus aus dem stickig-stinkigen Raume, denn ich hatte herausgefunden, daß ich noch schlief und die ganze Zeit nur geträumt hatte. Und wann käme ich noch mal so billig davon?

Wir brauchen keine Eigenheimzulagen, denn:

Studienkreis Schule/Wirtschaft Nordrhein-Westfalen
Um die Eigenheimzulagen bei künftigen Bauherren einzusparen, wird der jungen Generation schon einmal vorsorglich eingeredet, es sei derzeit modern, in einer Bruchbude zu wohnen.

Sonntag, 2. Mai 2010

Quanta fames est futura!

Im Kühlschrank stehn Butter und Honig,
mein Leiden erahnen sie nicht:
Am Montag aß ich recht wenig,
am Dienstag übt ich Verzicht.

Am Mittwoch die Torten mich warben,
am Donnerstag gabs kein Verzehr.
Ach, und am Freitag verdarben
die Brote – nun hab ich nichts mehr!

Drum werd ich am Samstag backen,
Nahrhaftes kommt auf den Tisch.
Sonst werde ich sonntags noch packen
und fressen, Diätplan, dich!

Samstag, 1. Mai 2010

Die Stadt der Schönheit


Die Damen genießen ihren Aufenthalt in der „Cité de la Beauté“ in vollen Zügen. Die linke ist jedoch ein wenig mißmutig, weil sie die ganzen Prospekte tragen muß, denn im Gegensatze zu der rechten Dame hat sie ihre Brille nicht vergessen und ist somit allein in der Lage, erklärendes Schriftwerk zu lesen und den Tag zu planen. Als Rache sucht sie nur die scheußlichsten Ecken der Cité aus, was die andere aber gar nicht merkt, da sie ja ihre Brille vergessen hat.

Ovids Metamorphosen modernisiert. Teil 1:

VITA IOVIS – LETVM BOVIS


Mit Langeweile und mit Wein
im Olymp saß Zeus allein,
da seine Frau, die Hera hieß,
ihn auf Knall und Fall verließ.
Ob verletzter Eitelkeit
weilte sie bei Paris weit,
sich zu rächen am Verhöhner,
der befand die Venus schöner!
Wie gesagt, saß mit dem Wein
Zeus auf dem Olymp allein.

Daß dieses recht bald anders werde,
versucht sein Glück er auf der Erde.
Inkognito dort lustzuwandeln,
mußt erst er sich zum Stier verwandeln.

Und nach langem Suchen fand
er sie, Europa kurz genannt.
(Kürzer noch hieß sie EU,
doch das tut hier nichts dazu.)
Der Ort, wo er die Schöne sah,
das schöne Städtchen Brüssel war.

Als er sie sah, war er entzückt,
worauf er gleich ein Blümchen pflückt
und tänzelte auf grüner Weide –
dem Mädchen aber nicht zur Freude!
Verärgert in dem höchsten Maß
sie aus einer Vorschrift las:

„Wenn dem Umstand nun so ist,
daß du ein Stier aus England bist,
so gilt durch Schlachten dir der Tod –
zumindest ein Importverbot.
Denn an deinem Tanzstil seh
ich klar, daß du hast BSE!
Auch wenn dieses nicht der Fall:
Mängel hast du überall!
Der Huf zu kurz, das Horn zu lang –
noch nie gehört vom Normenzwang?
Der Kopf zu breit, die Brust zu schmal –
dem Schlachter ist das nicht egal!
Gänzlich fehlt der Nasenring –
wo kämen wir denn da noch hin?
Nein, um mir jetzt noch zu imponieren,
mußt normgerecht dich ausstaffieren!“

Sprachs und nahm ein Buch zur Hand
(es war ein Tausend-Seiten-Band):
„Nimms und lies mal dieses hier:
,Wie werd ich normgerechter Stier?‘
Außerdem noch die Broschüre:
,Was tun, wenn ich was importiere?‘“
So ließ sie nun den Zeus allein.

Der sitzt heute noch mit Wein
und Langeweil auf seinem Zimmer
und studiert das Buch noch immer!