Herzlich willkommen in der Welt der Alliterationen, wo Reklamefritzen häufiger unbefugt eindringen, um etwas aus ihr zu stehlen und es in ihrer Werbung unterzubringen. Wie?!? Es ist nicht bekannt, was eine Alliteration ist? Welch aliterarische Bildungslücke! Nun denn, greifen wir zum passenden Synonyme deutscher Sprachgefilde: Stabreim, will heißen, daß mehrere Worte oder Sätze oder Verse mit demselben Buchstaben oder zumindest mit demselben Laute anklingen, was häufig als schön empfunden wird und leichter ins Ohr und ins Gedächtnis dringt, was ja genau die Intention von Bedarfsweckungs- und Bedarfslenkungsspezialisten sein dürfte.
Wo ich gerade bei Synonymen bin: Ist es nicht furchtbar, daß just für dieses Fremdwort kein einziges deutsches Pendant existiert? Ich konsultierte gerade mein Fremdwörterbuch und zusätzlich den Thesaurus des Textverarbeitungsprogrammes, aber er möchte mir kein einziges einzelnes Wort, das synonym für Synonym verwendet werden könnte, nennen. Wohlgemerkt, ich spreche von Nomina, denn das kleine „synonym“ kann deutsch einfach mittels „bedeutungsgleich“ oder „sinnverwandt“ in meine Sprache übertragen werden. Nun denn, damit müssen wir wohl leben, daß die Renaissance-Hochnasen und die Humanisten in ihrem vergeistigten Latein- und Griechischwahne keinerlei Rücksicht auf ihre Muttersprache nahmen, als es um die Benennung sprachlicher Phänomene, Verzeihung, Erscheinungen ging.
Sprachliche Erscheinungen modernster Art liefert mir immer wieder das rechnereigene Textverarbeitungsprogramm, das noch von der vorvorletzten Generation ist. Auf jenem Stande ist selbstredend auch die Rechtschreibprüfung, was einerseits sich nervenschonend auswirkt bezüglich der Tatsache, daß nicht jedes „daß“ mir als falsch angekreidet wird und am Ende gar automatisch, Verzeihung, selbsttätig ein „dass“ eingesetzt wird; andererseits jedoch scheint dessen Wortschatz ungleich kleiner als der meine zu sein und gänzlich fantasielos. (Nur um mir das zu beweisen, hat das blöde Programm rasch das letzte Wort des letzten Satzes als falsch gekennzeichnet!) Nur bei den Vorschlägen für die richtige Schreibung eines angeblich falschen Wortes wird das Programm richtig kreativ: So schlug es mir für das Wort „Moldawien“, das es als inkorrekt anstrich, als richtige Schreibvariante „Mordwaffe“ vor. Betätigt man dann aus Jux bei der dazugehörigen Hauptstadt „Chișinău“ den Thesaurus, so landet die Anzeige gleich bei „chloroformieren“ – paßt ja irgendwie auch wieder zusammen.
Wie man sieht, sind Sprachen jedenfalls schwierig genug, um künstliche Intelligenz bei nahezu allen möglichen Gelegenheiten ihres Unverstandes zu überführen. Aber auch natürliche Intelligenz tappt hin und wieder im sprachlichen Bereiche ins Fettnäpfchen. Etwa wenn im Deutschen Sätze fallen wie: „In der Regel sind Frauen recht umgänglich.“ Oder: „Neulich beim Tierarzte saß mir gegenüber eine junge Frau mit zwei kleinen Möpsen.“ Der Franzose hingegen blickt beschämt zu Boden oder wendet sich angewidert ab, wenn man ihn in der Aufregung zart knospender Liebe auffordert: „Baise-moi!“ Zwar heißt „le baiser“ der Kuß, aber das gleichlautende Verb hierzu bezeichnet heutzutage eine Tätigkeit, die nur noch wenig mit der Feinfühligkeit eines Schmatzers auf die Wange gemein hat. Also flugs vorher im Wörterbuche nachschlagen und feststellen, daß dem Schwarme ein zärtliches „Embrasse-moi!“ zuzuhauchen ist.
Viele Deutsche zeitigen jedoch auch in ihrer eigenen Sprache mangelndes Gefühl bezüglich des treffenden Ausdruckes und bedienen sich dann irgendwelcher Fremdworte in der Hoffnung, das klänge besser, gebildeter oder moderner. So bewarb sich einst der Rundfunksender SWR 3 ohn’ Unterlaß mit dem närrischen Spruche „Mehr Hits, mehr Kicks“. Hat sich je auch nur einer in der Werbeabteilung dieses Senders darum bemüht, das zu übersetzen? „Mehr Schläge, mehr Tritte“ – der SWR eine aufrührerische Krawallstation? Die Moderatoren dort allesamt wegen Körperverletzung vorbestrafte Ex-Knastis? Nun denn, wer sich unbedingt der Lächerlichkeit preisgeben will, wird eben Sprecher eines solchen Sprachschludersenders.
Freilich sind auch gebildetere Kreise ohne Scheu willens und imstande, als Bildungsbürgergut getarnte, aber verfehlte Vokabeln auf uns loszulassen. So dürfte ein jeder besagter Gattung Angehörige wissen, daß das griechische Wort für Blume ἄνθος ist und λόγος das u. a. für die Kunde, eine Wissenschaft. Und dann verkaufen uns besagte Leute die ἀνθολογία – also eine Blumenkunde – als Gedichtssammlung, weil es schließlich kaum jemand, der kein Griechisch kann, bemerken wird. (Im Zusammenhange mit Griechisch fällt mir noch diese widerliche Darmkrebs-Werbung ein, die im Jahre 2002 ständig lief. Das heißt, der Kundenfänger war nicht für den Krebs, sondern für die Vorsorge wider diesen gedacht. Und just in jener Reklame sagt der Mann zu seiner darmbekrebsten Frau: „Ich muß mein Griechisch aufbessern!“ Nun denn: Frohes Tasten!) Solche Leute werden uns eines Tages italienisches Speiseeis mit dem verlockenden Namen „Vendetta“ in der Kühltheke präsentieren!
Ja, Rache ist süß, ebenso süß wie die Packung Schokoröllchen, die ich mir jetzt zuführen werde und die mein Körper, ein wahrer Zauberkünstler, binnen Stunden in Speckröllchen verwandeln wird.
Wo ich gerade bei Synonymen bin: Ist es nicht furchtbar, daß just für dieses Fremdwort kein einziges deutsches Pendant existiert? Ich konsultierte gerade mein Fremdwörterbuch und zusätzlich den Thesaurus des Textverarbeitungsprogrammes, aber er möchte mir kein einziges einzelnes Wort, das synonym für Synonym verwendet werden könnte, nennen. Wohlgemerkt, ich spreche von Nomina, denn das kleine „synonym“ kann deutsch einfach mittels „bedeutungsgleich“ oder „sinnverwandt“ in meine Sprache übertragen werden. Nun denn, damit müssen wir wohl leben, daß die Renaissance-Hochnasen und die Humanisten in ihrem vergeistigten Latein- und Griechischwahne keinerlei Rücksicht auf ihre Muttersprache nahmen, als es um die Benennung sprachlicher Phänomene, Verzeihung, Erscheinungen ging.
Sprachliche Erscheinungen modernster Art liefert mir immer wieder das rechnereigene Textverarbeitungsprogramm, das noch von der vorvorletzten Generation ist. Auf jenem Stande ist selbstredend auch die Rechtschreibprüfung, was einerseits sich nervenschonend auswirkt bezüglich der Tatsache, daß nicht jedes „daß“ mir als falsch angekreidet wird und am Ende gar automatisch, Verzeihung, selbsttätig ein „dass“ eingesetzt wird; andererseits jedoch scheint dessen Wortschatz ungleich kleiner als der meine zu sein und gänzlich fantasielos. (Nur um mir das zu beweisen, hat das blöde Programm rasch das letzte Wort des letzten Satzes als falsch gekennzeichnet!) Nur bei den Vorschlägen für die richtige Schreibung eines angeblich falschen Wortes wird das Programm richtig kreativ: So schlug es mir für das Wort „Moldawien“, das es als inkorrekt anstrich, als richtige Schreibvariante „Mordwaffe“ vor. Betätigt man dann aus Jux bei der dazugehörigen Hauptstadt „Chișinău“ den Thesaurus, so landet die Anzeige gleich bei „chloroformieren“ – paßt ja irgendwie auch wieder zusammen.
Wie man sieht, sind Sprachen jedenfalls schwierig genug, um künstliche Intelligenz bei nahezu allen möglichen Gelegenheiten ihres Unverstandes zu überführen. Aber auch natürliche Intelligenz tappt hin und wieder im sprachlichen Bereiche ins Fettnäpfchen. Etwa wenn im Deutschen Sätze fallen wie: „In der Regel sind Frauen recht umgänglich.“ Oder: „Neulich beim Tierarzte saß mir gegenüber eine junge Frau mit zwei kleinen Möpsen.“ Der Franzose hingegen blickt beschämt zu Boden oder wendet sich angewidert ab, wenn man ihn in der Aufregung zart knospender Liebe auffordert: „Baise-moi!“ Zwar heißt „le baiser“ der Kuß, aber das gleichlautende Verb hierzu bezeichnet heutzutage eine Tätigkeit, die nur noch wenig mit der Feinfühligkeit eines Schmatzers auf die Wange gemein hat. Also flugs vorher im Wörterbuche nachschlagen und feststellen, daß dem Schwarme ein zärtliches „Embrasse-moi!“ zuzuhauchen ist.
Viele Deutsche zeitigen jedoch auch in ihrer eigenen Sprache mangelndes Gefühl bezüglich des treffenden Ausdruckes und bedienen sich dann irgendwelcher Fremdworte in der Hoffnung, das klänge besser, gebildeter oder moderner. So bewarb sich einst der Rundfunksender SWR 3 ohn’ Unterlaß mit dem närrischen Spruche „Mehr Hits, mehr Kicks“. Hat sich je auch nur einer in der Werbeabteilung dieses Senders darum bemüht, das zu übersetzen? „Mehr Schläge, mehr Tritte“ – der SWR eine aufrührerische Krawallstation? Die Moderatoren dort allesamt wegen Körperverletzung vorbestrafte Ex-Knastis? Nun denn, wer sich unbedingt der Lächerlichkeit preisgeben will, wird eben Sprecher eines solchen Sprachschludersenders.
Freilich sind auch gebildetere Kreise ohne Scheu willens und imstande, als Bildungsbürgergut getarnte, aber verfehlte Vokabeln auf uns loszulassen. So dürfte ein jeder besagter Gattung Angehörige wissen, daß das griechische Wort für Blume ἄνθος ist und λόγος das u. a. für die Kunde, eine Wissenschaft. Und dann verkaufen uns besagte Leute die ἀνθολογία – also eine Blumenkunde – als Gedichtssammlung, weil es schließlich kaum jemand, der kein Griechisch kann, bemerken wird. (Im Zusammenhange mit Griechisch fällt mir noch diese widerliche Darmkrebs-Werbung ein, die im Jahre 2002 ständig lief. Das heißt, der Kundenfänger war nicht für den Krebs, sondern für die Vorsorge wider diesen gedacht. Und just in jener Reklame sagt der Mann zu seiner darmbekrebsten Frau: „Ich muß mein Griechisch aufbessern!“ Nun denn: Frohes Tasten!) Solche Leute werden uns eines Tages italienisches Speiseeis mit dem verlockenden Namen „Vendetta“ in der Kühltheke präsentieren!
Ja, Rache ist süß, ebenso süß wie die Packung Schokoröllchen, die ich mir jetzt zuführen werde und die mein Körper, ein wahrer Zauberkünstler, binnen Stunden in Speckröllchen verwandeln wird.
3 Kommentare:
"Ohne Gleichen" :)
... nein nicht von Bahlsen, sondern vom Flaverl !
P.S.: Ja... ich weiß, "ohne Gleichen" sind die Waffeln, aber mir fällt weder der Name von den Röllchen ein, noch hätte das dann wahrscheinlich gepasst. ;)
'Fanfare' heißen diese schmackhaften Röllchen.
"Fanfare fressen fiele" (@ Speckröllchen)
"Frederic fögelt Frauke" (@ Baise-moi!)
Ja, Alliterationen bringens...
(und ich gebe der Rechtschreibprüfung etwas zu tun)
Ich hab noch was für die Korrekturfunktion gewisser Programme: Aus "Maustreiber" hat es bei mir seinerzeit "masturbieren" gemacht, und der "Oranier-Orden" wurde auch schon, wie unter anderem bei Bastian Sick nachzulesen ist, "Onanier-Orden". Wieso haben die bei diesen Programmen immer so eine dermaßen schmutzige Fantasie? Ts....
Und von wegen Alliterationen: "Menschen, Tiere, Sensationen"! Ach so, ja, das ist gar keine. Trotzdem berühmt geworden.
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