Montag, 30. August 2010

Szenen einer Ehe. Teil 4:

Phobos

Kunigund, ich kenne sie,
hat eine schwache Stelle:
Lurchgetier auf ihrem Knie
entlocken Schreie grelle.

Die Fröschlein grün aus unserm Teich
nutz ich für meine Zwecke.
Oh, wie wirst du schreien gleich,
wenn ich dich dann entdecke!

Von Fröschen ist sie nun umspült
vom Kopf bis an die Senkel.
Doch nun im Giftvorrat sie wühlt,
zu töten das Geplänkel!

Die Fröscheschar am Gift verreckt,
die Garstge siehts mit Freuden.
Die Luft nun Verwesung schmeckt!
Doch sie muß nicht mehr leiden.

Jetzt tritt sie mir auf Wad und Bein
Flecken grün und blau!
Kunigunde ist gemein
und – schlimmer! – meine Frau!

Dienstag, 24. August 2010

Weltanschauung und modernes Berufsleben im Widerspruche

Religionsfreiheit in Ehren, aber dieser weibliche muslimische Computermonitor sollte seine Berufswahl vielleicht noch einmal überdenken.

Donnerstag, 19. August 2010

Alleine schlafen fördert die Wohnungsnot!

Auch mißlungene Fotografien bedürfen des Beachtetwerdens und des liebevol­len Betätschelns, sonst werden sie depressiv und altern vorzeitig. Unverschämt fand ich zu Zeiten der Analogfotografie die Zensur durch die Entwickler; sie glaubten biswei­len, entscheiden zu können, welche Fotos gelungen sind und welche nicht und sortierten einfach aus. Entsetzt griff man nach den Negativen, und be­merkte zähneknirschend, daß man eigentlich noch vier oder fünf interessante Bil­der hätte bekommen müssen, aber nein, die Damen und Herren Entwicklungsfritzen mußten ja alles besser wissen. Konnten sie denn überhaupt sicher sein, daß „mißra­tene“ Aufnahmen nicht gewollt waren? Wenn es mir beliebte, ein schwarzes Quadrat auf schwarzem Hintergrunde bei ausge­schaltetem Lichte und ebensowenig betätigtem Blitze zu portraitieren, so war das mein Bier. Viele Augenblicke bitteren Grames verdanke ich solchen Ignoranten! Dazu fällt mir ein kleiner Reim ein, den ich auf ei­nem Flugblatte oder so et­was Ähnlichem aus dem neunzehnten Jahrhundert ent­deckte: „Süße heilige Zensur, / Laß uns gehen auf deiner Spur; / Leite uns an dei­ner Hand, / Kin­dern gleich, am Gängelband“.

Bereits in der Überschrift merkte ich an, daß das alleinige Bewohnen sei­ner Behau­sung zum Entstehen der Wohnungsnot beiträgt. Aber es muß nicht immer pure Un­geselligkeit sein, die Alleinstehende auch Allein­schla­fende sein läßt! Manch einer pflegt ein platzraubendes Hobby oder braucht aus beruflichen Grün­den für andere Dinge als eventuelle Lebens­abschnitts­partner (ein ekelhaftes Wort für eine gräßliche Lebenseinstel­lung) den Raum in der Wohnung. Legt man sich bei­spielsweise die komplette Enzyklopädie der Klassischen Alter­tums­wis­senschaft zu, das aus über achtzig Bänden besteht, so ist das Wohn­zimmer schon ge­füllt. Ich mußte mir die Anschaffung daher versa­gen und griff zur eingeschrumpf­ten, fünfbändigen Kurzversion. Etwas zy­nisch finde ich die Anmer­kung in dem Vorworte dieses Werkes, das sich als Ersatz anbietet für den vorgenannten Achtzigteiler bei solchen Leuten, denen sich dessen Anschaf­fung aus „räumlichen oder zeitlichen Grün­den“ verbietet. Aus zeitlichen?!? Gut, als die ersten Bände erschienen, schrieb man noch Alterthum und Litteratur, so daß Abonnenten der ersten Stunde wohl kaum das Erscheinen der letzten Supple­mentbände erlebt ha­ben dürften, aber jetzt ist das Werk ja komplett. Viel­leicht ist das auch nur eine seltsam chiffrierte Sprache, die andeuten soll, daß man gar nicht genug Zeit mit Arbeiten verbringen kann, um den gan­zen Kram zu fi­nanzieren, denn billig sind die Bände weißgott nicht – klassische Philologen sowie sonstige Altertumswissenschaftler gehören eher zu den Gering- und Wennü­ber­haupt­verdienern unter den Gelehrten. Wenn man die ganze Pracht dann doch finanzieren kann und endlich den letzten Band in Händen hält, muß man die ersten schon wieder zum Restaurator geben, da es sich um Kamikaze­pa­pier mit Selbstzer­störungs­funktion handelt. Ich will nicht wissen, wie viel so ein Schinken dann für die Restauration verschlingt, ich glaube jedoch, die Rechnungen lassen den Besitzer ebenso chlorfrei erbleichen wie der Papierhersteller zuvor den Zellstoff.

Der Kauf dieses alten Le­xikons lohnt sich ohnehin nicht mehr, denn es wird be­reits ein neues herausgegeben. Je­doch wäre von dem sogenannten „Neuen Pauly“ um ein Haar die erste Auflage des ersten Bandes komplett eingestampft werden, da sich ein Scherzbold einen Artikel über altgriechischen Fußball – Ἀποπουδοβαλία ge­nannt – erlaubte, der dann sogar das Lektorat unbesehen überstand. Gelehrte sind leider in dieser Hinsicht häufig nicht sehr humorvoll, und den ar­men Schelm wäre das beinahe teuer zu stehen gekommen. Dabei ist ein solcher Scherzartikel im Wort­sinne durchaus geeignet, even­tuelle Nachahmer auffliegen zu lassen. So druckt beispielsweise der „Pschy­rembel“, das klinische Wörterbuch, seit 1983 einen Artikel über die „Petro­phaga lorioti“, vulgo Steinlaus, die angeb­lich eine große Gefahr für Bauten aus Stein und Beton darstellte. Hat man aber je gehört, daß eine komplette Pschyrembel-Auflage dieses offensichtli­chen Unsin­nes wegen und auf An­raten irgendwelcher verbohrter Medizinzau­sel einge­stampft wurde? Was mich hingegen durchaus stört, sind die blöden „Er­rata“ Anmerkungen am Ende etlicher Lexika, die bis heute die kostbaren Werke verunstalten. Es dürfte doch itzund kein Problem mehr sein, aufge­tretene Fehler noch vor dem Drucke zu korrigieren, doch da bleibt man konservativ und setzt hinten noch einen ganzen Wust an „Addenda et Corrigenda“ dran. Nicht nur un­begleitetes Schlafen, auch unprakti­sche Bücher, die mit Druckmetho­den von vor über hundert Jah­ren in den Satz gingen und dadurch über Gebühr aufge­bläht wurden, fördern so den Notstand an Wohn­raum!

Donnerstag, 12. August 2010

Lapsus sum

Warum gibts kein Schild zum Warnen
vor den Schalen von Bananen?
Ihr Inneres macht zwar begehrlich,
doch sind sie außen sehr gefährlich!
Tritt man aus Versehen drauf,
gibts Knochenbrüche dann zuhauf,
da hin man fällt mit großem Schwung.
Labi — labor — lapsus sum!

Mittwoch, 11. August 2010

Zur falschen Zeit am richtigen Ort



Foto: A.Ohlig
Die Dame links im Bilde sucht wohl gerade etwas in ihrer viel zu großen Handtasche, die sie wohl mit leeren Zigarettenschachteln, verwesendem Obste, vollgerotzten Taschentüchern, Lippenstiften, Schlüsseln aller Herren Schlösser, diversen Modezeitschriften, Plastiksprudelflaschen „con gas“ sowie einem Feuerzeuge „senza gas“ angefüllt hat. Die Dame im Vordergrunde stört das nicht; die ist damit beschäftigt, eine Urlaubsfotografie zu ruinieren, was die Dame dahinter (nicht zu sehen) erbost.

Dienstag, 10. August 2010

Im Taxi

Der Ort des Geschehens ist eine Großstadt zur abendlichen Hauptverkehrs­zeit. Unter den Blechkarossen mit heimkehrenden Berufspendlern ist ein Taxi. Der Fahrer hat eine etwa fünfzigjährige Dame an Bord, die, mit allerhand Ge­päck im Kofferraume, zum Bahnhofe gefahren werden möchte. Der Fahrer ist, nicht zuletzt des behindernden Verkehrsaufkommens wegen, sehr gereizt.

Fahrer So, da wären wir. Macht zwölf Mark achtzig.
Dame Was – soviel? Für die paar Meter?
Fahrer Bei dem Verkehr geht das nach Zeit, nicht nach Strecke!
Dame Ja, ja, Sie wissen schon, wie Sie einem das Geld aus der Tasche zie­hen können!
Fahrer Bislang haben Sie ja noch nichts herausgerückt!
Dame Wie? Ach so, ja ... Bitte sehr. Ich hoffe, sie können auf zwanzig Mark wechseln.
Fahrer Selbstverständlich, gnä’ Frau.
Dame Und eine Quittung, bitte.
Fahrer Bitte eine Quittung!
Dame Wie bitte?
Fahrer Es heißt bitte eine Quittung!
Dame Sehr wohl!
Fahrer Das „Bitte“ müssen wir wohl dann noch ein wenig üben!
Dame Was erlauben Sie sich denn? Ich habe doch bitte gesagt!
Fahrer Das hätte ich ja wohl gehört!
Dame Offensichtlich aber nicht!
Fahrer Sie wollen doch wohl nicht behaupten, daß ich einen Gehörschaden habe?
Dame Auf jeden Fall sind Sie die Unverschämtheit in Person! Aufgrund eines lächerlichen „Bittes“, welches Sie lediglich überhörten, ein sol­ches Theater zu veranstalten, grenzt ja wohl schon an Lächerlich­keit!
Fahrer Sie behaupten, ich sei lächerlich!
Dame Ach, halten Sie doch den Mund! Mit Ihnen streite ich mich doch nicht!
Fahrer Aha, bin ich also unter Ihrer Würde? Sie kennen wohl Artikel eins des Grundgesetzes nicht?
Dame Jetzt fängt der auch noch mit Juristerei an...
Fahrer „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Genau so steht es geschrie­ben!
Dame Reden Sie doch nicht so einen Quatsch! Nur weil sie einen Gehör- und offensichtlich auch noch einen gehörigen Dachschaden haben ...
Fahrer Zwingen Sie mich nicht dazu, Sie unsanft aus meinem Wagen zu befördern!
Dame Sparen Sie sich Ihre Kräfte lieber dafür, meine Koffer aus dem Wa­gen zu nehmen.
Fahrer Nachdem Sie mich so beleidigt haben, können Sie Ihrem Krempel allein da rausholen!
Dame Sie unverschämter Flegel! Das werde ich mir keine Minute länger mehr anhören!

Die Dame verläßt den Wagen und beeilt sich, ihr Gepäck aus dem Kofferraum des Wagens zu entfernen. Eiligen Schrittes geht sie dann zum Bahnhofsgebäude. Der Fahrer blickt ihr grinsend nach und steckt die sieben Mark zwanzig Wechsel­geld, von der Frau im Eifer des Wortgefechtes schlicht vergessen, wieder ein.

Montag, 9. August 2010

Ungeschriebene Frauengesetze


Foto: M. Reuter
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, daß Frauen immer zu mehreren auf die Toilette gehen müssen, und schon in der Schule wird dieses Verhalten gefestigt. Die Damengruppe links der Türe beratschlagt noch über die Gruppeneinteilung.

Freitag, 6. August 2010

Naseweise Bemerkungen über eine Ausdruckweise, die weniger Eloquenten die Zornesröte ins Gesicht treiben möge

Ich möchte mich heute an dieser Stelle selbst einer unangenehmen Eigen­heit meiner Person bezichtigen, nämlich der Besserwisserei, Neunmalklug­heit, Alles­wisse­rei, Rechthaberei, Gschaftlhuberei. Ich weiß nicht, ob sie da­her her­rührt, daß ich schreibe, und zwar nicht für eine große Zeitung mit vier Buchsta­ben (oder war es die Zeitung mit den vier großen Buchstaben?), sondern um mei­nem Geiste und meinen Fingern ein wenig Bewe­gung zukommen zu lassen. Mitun­ter gilt meine Ausdrucksweise für ein wenig verschroben, wo sie nicht gar antik anzumuten sei, so daß etlich un­geübtes Lesevolk entnervt meine Geistesfrucht in den Papierkorb zu befördern droht, auf daß es sie nicht mehr lesen müssen möge. Was den heu­tigen Griechen der Gegensatz zwischen Δημοτική und Κα­θα­ρεύουσα, ist mir der Antagonismus alltäglichen Deutschs und meiner wunderlichen Sprache. Nun möge man aber nicht vermuten, ich redete gar genau so, wie ich schreibe, das ist selbstverständlich nicht der Fall; vielmehr wissen die, die mich kennen, daß ich mir eher selten Fusseln an den Mund referiere. Ich lasse lieber re­den, das inspiriert mehr. Aber es wäre doch auch ein schauerlicher Kasus, schriebe ich gar, wie mir der Schnabel gewachsen.

Moselfränkische Indifferenz den feinen Unterschied zwischen „sch“ und wei­chem „ch“ betreffend ist jedermanns Sache nicht und daß in dem Wort­schatze meiner Heimat die Worte „als“ und „nehmen“ nicht existieren, son­dern wir im­mer „wie“ und „holen“ sagen, stößt etlichen, die derlei nicht ge­wohnt sind, auch übel auf. Damit könnte ich vielleicht den örtlichen Fastnachtsverein beglücken, aber im Münsterlande verstünde mich schon kaum noch jemand – und, was mich noch schlimmer dünkt, der dächte dann am Ende, daß da etwas Köl­sches aus meinem Munde quölle! Welch ein garstiger Gedanke! Nein, da bleibe ich lieber bei mei­nem hochgeschraubten Deutsch und würze es mit dem antiquarischem Wortschatze, der sich beizeiten in meinem Bregen niederließ, da ich mit Latein und Alt­griechisch gequält wurde, besser gesagt quälte ich mich selbst. Und jetzt bin ich so frei, andere mit meinem Ausdrucke zu martern. So habe ich mir angewöhnt, Ge­ni­tive und Dative meist voll auszuschreiben, also auf -es und -e enden zu las­sen, weshalb mir seitens einer Universitätsdozentin schon altprofessorale Allü­ren unterstellt wurden.

In der Schule wurde uns beigebracht, „tun“ sei kein Tuwort und wäre im Schrift­ge­brauche zu unterbinden; ich jedoch finde das wie eine Epidemie um sich grei­fende „machen“ noch viel schlimmer, weshalb ich es tunlichst ver­meide. Doch nun will ich eine Ausnahme machen, womit ich mit dem soeben Ge­schriebenen begonnen habe. Wie stumpfsinnig läse es sich, wenn ich alle Naselang mit „ma­chen“ ankäme: „Ich mache Texte“ – das klingt, als ob ich da mit einer Schere die Buchstaben ausschnitte und sie zu einem Wortsalate verarbeitete, ich schreibe lieber Texte. (Da fällt mir der griechische Ausdruck des „λογοποιός“ ein, welcher wörtlich übersetzt „Wortmacher“ heißt. Aber in der Antike hat man sowieso fast nur rhetorische Werke mit dem Blicke aufs Publikum zusammengeschustert.) Ferner mache ich auch keinen Urlaub oder Ferien, ich urlaube oder habe Ferien. Wenn mir etwas nichts ausmacht, ist es mir gleich. Macht etwas keinen Sinn, so hat es keinen und wird auch nie einen ergeben. Wer Türen auf- und zumacht, öffnet und schließt sie. Und wer in der Zeit da­zwischen saubermacht, der putzt, wäscht oder reinigt. Einen Rechner macht man nicht an oder aus, man schaltet ihn ein und schal­tet ihn aus. („Die Gefühle müssen raus!“) Es gibt so viele Tätigkei­ten, die durch das erbärmliche „machen“ geradezu entmenscht werden: „Machst du noch die Frau Müller?“ hieß es etwa in meiner Zeit als Aushilfskraft in der Altenpflege. Wie soll ich einen Menschen machen? Bin ich der Schöpfer­gott und in der Lage, aus Asche und Staub einen atmenden, fühlenden Men­schen zu gestalten, ihm den Odem des Lebens einzuhauchen?

Nein, das bin ich nicht, und deshalb bevorzugte ich die deutlichere Ausdrucksweise, in­dem ich ant­wortete: „Ja, ich wasche sie. Ja, ich gehe mit ihr zur Toilette. Ja, ich bringe sie ins Bett.“ usw. usf.

Einen weiteren scheußlichen Ausdruck vermittels „machen“ fand ich in Jacques Berndorfs Kriminalroman „Eifel-Filz“: „Ein Mann sollte ein Kind ma­chen, einen Baum pflanzen und eine arbeits­lose Soziologin be­schäf­tigen.“ Wir neh­men also einen Klumpen Lehm und ma­chen einen Nach­kommen daraus – welch verruchte Vor­stel­lung! Wobei ich dem Re­ste der Bemerkung uneinge­schränkt zu­stimme.

Ferner ist es für die Erstellung des Schrifttumes natür­lich auch sehr viel befreien­der, daß man nicht, wie in der Schulzeit oder auch als Beamter, an ir­gendwelche Recht­schreib­­regelungen ge­bunden ist, so daß ich, im Zuge der Verkür­zungs­möglichkeit, lieber nach alter Väter Sitte ß statt ss schreibe. Über­haupt muß man unseren deutschen Nationalbuch­staben ehren und vor allem nut­zen, denn keine andere Sprache der Welt hat un­ser ß, nicht einmal unser na­her Verwandter Luxemburgisch. A, ö und ü müssen wir ja noch mit anderen Spra­chen teilen, aber das ß bleibt uns al­lein.

So, jetzt aber genug der Lobpreisung, sonst quillt der nur als Minuskel existente Buchstabe gar noch zur Majuskel auf, und das will ich nicht verschul­den. Wenden wir uns lieber einer Frage von existentieller Wichtigkeit zu: Welche Be­deutung hat der Energieerhaltungssatz für das Leben nach dem Tode?

Mittwoch, 4. August 2010

Ultima Ratio

Aggressiven Kanistern ist in letzter Instanz nur noch durch das Anlegen einer stabilen Kette beizukommen.