Sonntag, 27. Februar 2011

Auf dem See (Was Goethe verschwieg)

Und frisches Wasser, neue Flut
schöpf ich aus meinem Boot.
Ich schwitze Wasser, schwitze Blut
vor Angst in meiner Not.
Mit jeder Welle sinkt der Kahn
im Rudertakt hinab.
Der Rettung Chance ist vertan,
gar feucht wird sein mein Grab.

Boot, mein Boot, was sinkst du nieder?
Rettungsring, wo bist du wieder?
Weit das rettend Ufer weilt,
was das Baden mir vergreult.

Will noch nicht ertrinken,
tausend schwimmende Meilen
trennt mein Leben vom Sinken –
Zeit nicht, hier zu verweilen!
Helligkeit entstehet,
gibt mir wieder die Sicht.
Boot ganz untergehet,
sehe wieder dich nicht.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 4: Kreuzberger TKKG (neue Serie)


Nachdem schon den drei ??? Ablegerserien in Form von den drei !!!! und den drei ??? Kids sowie zeitweise den DR3i zugedacht wurden, wird nun auch TKKG endlich Zuwachs bekommen: Kreuzberger TKKG (sprich: TüKüKüGü), die neue Serie, die auch unterprivilegierte Immigrantenkinder ansprechen soll. Dazu wurde der Ort der Handlung von der nicht näher benannten Millionenstadt Hamburg nach Berlin-Kreuzberg verlegt. Dort haben die vier Freunde Pusat, genannt Tarkan, Kaan der Kompjuter, Veli, wegen seiner Fettleibigkeit mit dem Spitznamen Kilolu belegt, sowie Gökselen, von ihren Freunden Göksi, Schlampe oder Hure gerufen, allerhand Abenteuer zu bestehen: Hauptschule schwänzen, Gymnasiasten verprügeln, Christen verspotten, sich fünfmal täglich auf den Teppich gen Mekka werfen – die Möglichkeiten dieser Serie scheinen schier unbegrenzt, ganz wie das pulsierende Leben in Berlin-Kreuzberg! Die Namen einiger bereits eingesprochener Folgen sickerten bereits durch, und wie bei der Originalserie wird man auch hier damit rechnen dürfen, daß sie kaum etwas mit dem Inhalt zu tun haben werden!

– Hinterhalt im Ramazan
– Das Grauen naht aus Weißensee
– Alarm! Kilolu ist geplatzt!
– Schüsse aus der 9a
– Überfall im Dönerladen
– Hülfe! Göksi ist geschminkt
– Der doppelte Öğüş
– Wer hat Tarkans Mutter verführt?
– Lösegeld in Schöneberg
– Im Schattenreich des Dr. Mutluhan

Erste Reaktionen von ausgewählten Testhörern sind auch schon publik geworden:

„Die Hörspiele sind unsere Bücher, die Kassettenrekorder unsere Stereoanlagen!“ – Recep Tayyip Erdoğan, gemäßigter türkischer Politiker
„So wertvoll wie ein kleines Kopftuchmädchen.“ – Thilo Sarrazin, radikaler deutscher Buchschreiber und Politiker (SPD)
„Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“ – Karl-Theodor zu Guttenberg, ehemaliger Doktor der Jurisprudenz (nobilitatis causā)
„Wir haben nach Hörspielen gerufen, und dieser Mist ist herausgekommen.“ – Max Frisch, z. Z. †

Donnerstag, 17. Februar 2011

Aus der Schmierblattsammlung

Gemalte Musik und die daraus resultierenden, ebenso gemalten möglichen Folgen für Schüler, die im Musikunterrichte allzu lange damit gepiesackt werden, physischer wie psychischer Natur.

Sonntag, 13. Februar 2011

Wenn der Herrgott anbauen muß…


Der Werdegang eines lokalen Anziehungspunktes religiöser Art: Zunächst fristeten ein paar Mönche ihr Dasein im Kloster. Bald darauf folgte auch profanes Fußvolk dem Klange der Glocken, und eine Kirche wurde angebaut. Schließlich kamen die Leute von immer weiter her und mußten verpflegt werden. Was lag also näher, als auch noch ein Hotel zu bauen?

Dienstag, 8. Februar 2011

Hörspiele, die noch ihrer Aufnahme harren. Teil 3: Super-Tim und die nutzlosen Drei in: Was vom Penner übrigblieb

Super-Tim, ehemals Schwarzwurzel-Tarzan, eigentlich aber Peter Bärbelmann, ist ein äußerst gewaltbereiter Jugendlicher, der bereits seinen Vater auf dem Gewissen hat. Um sich selbst zu schützen, hat seine Mutter ihn in ein Heim gegeben, wo er mit seinem verfressenen Budenkameraden Wolli Grauselig, genannt Klümpchen, allerlei Streiche ausheckt. Gemeinsam mit ihren Freunden Klaus Vierauge und Gerdi Gluckner, die stets ihren gehbehinderten Hund Emmy mitschleppt, erleben sie allerhand Abenteuer, die jedoch von Außenstehenden stets als sinnlose Gewaltorgien mißverstanden werden.


In ihrem neusten Abenteuer brechen Super-Tim und die nutzlosen Drei in ein leerstehendes Wochenendhäuschen im nahegelegenen Teufelswald ein, weil sie von einem überengagierten Sozialarbeiter verfolgt werden. Schon bald stellt sich heraus, daß der stadtbekannte Landstreicher Butta bereits dieselbe Idee hatte und das Haus für sich beansprucht. Doch von solchen Kleinigkeiten läßt Super-Tim sich nicht unterkriegen: Er prügelt kurzerhand den armen Penner zu Tode und wirft seine Überreste Emmy zum Fraße vor. Doch dann stellt sich heraus, daß die einsame Blockhütte ein geheimer Treffpunkt eines internationalen Drogendealerrings, der von hier aus immer mal wieder an den Wochenenden Wilderei betreibt, ist und Super-Tim aus Versehen seinen Anführer ermordet hat. Nach und nach trudeln die anderen Drogenbarone, sämtlich als Penner getarnt, ein, und die Situation spitzt sich zu. Können Super-Tim und die nutzlosen Drei den anderen lange genug vortäuschen, selbst als Penner verkleidete Drogenbosse zu sein, bis sie auch den letzten beseitigt haben? Und werden Buttas Mitpenner aus der Millionenstadt ihren Kumpel nicht vermissen? Wird der Gestank des Penners und der anderen Opfer durch ausgiebiges Lüften der Bude sich verflüchtigen? Und wird davon nicht am Ende noch der Sozialarbeiter oder der Förster angelockt? Wahrlich eine Menge Aufgaben, die auf den Häuptling und seine Amigos warten! Ob dafür die Spielzeit einer CD ausreicht? Und wer denkt sich solch einen haarsträubenden Blödsinn überhaupt aus?

Samstag, 5. Februar 2011

Wahn und Wirklichkeit


Daß der Serviervorschlag eines Kochbuches nicht immer die Wirklichkeit wiederspiegelt, dürfte jedem einleuchten. Daß allerdings das Ergebnis so weit vom Gewünschten abweicht, ist für die Benutzer eines Kochbuches äußerst ernüchternd und dürfte weiteren Experimenten mit Speis und Trank wenig zuträglich sein.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Vor dem Ausgehen

Ein Ehepaar bereitet sich auf ein Fest vor, auf welches es eingeladen wurde. Er ist etwa Mitte dreißig, hat braunes Haar, Augen von gleicher Farbe und einen leichten Bartschatten. Für die Feier hat er sich eine dunkelblaue Jeans sowie ein bor­deauxfarbenes Hemd angezogen, dazu schwarze Halbschuhe. Nun steht er im Türrahmen des Schlafzimmers und sieht seiner Frau bei ihren letzten Vorkehrun­gen zu. Sie ist etwa ebenso alt wie er und hat schulterlange, dunkel­blonde Haare, grünblaue Augen und einen auffallend schmalen Mund, welchen sie jedoch durch kunstvoll angewandten Lippenstift zu kaschieren weiß. Sie hat sich für einen knielangen, dunkelblauen Rock entschieden und ist gerade dabei, sich die Haare in gewandter Manier hochzustecken.

Er sieht auf die Uhr Beeil dich bitte ein bißchen, wir sind spät dran.
Sie fuhrwerkt ungerührt in ihren Haaren weiter herum Nun hetz mal nicht so. Günter ist schließlich auch kein Ausbund von Pünktlich­keit, da kann er von uns nicht verlangen, daß wir uns seinetwe­gen abhetzen.
Er Du bräuchtest ja auch nicht zu hetzen, wenn du rechtzeitig begon­nen hättest, dich aufzutakeln.
Sie Ich takle nicht, ich mach mich schön!
Er Das bist du doch sowieso!
Sie Danke für das Kompliment. wird mit ihrer Frisur fertig So, das war das. steht auf, geht zum Schuhschrank und öffnet das etwa ei­nen Meter zwanzig hohe Behältnis, das ungeahnte Mengen von Fußbekleidung beherbergt Welche soll ich jetzt bloß anziehen?
Er düster Ich wußte es! Jetzt geht das wieder los!
Sie schnippisch Willst du nun eine perfekte Begleiterin für die doofe Party oder nicht?
Er Ich hätte eigentlich lieber noch etwas vom Büfett. Außerdem: Wer guckt auf einer Sitzparty denn schon auf deine Schuhe?
Sie Ich jedenfalls sehe mir schon an, in was für Teile die anderen Gä­ste ihre Füße zwängen. Das ist alles eine Frage des Stils!
Er Es ist auch eine Frage des Stils, ob man pünktlich oder am Sankt Nimmerleinstag erscheint…
Sie aufbrausend Du kannst meinetwegen gern in irgendwelchen zusam­mengeschluderten Fetzen herumlaufen, ich tue das nicht!
Er Dann zieh dir endlich verdammt noch mal ein Paar schicke Schuhe an, mit denen man dich ausführen kann! Du hast doch Tau­sende davon, da wird sich ja wohl noch etwas finden lassen, was nicht allzu gravierende Gebrauchsspuren aufweist!
Sie Ja, ja, mein Mann: Schuh ist Schuh ist Schuh. Ich kann doch zum Bei­spiel nicht diese gelben Mokassins zu diesem Kleid anziehen…
Er … was dir auch niemand befohlen hat …
Sie … oder diese schwarzen Lacklederstiefel! Es muß alles farblich und stilistisch aufeinander abgestimmt sein!
Er Du brauchst nicht zu dozieren, zieh dir einfach passende Schuhe an, das wird sich bei der Menge ja wohl noch bewerkstelligen las­sen, oder?
Sie Das seid ihr Männer! Keine Ahnung von Mode und Eleganz!
Er Ihr Frauen! Erst kauft ihr Hunderte Klamotten, nur um nachher eine Entschuldigung dafür zu haben, daß ihr euch noch Millionen von Schuhen hinterherkauft! Und dann paßt doch wieder nichts zu­sammen!
Sie Was soll denn das bitteschön wieder heißen?
Er Nimm dir doch mal ein Beispiel an mir: Jeans für den Alltag, da passen auch immer dieselben Schuhe drauf, einen hellen Anzug für Feste, einen dunklen für Beerdigungen – fertig! Da reichen vier, fünf Paar Schuhe völlig aus!
Sie Dich will ich sehen, wenn ich in lila Latzhosen, blauen Strümpfen und trampeligen Gummistiefeln einherstolziert käme!
Er Wenigstens gäbe es dann keine Entscheidungskrisen mehr erst vor dem Wäsche- und dann vorm Schuhschrank! Überhaupt wüßte ich mein Geld lieber besser als in solchen Firlefanz inve­stiert!
Sie Firlefanz? Firlefanz?!? Meine schönen Klamotten nennst du Firle­fanz! Außerdem: Ich verdiene schließlich auch Geld!
Er Aber nicht soviel wie ich.
Sie Was soll den jetzt diese Macho-Nummer? Du weißt doch, daß ich nur halbtags arbeiten kann, solange Rafael noch so klein ist. Und du hättest schließlich auch Erziehungsurlaub nehmen können!
Er O Gott! Dann hätte ich in der Firma gar nicht mehr erscheinen brauchen!
Sie Wenn deine Kollegen nur ein Haufen hinterwäldlerischer Neanderta­ler sind, solltest du dir ohnehin überlegen, ob du da über­haupt noch arbeiten willst! Aber so seid ihr Männer: Ihr veran­staltet Wettläufe zum Südpol, erklimmt den Mount Everest oder fliegt mit einem Fesselballon rund um die Erde – nur damit ihr nicht abwaschen, bügeln oder gar Sohnemanns volle Windeln ent­sorgen müßt!
Er Dafür darf ich dann den Müll in die Tonne befördern! Und die volle Tonne zur Straße bringen, wenn die Müllabfuhr kommt!
Sie Das sind vielleicht in der Woche zwei Minuten, die dir der Ge­stank von Raffis Exkrementen um die Nase weht. Bei mir sind es be­stimmt fünf Minuten täglich; macht fünfunddreißig Minuten die Woche! rechnet kurz Mehr als hundertvierzig Minuten im Mo­nat! Und meine Aufgabe beschränkt sich nicht nur darauf, die vollge­schissene Windel wegzuschmeißen, den zugekackten Arsch muß ich auch noch abwischen!
Er Jetzt wird mal nicht so ausfallend!
Sie schreit, wobei sie einen hochroten Kopf bekommt Ich bin nicht ausfallend! Du Schafskopf provozierst mich doch dauernd! Ich hasse dich!
Er eigenartig gelassen Und ich bringe dich um! Aber zieh dir erst passende Schuhe an, oder willst du etwa eine stillose Leiche sein? Ich würde dir ja doch nur Falsches anziehen.
Sie greift nach leichten, farblich ausgezeichnet zum Kleide passenden Sandalen mit leicht erhöhten Absätzen, zieht sie an, steht auf und geht, ohne ihren Mann eines Blickes zu würdigen, aus dem Zim­mer Ich bin dann schon man im Wagen, wenn du heute noch weg willst! die Haustür wird zugeschlagen
Er Was für ein Theater wegen ein paar dämlicher Schuhe!

Dienstag, 1. Februar 2011

Kleine Stiche erhalten die Feindschaft


Belgien ist (noch) ein tiefzerstrittenes Land. Sogar in der Kunst wird diese Zerrissenheit deutlich, wie man an diesem Antwerpener Kunstwerk, genannt „Bettelnde Hand eines Wallonen“, sehen kann.