Auch mißlungene Fotografien bedürfen des Beachtetwerdens und des liebevollen Betätschelns, sonst werden sie depressiv und altern vorzeitig. Unverschämt fand ich zu Zeiten der Analogfotografie die Zensur durch die Entwickler; sie glaubten bisweilen, entscheiden zu können, welche Fotos gelungen sind und welche nicht und sortierten einfach aus. Entsetzt griff man nach den Negativen, und bemerkte zähneknirschend, daß man eigentlich noch vier oder fünf interessante Bilder hätte bekommen müssen, aber nein, die Damen und Herren Entwicklungsfritzen mußten ja alles besser wissen. Konnten sie denn überhaupt sicher sein, daß „mißratene“ Aufnahmen nicht gewollt waren? Wenn es mir beliebte, ein schwarzes Quadrat auf schwarzem Hintergrunde bei ausgeschaltetem Lichte und ebensowenig betätigtem Blitze zu portraitieren, so war das mein Bier. Viele Augenblicke bitteren Grames verdanke ich solchen Ignoranten! Dazu fällt mir ein kleiner Reim ein, den ich auf einem Flugblatte oder so etwas Ähnlichem aus dem neunzehnten Jahrhundert entdeckte: „Süße heilige Zensur, / Laß uns gehen auf deiner Spur; / Leite uns an deiner Hand, / Kindern gleich, am Gängelband“.
Bereits in der Überschrift merkte ich an, daß das alleinige Bewohnen seiner Behausung zum Entstehen der Wohnungsnot beiträgt. Aber es muß nicht immer pure Ungeselligkeit sein, die Alleinstehende auch Alleinschlafende sein läßt! Manch einer pflegt ein platzraubendes Hobby oder braucht aus beruflichen Gründen für andere Dinge als eventuelle Lebensabschnittspartner (ein ekelhaftes Wort für eine gräßliche Lebenseinstellung) den Raum in der Wohnung. Legt man sich beispielsweise die komplette Enzyklopädie der Klassischen Altertumswissenschaft zu, das aus über achtzig Bänden besteht, so ist das Wohnzimmer schon gefüllt. Ich mußte mir die Anschaffung daher versagen und griff zur eingeschrumpften, fünfbändigen Kurzversion. Etwas zynisch finde ich die Anmerkung in dem Vorworte dieses Werkes, das sich als Ersatz anbietet für den vorgenannten Achtzigteiler bei solchen Leuten, denen sich dessen Anschaffung aus „räumlichen oder zeitlichen Gründen“ verbietet. Aus zeitlichen?!? Gut, als die ersten Bände erschienen, schrieb man noch Alterthum und Litteratur, so daß Abonnenten der ersten Stunde wohl kaum das Erscheinen der letzten Supplementbände erlebt haben dürften, aber jetzt ist das Werk ja komplett. Vielleicht ist das auch nur eine seltsam chiffrierte Sprache, die andeuten soll, daß man gar nicht genug Zeit mit Arbeiten verbringen kann, um den ganzen Kram zu finanzieren, denn billig sind die Bände weißgott nicht – klassische Philologen sowie sonstige Altertumswissenschaftler gehören eher zu den Gering- und Wennüberhauptverdienern unter den Gelehrten. Wenn man die ganze Pracht dann doch finanzieren kann und endlich den letzten Band in Händen hält, muß man die ersten schon wieder zum Restaurator geben, da es sich um Kamikazepapier mit Selbstzerstörungsfunktion handelt. Ich will nicht wissen, wie viel so ein Schinken dann für die Restauration verschlingt, ich glaube jedoch, die Rechnungen lassen den Besitzer ebenso chlorfrei erbleichen wie der Papierhersteller zuvor den Zellstoff.
Der Kauf dieses alten Lexikons lohnt sich ohnehin nicht mehr, denn es wird bereits ein neues herausgegeben. Jedoch wäre von dem sogenannten „Neuen Pauly“ um ein Haar die erste Auflage des ersten Bandes komplett eingestampft werden, da sich ein Scherzbold einen Artikel über altgriechischen Fußball – Ἀποπουδοβαλία genannt – erlaubte, der dann sogar das Lektorat unbesehen überstand. Gelehrte sind leider in dieser Hinsicht häufig nicht sehr humorvoll, und den armen Schelm wäre das beinahe teuer zu stehen gekommen. Dabei ist ein solcher Scherzartikel im Wortsinne durchaus geeignet, eventuelle Nachahmer auffliegen zu lassen. So druckt beispielsweise der „Pschyrembel“, das klinische Wörterbuch, seit 1983 einen Artikel über die „Petrophaga lorioti“, vulgo Steinlaus, die angeblich eine große Gefahr für Bauten aus Stein und Beton darstellte. Hat man aber je gehört, daß eine komplette Pschyrembel-Auflage dieses offensichtlichen Unsinnes wegen und auf Anraten irgendwelcher verbohrter Medizinzausel eingestampft wurde? Was mich hingegen durchaus stört, sind die blöden „Errata“ Anmerkungen am Ende etlicher Lexika, die bis heute die kostbaren Werke verunstalten. Es dürfte doch itzund kein Problem mehr sein, aufgetretene Fehler noch vor dem Drucke zu korrigieren, doch da bleibt man konservativ und setzt hinten noch einen ganzen Wust an „Addenda et Corrigenda“ dran. Nicht nur unbegleitetes Schlafen, auch unpraktische Bücher, die mit Druckmethoden von vor über hundert Jahren in den Satz gingen und dadurch über Gebühr aufgebläht wurden, fördern so den Notstand an Wohnraum!
Bereits in der Überschrift merkte ich an, daß das alleinige Bewohnen seiner Behausung zum Entstehen der Wohnungsnot beiträgt. Aber es muß nicht immer pure Ungeselligkeit sein, die Alleinstehende auch Alleinschlafende sein läßt! Manch einer pflegt ein platzraubendes Hobby oder braucht aus beruflichen Gründen für andere Dinge als eventuelle Lebensabschnittspartner (ein ekelhaftes Wort für eine gräßliche Lebenseinstellung) den Raum in der Wohnung. Legt man sich beispielsweise die komplette Enzyklopädie der Klassischen Altertumswissenschaft zu, das aus über achtzig Bänden besteht, so ist das Wohnzimmer schon gefüllt. Ich mußte mir die Anschaffung daher versagen und griff zur eingeschrumpften, fünfbändigen Kurzversion. Etwas zynisch finde ich die Anmerkung in dem Vorworte dieses Werkes, das sich als Ersatz anbietet für den vorgenannten Achtzigteiler bei solchen Leuten, denen sich dessen Anschaffung aus „räumlichen oder zeitlichen Gründen“ verbietet. Aus zeitlichen?!? Gut, als die ersten Bände erschienen, schrieb man noch Alterthum und Litteratur, so daß Abonnenten der ersten Stunde wohl kaum das Erscheinen der letzten Supplementbände erlebt haben dürften, aber jetzt ist das Werk ja komplett. Vielleicht ist das auch nur eine seltsam chiffrierte Sprache, die andeuten soll, daß man gar nicht genug Zeit mit Arbeiten verbringen kann, um den ganzen Kram zu finanzieren, denn billig sind die Bände weißgott nicht – klassische Philologen sowie sonstige Altertumswissenschaftler gehören eher zu den Gering- und Wennüberhauptverdienern unter den Gelehrten. Wenn man die ganze Pracht dann doch finanzieren kann und endlich den letzten Band in Händen hält, muß man die ersten schon wieder zum Restaurator geben, da es sich um Kamikazepapier mit Selbstzerstörungsfunktion handelt. Ich will nicht wissen, wie viel so ein Schinken dann für die Restauration verschlingt, ich glaube jedoch, die Rechnungen lassen den Besitzer ebenso chlorfrei erbleichen wie der Papierhersteller zuvor den Zellstoff.
Der Kauf dieses alten Lexikons lohnt sich ohnehin nicht mehr, denn es wird bereits ein neues herausgegeben. Jedoch wäre von dem sogenannten „Neuen Pauly“ um ein Haar die erste Auflage des ersten Bandes komplett eingestampft werden, da sich ein Scherzbold einen Artikel über altgriechischen Fußball – Ἀποπουδοβαλία genannt – erlaubte, der dann sogar das Lektorat unbesehen überstand. Gelehrte sind leider in dieser Hinsicht häufig nicht sehr humorvoll, und den armen Schelm wäre das beinahe teuer zu stehen gekommen. Dabei ist ein solcher Scherzartikel im Wortsinne durchaus geeignet, eventuelle Nachahmer auffliegen zu lassen. So druckt beispielsweise der „Pschyrembel“, das klinische Wörterbuch, seit 1983 einen Artikel über die „Petrophaga lorioti“, vulgo Steinlaus, die angeblich eine große Gefahr für Bauten aus Stein und Beton darstellte. Hat man aber je gehört, daß eine komplette Pschyrembel-Auflage dieses offensichtlichen Unsinnes wegen und auf Anraten irgendwelcher verbohrter Medizinzausel eingestampft wurde? Was mich hingegen durchaus stört, sind die blöden „Errata“ Anmerkungen am Ende etlicher Lexika, die bis heute die kostbaren Werke verunstalten. Es dürfte doch itzund kein Problem mehr sein, aufgetretene Fehler noch vor dem Drucke zu korrigieren, doch da bleibt man konservativ und setzt hinten noch einen ganzen Wust an „Addenda et Corrigenda“ dran. Nicht nur unbegleitetes Schlafen, auch unpraktische Bücher, die mit Druckmethoden von vor über hundert Jahren in den Satz gingen und dadurch über Gebühr aufgebläht wurden, fördern so den Notstand an Wohnraum!
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