Sonntag, 13. Juni 2010

Von einer, die vorgab, das Putzen gelernt zu haben

Den Zugehfraun wird anvertraut,
das Haus zu putzen, ists versaut.
Bei Familie Kellermann
dies hatt Fräulein Wisch getan.

Diese war – obgleich schon sechzig –
wieselflink und äußerst rüstig:
Das Haus war schon nach einer Stunde
blitzeblank – und das vom Grunde.

Doch war das Thema ,Fräulein Wisch‘
bei Kellermanns schon bald vom Tisch;
denn Schutz vor Krankheit gibt es nicht:
Rheuma plagte sie und Gicht!

Mit schwerem Herz beschloß man dann:
’ne neue Putze muß jetzt ran!
Solches ließ sich nicht verhehlen –
doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Man horchte im Bekanntenkreis,
ob jemand eine Putzfrau weiß.
Schließlich fand sich ’ne Verwandte,
die sich Evi Zwerg benannte.

Aufs Putzen war die nicht versessen –
sie hätte nur gern Geld besessen!
Sie hielt sich für besonders keck
und verteilte nur den Dreck!

Nach einem Monat sah das Haus
wie ’n stabulum porcorum aus:
Der Staub schon an den Knien stand,
und Spinnen webten an der Wand.

In Kellermanns die Wut entbrannte:
„Niemals wieder ’ne Verwandte!“
Und die Moral der Prozedur:
Vetternwirtschaft schadet nur!

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