LEONES IN TEMPORE MAGIS
Von Pyramus war lang bekannt,
daß reizend er die Thisbe fand;
auch umgekehrt die Liebe galt,
was deren Eltern merkten bald.
Des Nachwuchs’ Minne sie nicht litten,
da sie hefigst warn zerstritten:
Des Nachbars Blumen weckten Neid,
die Gartenzwerge schließlich Streit.
So kämpfte man per Jus seit Jahren,
wo jene aufzustellen waren.
Doch half der Zufall beiden nach,
denn der beiden Schlafgemach
war nur getrennt durch eine Wand,
die störend bloß im Wege stand.
Jedoch – was merkt die Liebe nicht? –
die Mauer war nicht gänzlich dicht!
Indessen gingen durch die Risse
Worte nur, gehauchte Küsse.
So wollten dann nach langen Tagen
den lang erdachten Plan sie wagen:
Zu treffen sich dort drauß im Dunkeln
bei Mondenschein und Sternenfunkeln.
„Gegen neun verlaß ichs Haus,
geh zu den Maulbeerbäumen raus
und wart auf dich am großen Stein“,
sprach Thisbe, und so sollt es sein.
Nach Pyramus sah man sie spähn,
doch kam er nicht – bald schlug es zehn.
Einsam war sie noch um elf,
solo wartet sie um zwölf.
„O Pyramus, Geliebter mein,
warum kannst du nicht pünktlich sein?“
Da hört von fern sie ein Geräusch:
„Na warte, Freund, dir zeig ichs gleich!“
Doch kam der Lärm nicht von dem Mann –
Löwen traten grimm heran…
Um eins der Pyramus entwischt –
er fand den Haustürschlüssel nicht.
Aber am versprochnen Ort
sah er, daß die Thisbe fort.
Er fand bloß einen Fetzen Stoff,
der von frischem Blute troff.
„O des Finstern böse Macht!
Ins Unglück zwei stürzt eine Nacht!
Ob meiner rannte ins Verderben
die Thisbe, mußte deshalb sterben.
Hier kann es kein Verzeihen geben,
so kann ich länger nicht mehr leben!“
Den Dolch nahm hierauf er zur Hand
zu tilgen die verschuldte Schand.
Doch noch vor dem ersten Stechen
hört er Thisbes Stimme sprechen:
„O Pyramus, Geliebter mein,
halte mit dem Selbstmord ein!
Des Schleiers blutig-rote Spur
stammt von einem Schafe nur!
Löwen haben mich gejagt,
so hab ichs Rendezvous vertagt!“
Der Pyramus zuerst noch stutzt,
sogleich jedoch sagt er verdutzt:
„O Thisbe, du Geliebte mein,
nächstens werd ich pünktlich sein!“
Von Pyramus war lang bekannt,
daß reizend er die Thisbe fand;
auch umgekehrt die Liebe galt,
was deren Eltern merkten bald.
Des Nachwuchs’ Minne sie nicht litten,
da sie hefigst warn zerstritten:
Des Nachbars Blumen weckten Neid,
die Gartenzwerge schließlich Streit.
So kämpfte man per Jus seit Jahren,
wo jene aufzustellen waren.
Doch half der Zufall beiden nach,
denn der beiden Schlafgemach
war nur getrennt durch eine Wand,
die störend bloß im Wege stand.
Jedoch – was merkt die Liebe nicht? –
die Mauer war nicht gänzlich dicht!
Indessen gingen durch die Risse
Worte nur, gehauchte Küsse.
So wollten dann nach langen Tagen
den lang erdachten Plan sie wagen:
Zu treffen sich dort drauß im Dunkeln
bei Mondenschein und Sternenfunkeln.
„Gegen neun verlaß ichs Haus,
geh zu den Maulbeerbäumen raus
und wart auf dich am großen Stein“,
sprach Thisbe, und so sollt es sein.
Nach Pyramus sah man sie spähn,
doch kam er nicht – bald schlug es zehn.
Einsam war sie noch um elf,
solo wartet sie um zwölf.
„O Pyramus, Geliebter mein,
warum kannst du nicht pünktlich sein?“
Da hört von fern sie ein Geräusch:
„Na warte, Freund, dir zeig ichs gleich!“
Doch kam der Lärm nicht von dem Mann –
Löwen traten grimm heran…
Um eins der Pyramus entwischt –
er fand den Haustürschlüssel nicht.
Aber am versprochnen Ort
sah er, daß die Thisbe fort.
Er fand bloß einen Fetzen Stoff,
der von frischem Blute troff.
„O des Finstern böse Macht!
Ins Unglück zwei stürzt eine Nacht!
Ob meiner rannte ins Verderben
die Thisbe, mußte deshalb sterben.
Hier kann es kein Verzeihen geben,
so kann ich länger nicht mehr leben!“
Den Dolch nahm hierauf er zur Hand
zu tilgen die verschuldte Schand.
Doch noch vor dem ersten Stechen
hört er Thisbes Stimme sprechen:
„O Pyramus, Geliebter mein,
halte mit dem Selbstmord ein!
Des Schleiers blutig-rote Spur
stammt von einem Schafe nur!
Löwen haben mich gejagt,
so hab ichs Rendezvous vertagt!“
Der Pyramus zuerst noch stutzt,
sogleich jedoch sagt er verdutzt:
„O Thisbe, du Geliebte mein,
nächstens werd ich pünktlich sein!“
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